Wer wird verstärkt kontrolliert, wenn Radfahrer umgefahren werden?
Klar, die Radfahrer! NW-News: Polizei überprüft Radfahrer
… Statt morgens und mittags an beiden Schulzentren in Bad Oeynhausen, wurde die Zweiräder zwischen sieben und acht Uhr an zwei Stellen am Schulzentrum Süd überprüft … Ja, blöd dass es geschneit hat und so wenige auf zwei Rädern unterwegs waren. Trotzdem freut sich die Neue Westfälisch bereits auf das Ergebnis: Wie viel Radfahrer ohne oder nur mit mangelhafter Beleuchtung unterwegs waren lesen Sie in der Mittwochsausgabe der Neuen Westfälischen. Ich muss brechen. Diese Berichterstattung sowohl von der Polizei in deren Presseberichten und auch die unreflektierte Wiedergabe in den lokalen Medien ist alles, nur eins nicht: Fahrradfreundlich.
Die Realität sieht so aus:
- Auf dem Weg zur Arbeit heute morgen im „Dörgen“ zu dicht und mit deutlich mehr als den erlaubten 30 Km/h überholt worden
- Die Radwege entlang der „Eidinghausener Straße“ sind mit Schnee und Raureif bedeckt, die Fahrbahn nicht.
- An der Einmündung „Zum Friedhof“ und „Am Muldedamm“ zwingt mich jeweils ein Autofahrer zum starken Abbremsen, da er mir die Vorfahrt nimmt.
- An der Kreuzung zur „Steinstraße“ rauscht noch schnell ein LKW über die Kreuzung, während die Fußgänger-/Radfahrerampel auf Grün schaltet.
- Auf der „Königstraße“ werde ich, als ich mich bereits zum Abbiegen in die „Heinrichstraße“ eingeordnet habe, noch schnell von einem PKW überholt. Abstand Ellenbogenlänge.
- Vor den Grundschulen parken die Muttis gerne in zweiter Reihe die Straßen beidseitig zu, weil es ja so gefährlich ist, wenn die Kinder zu Fuß gehen. Natürlich achten sie vor dem Öffnen der Türen nicht auf eventuelle Radfahrer.
- Auf dem Nachhauseweg an der Einmündung „Breitenbachstraße“ in die „Steinstraße“ kunstvoll um einen auf dem Radweg haltenden PKW herumgezirkelt.
- Die Querung der „Mindener Straße“ Richtung Norden bei Grün befahren, als noch schnell ein LKW Richtung Osnabrück drüber rauscht.
- Von der Volksbank möchte gerne ein PKW-Fahrer auf die „Eidinghausener Straße“ und steht quer über Rad- und Gehweg. Hinter ihm ist niemand, einfahren kann er aufgrund des Verkehrs auch nicht. Muss mich von weitem gesehen haben, guckt mich aber bräsig und bewegungslos an. Wundert sich dann, dass ich mehr Zeit als er habe und er doch noch zurücksetzen muss.
- Direkt nach der Querung der „Werster Straße“ fährt mich ein Geländewagenfahrer beinahe mit seinem Pferdeanhänger um, weil er einfach ohne auf mich zu achten auf das Tankstellengelände bei Fiat Blöbaum einbiegt. Kann gerade noch ausweichen. Sagt mir auch noch ganz dreist, dass er mich gesehen hat, aber doch schneller ist als ich.
- Im „Dörgen“ kommt mir dann noch der Gegenverkehr erstaunlich nahe, weil auf seiner Seite Autos parken. Wundert sich, warum ich nicht in die Gärten der Anwohner ausweiche, sondern er anhalten muss.
Ich habe ausreichend Licht am Rad, nabendynamogespeist und halogenbefeuert. Man kann mich sehen.
Natürlich macht es aber richtig Sinn, mich zu kontrollieren, statt endlich und verdammt noch mal bei den Autofahrern anzusetzen! Weil solche Unfälle Polizei Minden-Lübbecke: Radfahrer bei Unfall mit PKW verletzt
… Bei Einbiegen nach rechts in die Detmolder Straße stieß sie mit einem 81-jährigen Radfahrer zusammen, der aus ihrer Sicht von links kommend auf der bevorrechtigten Detmolder Straße unterwegs war … kommen ja so gut wie nie vor. Meine Fresse!
Hallo Andreas,
Deine Liste ließe sich beliebig verlängern. Das ich noch am Leben bin, verdanke ich auch nur meiner defensiven, vorausschauenden Fahrweise. Als Radler bist Du der Looser und wenn Du Verkehrsteilnehmer auf ihre Fehler aufmerksam machst, bekommst Du auch noch den bösen Blick zurück.
Bad Oeynhausen ist noch ein gutes Stück weit von einer fahrradfreundlichen Stadt entfernt. Das liegt nicht nur am Wegenetz, sondern auch an der Mentalität der Bewohner und Gäste. Toleranz, gegenseitiger Respekt, etc scheinen mitunter Fremdworte.
Da nehme ich die gedankenlosen „Dusterfahrer“ ohne Licht aber nicht aus. Die ärgern mich nämlich auch gewaltig.
Wo fängt man da an? Mal abgesehen von einer weniger reisserischen Berichterstattung zu einem ernsten Thema in der Tagespresse? Ich habe keine Idee.
Gruß
Martin
Warum schreibst Du die meisten Straßennamen mit Anführungszeichen, aber einige ohne? Ich erkenne da kein System.
Zu Martins Frage, wie man anfangen kann: Neben dem Engagement in den Gesprächsrunden zur fahrradfreundlichen Stadt bzw. in den politischen Parteien ist ganz normale Öffentlichkeitsarbeit nötig.
Dazu gehören auch Leserbriefe (Blogpostings ausdrucken und zuschicken?), wenn mal wieder ein Zeitungsartikel (bzw. die Polizei) die Radfahrer schlecht dargestellt hat. Man muß aber auch direkt mit den Polizisten, die Unfälle aufnehmen und die Pressemitteilungen schreiben und den Journalisten ins Gespräch kommen. Vielleicht auch mal Fahrlehrer ansprechen, ob die den Fahranfängern zum Umgang mit Radfahrern auch gut genug ins Gewissen reden. Das dauert alles, bis es Wirkung zeigt, benötigt viel Zeit und Arbeitseinsatz.
Konkret würde ich vorschlagen, ein Blog/eine Website zum Thema fahrradfreundliche Stadt Bad Oeynhausen aufzustellen. Andreas hat ja selbst schon so viel gesammelt, Blogeinträge und »Radfahren in B.O.«. Aber das geht auf einer/einem »persönlichen Webseite/Blog« ein wenig unter. Auf einer Website, die sich nur mit dem Thema beschäftigt, können andere Interessierte mitarbeiten. Neben aktuellen Blogeinträgen könnten dort allgemeine Kritikpunkte zu Radwegen oder Helmpflicht oder Unfallstatistiken veröffentlicht werden, Tips für Rad- und Autofahrer für ein sicheres Miteinander, Ausflugsziele und Radrouten, usw.
@Lars Die Namen sind ohne Sinn und Verstand so geschrieben. Ich wollte eigentlich die Eigennamen alle dadurch kennzeichnen – hab’s aber offensichtlich im Schreibfluss nicht geschafft;-)
Mit der Öffentlichkeitsarbeit (um auch Martins Frage mit anzuschneiden) hast Du Recht. Genau das wurde in den Gesprächen der Arbeitskreise und der großen Runde immer wieder gefordert. Es passiert aber nichts. Auch mit der Presse habe ich schon geredet. Zeitweise habe ich ja auch alle Nase Leserbriefe geschrieben, die vielfach sogar gedruckt worden sind. Allerdings ist ein Leserbrief für die meisten Leser der Zeitung etwas deutlich anderes als ein redaktioneller Beitrag. Und bei denen fehlt mir mehrheitlich die Fahrradfreundlichkeit bzw. die Reflektion über Hintergründe. Die Pressemeldungen der Polizei werden z.B. jeweils fast oder sogar wortwörtlich übernommen, ohne den Sachverhalt ganz kurz zu überdenken und eine Wertung hinzuzufügen. Genau soetwas wünsche ich mir aber von Journalisten. Für Presseticker benötige ich keine Lokalpostille.
Auch habe ich mit den Pressestellen der Polizei bereits Kontakt gehabt – zugegeben, seit dem tödlichen Unfall im Siel nicht mehr – und auch dort ist meinem Empfinden nach, kein Umdenken in Sicht. Wozu auch, ich habe den Eindruck man merkt an den Stellen gar nicht, wie unterschwellig radfahrerfeindlich diese Berichterstattung ist und wie wenig sinnvoll die eigenen Maßnahmen tatsächlich sind.
Zu der Sammelseite im Netz: Meinst Du vielleicht sowas? Das habe ich nachdem wir ein Mängelkataster in einem der runden Tische Ende 2008(!) angeregt hatten, innerhalb von 1 Tag gebastelt und online gestellt. Die Verwaltung hatte an der – selbst inoffiziellen – Nutzung kein Interesse und verwies darauf, etwas eigenes machen zu wollen. Wie gut das funktioniert wirst Du mir sagen müssen. Ich weiß nicht, wo ich das funktionierende Mängelmeldesystem der Stadt finde …
Gepflegt habe ich die Seite nicht mehr und habe in der letzten Woche sogar überlegt, die Domain verfallen zu lassen. Irgendwann verliert auch der größte Enthusiast und Idealist seine Lust.
Andreas, ja, sowas. Hatte ich gar nicht mehr in meinem aktiven Gedächtnis, obwohl ich vor einer Weile schon einmal drauf war.
Das mit mehreren Leuten betreiben. Etwas weniger Textwüste im Blog (Wie der derzeitig aktuelle Artikel. Natürlich soll es schon in die Tiefe gehen, aber so ein Artikel als Begrüßung motiviert den Gelegenheitsbesucher nicht zum Lesen. Da dann lieber nur anreissen und auf eigentliche Artikelseite verlinken und irgendwie noch eine Begrüßung zu Sinn und Zweck der Website oben einbauen).
Du kannst dort auch Deine Artikel von hier »crossposten«, damit es dort etwas aktueller und belebter wird.
Wichtig sind bei sowas aber immer Leute, die auch mitmachen.