Wir haben genug Platz auf den Straßen

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Heute morgen, während ich auf dem benutzungspflichtigen Radweg wieder einmal nicht weiter kam, weil mir eine Autofahrerin quer auf dem Radweg vor der überfüllten Eidinghausener Straße stehend, die Vorfahrt nahm, fiel mir ein Gespräch von vor einiger Zeit ein. Ich diskutierte über den Radverkehrsanteil und die vielen Leute, die morgens alleine in ihren Autos sitzen, 8m² Verkehrsfläche belegen, die Luft verpesten und die Straßen kaputt(*1) machen. Wenn all diese innerörtlichen Berufs-Pendler und Schulkinder zur Schule bringenden Mamas – bzw. bei den Mamas deren Kinder – das Fahrrad nutzen würden … Kerl, wäre das ruhig, schön und sicher auf den Straßen.

Ich sei ein Spinner, wurde mir da entgegnet. „Wo soll man wohl mit diesen tausenden von Fahrrädern hin? Die Radwege nehmen soviel Verkehr doch gar nicht auf.“ – Richtig! Sollen sie auch nicht! Denn wenn diese Legionen von Fahrradfahrern tatsächlich mit dem Fahrrad am Straßenverkehr teilnehmen, dann sitzen sie ja nicht mehr in den 8m²-Grundfläche-Fahrzeugen, sondern auf 0,8m²-Grundfläche-Fahrzeugen und belegen nur noch 1/10tel der Verkehrsfläche. Man hat also auf der Fahrbahn für jedes Fahrrad, welches ein Auto ersetzt, 90% Platz gespart. Dann ist dort mehr als reichlich Platz vorhanden! Kein Stau mehr, entspannteres Fahren und die Autofahrer, die dann immer noch unterwegs sind, haben auch keine Probleme mehr. Win-Win!

„Es können aber doch gar nicht so viele Leute statt des Autos mit dem Rad zur Arbeit fahren!“ – Äh, bei mir im Büro (die Kollegen kennen meine Einstellung ;-) habe ich von 4 Männern tatsächlich mit 3 Kilometern den kürzesten Arbeitsweg. Die weiteste zurück zu legende Strecke ist allerdings auch nur 4,5 Kilometer lang. Ich bin in diesem Jahr bereits einmal mit dem Auto zur Arbeit gefahren. Von den Kollegen ist in den letzten 3 Jahren tatsächlich einer einmal mit dem Fahrrad gefahren. Das Potential zum Umstieg existiert also reichlich – betrifft ja nicht nur mein Büro ;-)

In einer anderen großen Bad Oeynhausener „Firma“, der Stadtverwaltung mit mehr als 500 Mitarbeitern, haben im letzten Jahr bei der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ etwas über 30 Mitarbeiter mitgemacht. Deutlich weniger als 10% bei einer besonderen Aktion! Nun werden einige auch ohne Aktion mit dem Rad gefahren sein, trotzdem ist ein Anteil von Radfahrern deutlich unter 1/10 sicher nichts, was man als Radaktivist freudestrahlend zur Kenntnis nimmt.

Während ich das alles überlegte, war die Frau vor mir – hektisch gestikulierend – langsam rückwärts fast ganz vom Radweg gerollt, um dann vehement vorwärts vor mir her zu ziehen … schließlich war im Autoverkehr auf der Eidinghausener eine kleine Lücke, die sie nutzen musste! Und ich durfte dann auch weiter fahren.

*1Wir zahlen für 3 Fahrzeuge – die sehr viel rumstehen – KFZ-Steuer. Mir muss keiner damit kommen, dass ich mich als Radfahrer nicht an den Kosten für die Verkehrsinfrastruktur beteilige!

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

1 Kommentar zu „Wir haben genug Platz auf den Straßen

  1. Was ist hier logisch;
    (Fahr)rad – (Fahr)bahn
    (Fahr)rad – (Fuß)weg
    und wenn einen die ewig gestrigen als Spinner bezeichnen muss das als Lob verstanden werden. Wer nicht begreift das weder der Platz, Energie und Rohstoffe reichen damit wir alle Autofahren der dürfte der wesentlich größere Spinner sein. Was berechtigt uns die anderen Völker der Erde auszubeuten und zu vergiften damit wir unseren Egoismus ausleben.

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