Falschparker ansprechen mit unerwartetem Ausgang
Am Donnerstag sehr lange im Büro gewesen, obwohl wir an dem Abend auch noch den offenen Grünen Stammtisch in der Druckerei hatten. Auf dem Nachhauseweg durch den Siel, fahre ich am Tambararebrunnen vorbei und da parkte wieder mal jemand in der Brunnenanlage. Kostet ja nichts und der Stadt ist es augenscheinlich egal. Hinter dem Audi A6 4.5 tfsi stand ein leicht zauseliger, älterer Herr mit einem Rollator. An sich nicht ungewöhnlich, dass solche optisch eher nicht zum Fahrzeug passender Mensch, damit unterwegs ist. Und auch nicht, dass jemand seinen Rollator aus dem Kofferraum zerrt, nachdem er das Auto geparkt hat.
Ich sprach den Mann also an und fragte höflich ob es sein Fahrzeug sei. „Natürlich, blöde Frage!“ – das fing ja gut an. Habe ihm dann kurz gesagt, dass das kein Parkplatz sondern die Freifläche um einen Brunnen ist. Er wurde daraufhin leicht aggressiv und lauter im Ton. Ich solle abhauen, um die Ecke steht die Polizei, die wüsste Bescheid und alle Taxisfahrer auch. OK!? Nicht das erste Mal, dass mir jemand so einen Blödsinn in dem Ton erzählt. Mir kam es aber komisch vor und fragte nochmal, ob das sein Fahrzeug sei. Ob ich denn komplett verblödet sei, wurde ich gefragt, natürlich nicht. Der Wagen ist geklaut. Ich solle abhauen. Ähja. Selbst das wäre unter sarkastisch zu verbuchen gewesen. Er rollte dann zur Fahrertür und wollte dies öffnen – was nicht gelang. War abgeschlossen. Daraufhin schaute er durch das Fenster ins Innere.
Da war mir eigentlich klar, dass was nicht passte und ich fragte, ob ich jemanden informieren solle. Wurde abgelehnt und ich beschimpft. Dann war er plötzlich super fix an der Fahrbahn und hielt ein Auto an, um mit dessen Fahrer zu sprechen. Ich zur Fahrerseite und gefragt, ob er den Herrn kenne. Das wurde verneint und ich sagte dann, dass ich wohl besser die Polizei rufe. Der Autofahrer nickte nur und fuhr dann fort.
Habe die Polizei informiert, Standort durchgegeben und versichert, dass ich vor Ort bleibe. Der ältere Herr saß zusammen gekauert auf seinem Rollator und guckte auf den Boden. Immer wenn ich in ansprach war er leicht aggressiv und beleidigend. In der Zeit sind sehr viele Menschen vorbei gegangen und gefahren, die von der Situation keine Notiz genommen haben und vorher hat sich ja augenscheinlich auch niemand gekümmert. Nur ein Pärchen schlenderte vorbei und die Frau guckte mehrfach. Kam dann, als sie schon eine Ecke weiter waren, zurück und fragte ob alles OK sei. Ich habe gesagt, dass ich bereits die Polizei gerufen habe, der Herr offensichtlich verwirrt ist und ich warte, bis er abgeholt wird und mich für die Nachfrage bedankt. Da meinte sie nur „Nein, nein, ich bedanke mich bei Ihnen!“ und da war ich schon ein bisschen gerührt.
Es dauerte ca. 15 Minuten bis die Polizei den Tamabararebrunnen nicht gefunden hat, sondern am Eingang zum Bahnhof suchte. Bin schnell hin gesaust und habe sie zum Brunnen gerufen. Dort angekommen wurde der Mann von der Polizistin schon mit Namen begrüßt – den hatte er mich zwischenzeitlich auch gesagt. Augenscheinlich wurde er bereits vermisst. Polizei hat kurz gedankt und mich dann fortgeschickt. Alles gut.
Es ist nicht einfach, Menschen anzusprechen. Weder weil man ihnen mitteilen möchte, dass sie sich gerade falsch verhalten und vielleicht noch mehr, wenn man helfen möchte. In diesem Fall kam beides zusammen. In jedem Fall, sollte man sich einfach mehr trauen.
Schreibe einen Kommentar