Überwach.de

Es gibt in unserem Lande derzeit offensichtlich Bestrebungen die Geheimnisse unserer privaten Rechner ausspionieren zu wollen. Ein nach einem Attentat auf ihn im Rollstuhl sitzender Politiker hat da ganz konkrete Vorstellungen, was vor ihm nicht sicher sein soll. Naheliegend, dass da die unprivat vorliegenden Texte und Dateien eh schon angeschaut und „überwacht“ werden. Dies zu dokumentieren hat sich die Aktion Überwach auf die Fahnen geschrieben. An sich eine Sache, die keinem weh tun sollte und die aufzeigen kann, welche Stellen auf welche Seite zugreifen (so sie denn mitmachen).

Ich habe den Code auch versucht einzubinden – was zunächst aufgrund der fehlerhaft zur Verfügung stehenden Zeilen nicht problemlos klappte. Habe mich aber nie groß darum gekümmert. Vor zwei Tagen habe ich dann aber doch mal gebastelt, die Sache lauffähig integriert und abgewartet. Bei Unkreativ habe ich kurz darauf kommentiert, dass die gewonnenen Erkenntnisse erst mal sehr differenziert betrachtet werden sollten. Und nachdem auch mein Codeschnippsel bereits nach knapp einem Tag mehrer Zugriffe von Regierungsstellen verzeichnete, habe ich die Überwach-Aktion wieder von meiner Seite genommen.

Warum? Weil die Zugriffe genau auf die Themen erfolgten, die auch andere „normale“ Zugriffe zum Ziel haben. „Wie baue ich eine Holzterrasse?“ – „Wie heilt meine Achillessehne ab?“ – „Wie restauriere ich eine Vespa?“ … Ich finde es völlig unverwunderlich, dass in Regierungsbüros Leute sitzen, die sich genau für solche Dinge interessieren und da mal (meinetwegen auch vom Arbeitsplatz aus) nach suchen und meine Seite finden. Das hat aber überhaupt gar nichts damit zu tun, was die Aktion Überwach hinter Zugriffen solcher Institutionen vermutet. Und wenn man als Blog-/Seitenbetreiber bei dieser Aktion blind mitmacht und hauptsächlich Katzenbilder veröffentlicht, dann ist ein Zugriff eines katzenbildsuchenden Regierungsmitarbeiters kein bißchen ungewöhnlich. Erscheint aber trotzdem in der Statistik von Überwach und zeichnet ein gar schreckliches Bild von Regierungsstellen, die alle möglichen Seiten aufrufen. Genau, das tun sie. Weil sie Holzterrassen, Achillessehnen und Katzenbilder sehen wollen.

Ich möchte damit auf keinen Fall etwas gegen die Aktion Überwach sagen. Die Intention ist in Ordnung. Nur macht es keinen Sinn, dort blindlings Seiten einzutragen. Seiten sollen von Menschen besucht werden. Und auch im Regierungsapparat arbeiten Menschen. Klingt komisch, ist aber so. Je mehr (und ich meine das nicht abwertend) 08/15-Seiten sich bei Überwach anmelden, desto verwässerter wird die Aussage. Andersrum gibt es allerdings auch ein Problem: melden sich nur „verdächtige“ Seiten mit kritischem Inhalt an, dann ist ein Zugriff von den geloggten Stellen ebenfalls nicht unerwartet.

Was bringt das dann also? Ist eine ehrliche Frage, ich habe keine Antwort darauf. Mit den derzeitig dort veröffentlichten Listen kann man jedenfalls nichts anfangen. Außer sich einen Button ans Revers heften „Ich bin auch überwacht worden!“ … und wie gesagt, dass ist im Zweifel noch nicht einmal richtig.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

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