Raubkopien
MP3?
Napster (also das „alte“ Napster, die Tauschbörse) ist schon lange tot, Audiogalaxy hat’s dahingerafft und die weltweite Tauschergemeinde ist entsetzt und sucht händeringend nach Alternativen. Hm, da fällt mir eigentlich nur eins dazu ein: „Wen juckt’s?“! Ich kann das Gejammer nicht nachvollziehen. Es handelt sich bei 99% der Nutzung dieser Dienste doch schlicht um eines: Diebstahl. Man besorgt sich eine Ware, die von jemandem zum Kauf angeboten wird, umsonst. Nicht irgendein Ersatzgut, sondern dasselbe, welches zum Verkauf steht. Wo ist da die Heldenhaftigkeit, wo das Recht zum Aufschrei über die „bösen“ Behörden, die auf Druck der Musik-, Film- und Softwareproduzenten nur ihren Job tun und die illegalen Umschlagplätze schließen?
Ich bin wie alle anderen auch der Meinung, daß die meisten der „getauschten“ Dinge auf legale Weise nur viel zu teuer zu erwerben sind. Ein Microsoft Office ist doch keine 400 Euro wert. Genausowenig wie eine stinknormale Musik-CD mit 17 Liedern drauf fast 25 Euro kosten darf, geschweige denn eine DVD, die oftmals für noch höhrere Preise über die Ladentheke gehen. Die Materialkosten sind bei allen elektronischen Medien zu vernachlässigen und bewegen sich im Centbereich. Das Geld, welches der Künstler letztendlich vom Preis abbekommt ist womöglich in den meisten Fällen auch nicht der Rede wert. Dumm und dämlich verdienen sich doch nur die Produzenten und Weiterverkäufer. Und genau da sollte man einschreiten. Nicht durch Raubkopiererei – das ist kurzsichtig!
Wenn jemandem Waren gestohlen werden, dann weiß er doch eines ganz gewiss: es besteht eine hohe Nachfrage. Also kann er den Preis raufsetzen, bis an die Schmerzgrenze des letzten unvernetzten und ehrlichen Käufers. Wenn man aber *richtig* auf die hohen Preise reagiert, dann sitzt die Wirtschaft auf dem trockenen und kann nur einen einzigen Weg gehen. Was ist aber richtig? Leute, kauft einfach keine zu teure Ware! Was macht denn ein Händler dann? Er senkt den Preis und nimmt vom Produzenten weniger ab. Dieser bemerkt dies und wird handeln. Er muß ebenfalls den Preis senken um wieder etwas abzusetzen. So einfach ist das. das lernt man doch im ersten Jahr an der höheren Handelsschule!
Bei Softwareprodukten ist es sogar noch einfacher ohne Konsumverzicht zu leben. Die erhältlichen Free- und Sharewareprogramme decken in den meisten Fällen komplett den Bedarf von Otto-Normaluser und müssen nur aus den reichhaltigen Pools geladen werden. Und ich zumindest bin bei einigen Programmen dann auch gerne bereit, dem Autor direkt ein paar Mark zu überweisen! Dieser wird sich mit Weiterentwicklung und neuen Versionen bedanken. Versionen, in denen womöglich von mir geforderte Features enthalten sind. Versucht das mal bei Bill Gates!
Sicher, jeder hat eine handere Schmerzgrenze bei Preisen. Musik-CDs kaufe ich nur noch sehr sporadisch, weil sie mir zu teuer geworden sind. Früher war das anders, sonst hätte ich wohl nicht an die 600 Silberlinge im Regal stehen. Nur wird heute auch jeder Scheiß gepusht den es ich zu kaufen einfach nicht lohnt. Also verzichtet auf Retorten-Müll und ladet ihn nicht illegal runter. Ihr schneidet euch ins eigene Fleisch. Nutzt Freeware wo immer möglich, aber unterstützt Autoren von Shareware, wenn die Programme nützlich sind.
Zu Filmen sage ich mal nichts, weil da *meine* Hemmschwelle noch nicht so ganz erreicht ist. Aber trotzdem kaufe ich DVDs nicht mehr im Laden, sondern besorge sie mir dort, wo’s günstig ist. Oder kaufe mir gebrauchte Sachen. Außerdem kann ich mir die miese Qualität eines DIVX Files wirklich nicht antun!
Also: Tauschen und Raubkopieren ist kurzsichtig und schadet auf Dauer nur einem – dem Konsumenten und damit euch selbst!
Der gute, alte Warenfetisch…
(Karl Marx, Das Kapital, Bd 1,Kap. 13)
In meiner Jugend haben LP-Schallplatten so zwischen 10 und 15 DM gekostet, umgerechnet in Euro also rund 5-8 Euro, mit der Einführung der CD wurde uns eine bessere (Klang-)Qualität und Haltbarkeit versprochen und der Preis angezogen, eine LP war immernoch billiger als derselbe Inhalt auf CD. Der Produktionsaufwand einer Schallplatte war dabei aber deutlich höher.
Mit welcher Berechtigung kostet heute eine CD, dessen Produktionsaufwand sich sicherlich seit der Einführung vor rund 38 Jahren noch deutlich verringert hat, aber welche sich nach einigen Jahren innerlich zersetzen kann 25 Euro, also ungefähr 50 DM?
Ist das mit der CD so wie beim 0,5l-Weizenbier aus der Flasche in der Gaststätte für 4,50 Euro (9 DM), welches jedoch im Supermarkt für 0,85 Euro (1,70 DM) zzgl 0,08 Euro Pfand zu haben ist? (Wobei auch die Supermarktpreise in den 1980ern sicher weit darunter waren)
PS: ganz böse Raubkopien haben wir übrigens auch gemacht, nur ging das damals komplett analog im kleinen Freundeskreis analog von Schallplatte auf Cassette oder Tonband. Oder man hat sich nen eigenen Sampler mit den LIeblingsliedern für den Ghettoblaster zusammengeschnitten. Ganz böse auch: Die begehrte Pop-Musik aus der Hitparade im Radio aufnehmen und diese Aufnahnen dann wiederum an Freunde kopieren, nur das Gesabbel des Moderators an Anfang und Ende störte manchmal.
Ist das nach über 30 Jahren eigentlich verjährt?
Aus dem Radio aufnehmen ist keine „Raubkopie“, auch für Freunde darfst Du (IIRC) eine Kopie machen, wenn Du keinen wirksamen Kopierschutz umgehst. Analogkopie ist somit fast immer möglich.
Was die Preise für Medien angeht, stimme ich Dir völlig zu. Auch Kinobesuche sind z.B. im Vergleich zu einem Kilo Fleisch viel zu teuer. Da hat sich in Jahrzehnten sehr viel in die falsche Richtung verschoben. Das schreibe ich in dem Text ja auch. Der ist übrigens schon ewig alt und noch aus meiner alten, statischen Seite „rüber gerettet“. Keine Ahnung wann genau der geschrieben wurde.
Andreas,
ich habe den Text nur rechts in der Liste gesehen, dass jemand drauf geantwortet hat. Sowas hat man öfter in Foren, dass jemand einen ganz alten Thread über eine Suchmaschine findet und drauf antwortet, obwohl das recht irrelevant ist.
Analogkopien waren auch verboten, stand oft auf der Schallplatte irgendwo drauf, in etwa so: „unerlaubte Vervielfältigung, Aufführung und Sendung sind verboten“.
Vom Radio aufnehmen war nicht verboten, aber kostete die Plattenfirmen auch viele Kunden.
Letzendlich sind derartige Kopien aber erheblich verlustbehaftet, entweder durch das Gesabbel des Moderators, oder die Verminderung der Klangqualität durch die Aufnahme auf schlechteren Medien mit schlechteren Geräten, abgenutzten Tonköpfen, bzw. wenn man von einer MC-Analogkopie eine weitere Kopie auf MC usw. macht. Da verliert man in der Regel die Höhen in den Tönen, kommt also irgendwann nur Dumpfmumpfmatsch raus.
Zitat (das ist nicht neu):
„Kopien zum privaten Gebrauch (§ 53 Absatz 1 UrhG) Natürliche Personen dürfen urheberrechtlich geschützte Werke für den Privatgebrauch ohne Zustimmung des Rechteinhabers vervielfältigen (§ 53 Absatz 1 UrhG). Es dürfen sowohl analoge, als auch digitale Kopien hergestellt werden.“
Dieses Recht wird durch pauschal Abgaben auf Rohlinge, Handys, Festplatten, usw. abgegolten.
Ich darf also für mich und „enge Bekannte“ (Verwandte, Freunde, …) auch eine Kopie herstellen. P2P ist davon nicht abgedeckt.
Im Übrigen dürfte ein Gesetz nicht eingeführt werden, welches völlig unkontrollierbar ist. Man denke z.B. an die Aufzeichnung einer Sendung (VCR, DVR).
Gruß,
fairtv