Dieter Gorny glaubt wahrscheinlich sogar was er sagt
Der Westen: Gorny für Internetsperren bei Urheberrechts-Verletzungen
… Die Musikbranche steckt in der Krise: Die Umsätze brechen international auf breiter Front ein – Und Schuld daran ist nach Ansicht der großen Labels die illegale Verbreitung von Musik im Internet. Die Absage der Popkomm, die mit der Erwartung zu geringer Fachbesucherzahlen begründet wurde, ist daher auch als politisches Signal der Musikindustrie gegen Urheberrechtsverletzungen im Onlinebereich zu verstehen … Popkomm-Gründer Dieter Gorny erklärt im Interview mit DerWesten, warum er das französische Modell für sinnvoll hält: Internetsperren bei Urheberrechtsverletzungen. Wahrscheinlich glaubt der Herr Gorny sogar, was er da sagt. Ansonsten müsste man ihm ja unterstellen, dass er sich seiner eigenen Misere bewusst ist und die Leute, die ihn bezahlen, übel beleidigt, beschimpft und belügt.
Ich habe das hier im Blog schon vielfach geschrieben: an der Talfahrt der Musikindustrie ist natürlich nicht das Internet schuld. Es sind ganz einfach die miserablen Angebote. Ich kauufe keine CDs mehr, weil es sich angesichts der aktuellen Lage auf dem Musikmarkt innerhalb meines Geschmackrahmens einfach nicht lohnt. Da ist nichts bei, was ich zu den aufgerufenen Preisen im Schrank stehen haben möchte. Das letzte Album, war IIRC von Goldfrapp – und das ist auch schon wieder 2 oder 3 Jahre her. Früher war das anders, ansonste hätte ich ja keine 600 Silberlinge im Schrank!
Trotzdem lade ich keine Musik illegal herunter. Ich nutze Napster und bin mit der quasi radioartigen Streamingfunktion ausreichend gut bedient. Das spült natürlich nicht so viel Kohle in Herrn Gornys Tasche und genau das ist das Problem, was er hat. Er wird nicht reich genug und muß das irgendwem anlasten. Damit, dass er die Schuld nicht bei sich sucht, ist er da nicht alleine. Nur kann Opel nicht behaupten, dass ihre Autos kostenlos aus dem Netz heruntergeladen werden.
Die Musikindustrie – und in diesem Fall Herr Gorny – ist ziemlich dumm, immer noch die Mär vom bösen Downloader zu verbreiten. Denn spätestens, wenn die Politik vor der Lobby eingeknickt ist und man dann feststellt, dass die Verkaufszahlen von Musik trotz Three-Strikes immer noch nicht steigen und die Anzahl der mißbrauchten Kinder trotz plakativer Stoppschilder gar nicht sinken, kommt man in Erklärungsnot.
Eine Kulturflatrate halte ich ebenfalls für Blödsinn. Über die GEZ regen sich alle auf und so eine Flatrate für alles ist ja nichts anderes. Im Gegenteil, ich bezahle dann ja doppelt wenn die öffentlich rechtlichen im Radio rechtegeschütze Musik abspielen!
Herr Gorny behauptet, die Musik sei gut. Opel sagt das von seinen Autos auch.
der Denkfehler der Musikindustrie ist, dass das Filesharing Hauptursache für die Umsatzrückgänge ist. Sie nehmen an, dass jeder der ein Lied runterlädt ein entgangener Käufer ist, was im Grunde falsch ist. Nicht jeder der eine Probefahrt macht kauft sich danach gleich das Auto. Nicht jeder der ein kostenloses Probeabo in Anspruch nimmt wird danach Abonnent der Zeitschrift. Aber jeder der ein Lied runterlädt würde es ansonsten auch kaufen – sicher!
Vor paar Wochen wurde eine Studie veröffentlicht, dass Konsumenten über die Jahre immer weniger Geld in ihr Hobby Musik, dafür mehr in Filme und Videospiele investieren. Offensichtlich sind Filme und Videospiele attraktiver als Musik für heutigen Konsumenten. Ausserdem sind die Preise für Filme, Videospiele und Musik gestiegen – die Produkte dagegen immer schlanker geworden (Videospiele mit weniger Spielzeit, Film-DVDs enthalten wenn sie unter 10 Euro kosten lediglich den Film ohne Extras in einer lieblosen Verpackung, CDs mit Kopierschutz, Standardbooklet, liebloses Case).
Die Kaufkraft des Konsumenten ist maximal die selbe wie vor 10 Jahren (als das Geheule der Musikindustrie begann), eher sogar weniger geworden (Lebenserhaltungskosten gestiegen, Einführung des Euro etc.). Gleichzeitig lernt man immer mehr Bands kennen, immer mehr Filme, immer mehr Videospiele von denen man höchstwahrscheinlich nie erfahren hätte durch das Marketing im Kinosaal, im örtlichen Musikladen, im Radio, oder in den Musikshows im TV. Der Geschmack des Kunden wird selektiver, man möchte immer mehr konsumieren. Demgegenüber sind die Preise für Filme, Videospiele und Musik gestiegen, nun muss der Konsument mit seinem beschränkten Budget und beschränkten räumlichen Platz entscheiden was er erwerben möchte. Gäbe es Filesharing nicht, würde er einfach Prioritäten setzen, einen Teil kaufen, den Rest viel später oder was viel wahrscheinlicher ist (da ja immer mehr neue Sachen erscheinen) garnicht.
Ist es also der Wunsch der Musikindustrie, dass der Konsument mehr runtergeladenes käuflich erwirbt muss er dem Produkt einen Mehrwert gegenüber der mp3 aus der Tauschbörse geben. Möglich ist das durch einen attraktiven Preis, durch eine attraktive Verpackung, mehr Freiheiten statt Restriktionen für den Kunden (kein Kopierschutz, stattdessen bereits gerippte mp3s mit 320 kbps VBR auf dem Datenbereich der CD beim Zugriff mittels des PCs + High-Resolution Cover als JPG, die Audio-Tracks zum Anhören im CD-Player sollten weiterhin drauf sein), Anreize mit einem einlösbaren Code exklusive Merchandising-Artikel erwerben zu können uvm.
Meine letzte CD war die "Black Ice" von AC/DC, und das auch nur, weil sich die Band kategorisch gegen Downloads aus dem Netz stemmt. Dem Verkauf der Scheibe hat es nicht geschadet, die Fanbase ist einfach riesig. Außerdem hat die Musik der fünf Jungs (zumindest für mich) eine besondere Qualität.
Ansonsten kaufe ich – wenn ich es tue – nur Einzeltitel. Und zwar genau die, die mir gefallen. Ohne den Ballast der Fülltitel, die sich meist noch auf den CDs befinden. Mein Dealer ist dabei iTunes, ich mag eben die gute Verwaltung und einfache Bedienung.
Früher kaufte ich gern Sampler wie Bravo Hits o.ä. Irgendwann fiel auch bei mir der Groschen, dass diese Musik ja a) sowieso im Radio hoch und runter geleiert wird und b) eben eine geringe Halbwertzeit hat (obwohl es auch Ausnahmen gibt). Warum soll man also für überteuerte, aufgeblasene Radioware zahlen.
Herr Gorny wollte als Viva-Chef schonmal MTV vom Markt drücken. Die Realität sieht anders aus, scheint aber auch für ihn keine große Bedeutung zu haben.
Zu dem Blogeintrag muß ich eigentlich gar nichts mehr sagen. Nur eines: ich habe mir mal vorzustellen versucht, wie man einen Opel am Computer herunterlädt … *g*