Aber die Radfahrer …
Seit Anfang Oktober habe ich mehr oder weniger regelmäßig eine Kamera am Fahrradlenker und filme den Weg zum Büro und wieder nach Hause. Nahezu täglich sehe ich dabei KFZ-Führende, die orange komplett ignorieren und viel zu oft eben auch noch bei rot rüber fahren. Einige Videos dazu habe ich ja auch hier online gestellt. Neulich hatte ich beim Frühstück darüber wieder eine Diskussion die mit „Aber die Radfahrer …“ völlig standesgemäß abdriftete. Und weil ich auch Radfahrende anspreche, wenn sie Bockmist machen, hier der einzige Radfahrer, den ich seit Anfang Oktober filmen konnte, wie er eine rote Ampel ignoriert!
Ja, es gibt solche Menschen und ich finde das richtig Scheiße. Es kommt – zumindest hier bei uns in der Pampa – allerdings so gut wie gar nicht vor. Wenn man dann mit „Aber die Radfahrer …“ ankommt, disqualifiziert man sich für mich von vornherein für eine ernsthafte Diskussion. Weil eben „die Radfahrer“ in der überwältigen Mehrheit nicht für Unfälle verantwortlich sind, bei denen sie schwer verletzt oder getötet werden. Und diese gut drei Viertel aller Unfallverursacher kommen mir dann mit „Aber die Radfahrer …“ – Ja, die halten sich auch mal nicht an Regeln. Allerdings ist das deutlich weniger gefährlich, als wenn man es mit 1.500 Kg Stahl um sich herum tut. Und letzteres ist gesellschaftlich sogar noch akzeptiert. Ist doch nichts passiert!
Und wenn ich über diese gesellschaftliche Akzeptanz von KFZ-Fehlverhalten rede, meine persönliche Gefährdung an konkreten Beispielen erläutere und Lösungen diskutieren möchte, dann ist „Aber die Radfahrer …“ nur eins: dumm.
Jep. Das ist stets ein billiges, verzweifeltes „Haltet den Dieb!“
Angesichts der Gefährdungspotenziale könnten 1 Mio totale Anarcho-Radler kein derartiges Schlachtfeld hinterlassen, wie es Kfz-Nutzer jeden Tag anrichten.
ich lebe in einer Stadt mit rund 250000 Einwohnern und kann nur sagen, dass sich Kraftfahrer, Radfahrer und Fußgänger bei Verstößen nicht viel unterscheiden.
Zu Rotlichtverstößen werden hier Radfahrer sogar verleitet, bzw gezwungen. An breiten mehrspurigen Straßen mit Mittelstreifen oder Straßenbahn in der Mitte schalten die hinteren Ampeln früher grün und wieder auf rot, als die Ampeln am Beginn der Überquerungsfurt. Gleichzeitig haben parallel Ampeln für den Straßenverkehr noch viel länger grün. Man steht hier mehr, als das man voran kommt, wenn man bei jeder roten oder gerade rot werdenden Ampel im Umkreis von 20-30m stehen bleibt.
Gerade vor Weihnachten und Silvester fuhren jedoch die Autofahrer besonders chaotisch, purer Stress, man musste doppelt und dreifach aufpassen. Auch die Fußgänger liefen unerwartet, ohne zu schauen in den Radweg oder auf die Fahrbahn.
Zum Teil legt die aggressive Fahrweise der Kraftfarher auch an den hochmotorisierten und mit technischen Hilfsmitteln ausgestatteten Fahrzeugen. Ich bin ja mit fast 50 ein alter Sack und in den 1970ern wäre ein Auto ohne ABS und Co. längst aus der Kurve geflogen, oder in die Kreuzung gerutscht. Früher fuhr man durchaus vorsichtiger und das Imponiergehabe mit GTI, 5erBMW usw. war auch deutlich weniger. Würde man heutige Autofahrer vor Erwerb der Fahrerlaubnis auf charakterliche Eignung (MPU) untersuchen, würden einige gar keine Fahrerlaubnis bekommen.
Und die Radfahrer haben eigentlich bei uns in der Grundschule auch mehrfach Verkehrserziehung und eine „Fahrradprüfung“ gehabt, bei manchen kam noch ne Mofa-Prüfbescheinigung hinzu und ich habe auch noch eine Fahrerlaubnis Klasse B. Ich möchte nicht wissen, wie viele der „bösen“ Radfahrer auch gleichzeitig einen Führerschein haben und durchaus wissen was sie eigentlich dürfen und was nicht.
Und dann gibts noch Fälle, wo die Autofahrer die roten Ampeln von Fußgängern sehen, aber nicht die neuen Fahrradampeln, die für Radfahrer noch länger grün zeigen. Da wird man auch oft angehupt.
Leider hat man uns hier mit diesen neuen Ampelchen in mehrerlei Hinsicht keinen Gefallen getan.
Wenn ich über eine Querung fahre und die Ampel während der Querung auf rot umspringt, dann kann das gar kein Rotlichtverstoß sein. Problematisch ist auch, dass die meisten Ampeln an Querungen kein „orange“ haben. Wie soll man als Fahrradfahrer von 15 bis 20 Km/h auf 0 abbremsen, wenn man dafür u.U. nur zwei Meter Wegstrecke hat. All das sieht „der Autofahrer“ sofort als Rotlichtverstoß.
Dass aber orange von Autofahrenden immer mehr komplett ignoriert wird und eigentlich bei jedem Umlauf der erste Autofahrende, welcher bei rot an der Ampel ankommt, noch rüber rauscht … das ist normal. Die Geschwindigkeitsübertretungen mal ganz außen vor. Die kann man ja nicht sehen – also finden sie nicht statt.
@Andreas,
hier finden genau an solchen Fahrradüberwegen Kontrollen statt, insbesondere dann, wenns mal wieder einen Unfall mit Fahrrad/Straßenbahn oder Fahrrad/KFZ gegeben hat.
Ich hatte zum Glück noch nicht das Problem mich mit den Polizisten streiten zu müssen, ob ich noch gerade so bei Grün eingefahren bin.
Auf die Idee die Ampelphasen für Radfahrer besser zu optimieren lässt man sich ja trotz vieler Klagen nicht ein.
Wir haben bei uns überwiegend zwei Arten von Ampeln an Fahrradüberwegen, entweder kombinierte Streuscheibe mit Fußgänger hinter der zu querenden Fahrbahn/Fahrspur, oder neue Fahrradampeln mit rot-gelb-grün vor der Fahrbahn/Fahrspur mit Haltelinie, sowie für Linksabbieger-Radfahrer rot-grün an einer speziellen Abbiegerspur.
Wo die Ampel für den KFZ-Verkehr auf der Fahrbahn gelten soll, aber keine Fahrradampel vorhanden ist, ist nur eine Haltelinie aufgemalt.
das Ganze aufzudröseln, welche Art von Rotlichtverstößen ich so sehe und welchen Grund ich vermute, würde wohl den Rahmen hier sprengen. Manche Radfahrer wollen einfach nur rechts abbiegen wie früher auf dem sepraten Radweg und werden durch ne Rote Ampel daran gehindert, andere achten auch auf die falschen Ampeln, kommen mit dem neuen System nicht klar, stellen sich falsch auf. Die Ursache dieser Rotlichtverstöße ist entweder durch die unpraktikabele Radverkehrsführung oder Unwissenheit geschuldet.