Hagemeyer verlässt die Innenstadt von Bad Oeynhausen
Ein weiterer großer Einzelhändler verlässt im nächsten Jahr die Innnenstadt. Das Kaufhaus Hagemeyer ist so lange ich denken kann in der Klosterstraße ansässig. Und ich habe dort als Teenager meine ersten Arbeitsklamotten gekauf; Anzug und Krawatte. Und natürlich lagen regelmäßig auch T-Shirts und Pullover für die Freizeit auf dem Tresen. Bis vor vielen Jahren die Geschäftsführung beschlossen hat, 50% ihrer potentiellen Kundschaft nicht mehr bedienen zu wollen. Ab da konnte ich mein Geld leider nicht mehr bei Hagemeyer lassen. Sie wollten es nicht. Genau das habe ich vor elf Jahren bereits aufgeschrieben und seitdem hat die Geschäftsführung des Kaufhaus Hagemeyer exakt gar nichts getan, um an der eigenen Situation etwas zu verändern. Mir ist es jedenfalls bei den täglichen Runden durch die Innenstadt nicht aufgefallen.
Krise der Bad Oeynhausener Innenstadt: Modehaus Hagemeyer schließt Kurstadt-Filiale
[…] Doch die fehlende Kaufkraft, die Situation der Innenstadt, das schlechte Stadtmarketing, die Parkplatzsituation und nicht zuletzt die Baustellen führten nun dazu, dass Hagemeyer den Mietvertrag für die Klosterstraße nicht verlängert. […]
Kaufkraft, OK, da bin ich u.U. dabei. Vielen sitzt das Geld nicht so locker. Aber ich z.B. würde Klamotten dort kaufen – allein schon aus Bequemlichkeit – soll es aber nicht. „Schlechtes Stadtmarketing“? Mir fällt kein Marketing der Fa. Hagemeyer auf. Was tut das Unternehmen denn selbst? Die Baustellen hindern mich nicht im Geringsten täglich zur Arbeit oder auch zu Hagemeyer zu gelangen. Hunderten anderen Menschen gelingt dies ebenfalls. Die Innenstadt ist komplett erreichbar.
Ich bin in den ganzen Jahren übrigens nur selten mit dem Auto dort zum Einkaufen gewesen. Niemals hatte ich dabei Probleme einen Parkplatz für das Kfz zu finden. Wir haben hunderte Parkplätze in unmittelbarer, fußläufiger Entfernung. Selbst das Parkhaus im Sültebusch ist nur 500 Meter zu Fuß entfernt und steht praktisch zu jeder Tages- und Nachtzeit leer. Wer angesichts dieser Tatsache von fehlendem Parkraum redet, möchte keine Verantwortung übernehmen und den schwarzen Peter weiterreichen.
Ich fahre übrigens auch nicht zu Hagemeyer in Minden zum Einkaufen, nur weil dort ein Parkhaus angeflanscht ist. Ist mir schlicht zu weit und zu aufwändig. Ich nutze dann Bruno Kleine – oder für Hemden, T-Shirts, Socken und Unterwäsche das Internet.
Ich kann in der Innenstadt keine Schuhe mehr kaufen, keine Hemden, keine Hosen, keine Elektronikartikel und keine Teile für mein Fahrrad. All das war vor Jahren noch möglich und wurde mindestens von mir genutzt. Wenn allerdings das fehlende Innenstadtangebot an anderer Stelle komprimiert vorhanden ist – übrigens mit u.U. genauso langen Laufwegen vom Parkplatz bis zum Geschäft – dann nutzen die Menschen diese Stelle. Und wenn spezielle Waren nicht vor Ort erhältlich sind, dann bestelle nicht nur ich diese Dinge im Internet. Das sind die Treiber. Da müsste man sich als Unternehmen anders aufstellen. Die Schuld bei nicht in der eigenen Veratwortung liegenden Variablen zu suchen, ist aber natürlich viel bequemer!
Hagemeyer schließt, weil Kunden deren Angebot nicht mehr nutzen. Ich kann das Angebot von Hagemeyer nicht nutzen, weil sie mir keins machen. Das ist der Grund, warum *ich* dort nicht mehr eingekauft habe.
Bei dem Thema ist nie zielführend, wenn man von sich auf die Allgemeinheit schleißt. Ein großer Teil kauft inzwischen Fast Fashion. Mit ist meine Zeit zu schade, andauernd Kleidung zu kaufen und bald wieder zu entsorgen. So häufig pflege ich meine Kette nicht, dass ich andauernd aussortierte Kleidung bräuchte. Amazon ist inzwischen der bedeutenster Händler in Deutschland. Meine Vermutung: Weil man es gewohnt ist und es da „alles“ gibt. Wer auf den Preis achtet, wird wo anders fündig. Erwartbar werden die Konditionen laufend schlechter, wo die Leute konditioniert sind.
Dein Artikel hat aber einen interessanten Ansatz, den ich noch nie umgesetzt gesehen habe: Die Laufwege in Shopping-Zentren sind auch nicht kürzer als in den ganzen Kleinstädten. Bad Münsterfiel hatte den Ansatz, die Innenstadt als Outlet-Center zu positionieren. Das geht in die Richtung.