Königstraße in Löhne – Katastrophe für Radfahrende

Ich habe mich geirrt! Vor 13 Jahren schrieb ich zur Königstraße in Löhne folgende Zeilen

Ohne Strich kein Drängeln und die verängstigten, ungeübten Radfahrer halten ganz natürlich den erforderlichen Sicherheitsabstand. Plötzlich passieren keine Unfälle mehr.
Der erwähnte Strich ist nach nun fast eineinhalb Jahrzehnten nahezu verschwunden, aber leider fahren die Menschen in ihren KFZ dort immer noch wie die gesengten Säue!


Bild aufgenommen am 31.03.2008

Bis auf den markierten Angebotsstreifen hat sich dort nichts geändert. Am Freitag bin ich die Königstraße auf meiner Runde um Bad Oeynhausen Richtung Wittel hinauf gefahren und es war mit Abstand das übelste Erlebnis, welches ich in letzter Zeit auf öffentlichen Straßen hatte. So oft lebensgefährlich knapp überholt wurde ich schon lange nicht mehr. Neben dieser Handvoll Fahrer, bei denen ich den Windzug der Außenspiegel am Ellenbogen spürte, haben fast ausnahmslos alle der mich überholenden Menschen auf gar keinen Fall 1,50 Meter Abstand gehalten. Und ich meckere ja schon ab ca. einem Meter nicht mehr rum. Hier schien das Gemecker aber nicht mal zu stören. Während sonst Menschen meist ausrasten, wenn ich ihnen „Hey“ hinter her schreie, interessierte das die Überholenden in Löhne nur wenig bis gar nicht. Stoisch wurde ich hintereinander weg gefährdet. Und das, obwohl die Straße eigentlich ausreichend breit ist. Es wäre gar kein Problem, den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand einzuhalten.

Ist dieser imaginäre Radweg immer noch in den Köpfen der autofahrenden Menschen? Die Königstraße wird in Löhne als Parkplatz benutzt. Die Seiten sind zugestellt. Wenn ich dann als Radfahrender ausreichend Abstand halte, fühlen sie die hinter mir fahrenden Menschen in Autos womöglich provoziert, weil es ihnen „mitten auf der Straße“ erscheint. Wie gesagt, dort ist absolut ausreichend Platz, um trotzdem regelkonform zu überholen. Was kann man also tun?

Nun, das Problem habe ich benannt. Dort parken auf ganzer Länge Autos. Wenn man das Problem erkannt hat, muss man es beseitigen. So einfach ist das. Man macht aus der Fläche die bisher zugeparkt ist, einen schön breiten, auffällig rot markierten Radweg und achtet in der Folge peinlichst darauf, jeden der darauf parkt, abzuschleppen. Oder aber man verständigt sich darauf, dass man keinen Radverkehr mehr haben möchte und sperrt die Königstraße für Radfahrende. Als ersten Schritt könnte man auch jetzt schon hingehen und ab und an mal Autofahrende rechts ran winken, die zu dicht überholen und ihnen ein Ticket verpassen. Das macht Arbeit? Ohhhh.

Es ist ganz viel Gewohnheit in so einem gefährdenden Verhalten. Als ich letztlich in Herford den Innenstadtring gefahren bin, an dem es keine Radwege mehr gibt, hatte ich auf der zweispurigen Straße keine Probleme mit Engüberholern. Dort scheint man sich daran gewöhnt zu haben, dass Radfahrende auf der Fahrbahn sind. Ja, man muss dort auch eine dickfellige Sicherheit nach außen zeigen, aber ich kann mich an keine brenzlige Situation erinnern. In Löhne schon! Und insofern stimmt auch meine 13 Jahre alte Einschätzung

Uninformierte Autofahrer werden durch diese Streifen dazu verleitet den Radfahrer auf den vermeintlich für ihn gedachten Bereich zu drängeln und gefährden dadurch andere.

Dieser an manchen Stellen gerade noch zu erahnende Schutzstreifen ist noch in den Köpfen drin und wird ganz automatisch eingehalten. Darum fahren Autofahrende mit der rechten Spur dort, wo vorher die Begrenzung des Schutzstreifens war. Das tun sie mit und ohne Strich.

Vielleicht nimmt sich die Löhner Politik und die Verwaltung dieser kritischen Straße noch einmal an. Es ist in den vergangenen 13 Jahren offensichtlich nur schlechter geworden.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

3 Kommentare zu „Königstraße in Löhne – Katastrophe für Radfahrende

  1. Hallo Andreas.

    Ich würde mich jetzt ja gerne entschuldigen, aber nur weil ich aus Löhne komme kann ich am Verhalten der Verwaltung und der Verkehrsteilnehmer dort auch nichts ändern. Die Königstraße ist seit 30 Jahren eine Katastrophe und weder die Stadt, noch das Land bemühen sich irgendwie die Situation zu ändern. Die Fahrbahndecke ist von Flicken und Schlagstellen durchzogen, die Parkstreifen sind eine Gefahr für Radfahrer, die Straße ist unübersichtlich für Autofahrer. Kurven und Gefälle die zwar die Sicht beschränken (verstärkt wegen der parkenden Autos), aber nicht stark genug sind auch eine intuitive Reduzierung der Geschwindigkeit zu bewirken und auch sonst ist die Straße hässlich, wie die Nacht. Ein echter Schandfleck.

    Der größte Witz an der Sache ist, dass die Straße sogar breit genug ist, um allen gerecht werden zu können. Man sieht es sehr schön auf Deinem Foto. Die Halbe Asphaltfläche und nebenan ist sogar noch ein halber Meter Gehwegplatten, den zwischen Fahrbahn und Beeten auch niemand wirklich braucht. Reich für zweirichtungsverkehr aus. Daneben gibt es noch eine komplette Fahrbahn, den zu knappen fast verschwundenen „Schutz“Streifen und noch einen Parkstreifen.

    Ich würde zwar einen kompletten Umbau, mit mehr Grünstreifen und Bäumen bevorzugen, aber theoretisch würde es schon reichen die Fahrbahn mit Markierung neu aufzuteilen. Einseitig parken. Daneben einen Streifen um die Dooringzone frei zu halten, zwei Fahrstreifen und die dann ordentlich breit oder man legt Schutzstreifen an, die deutlich breiter als die Mindestmaße der VwV-StVO sind. Das wäre nicht optimal, aber ohne großen Aufwand möglich. Aber dafür reichen weder Geld, noch willen. Man stelle sich nur den Aufschrei wegen der Parkplätze vor. Der rückwärtige Parkplatz am Popensiek z.B. ist zwar ständig leer, aber da müsste man ja 150 Meter laufen.

    Vollidioten gibt es in allen Facetten. Ich bin vor kurzen in Bad Oeynhausen um Haaresbreite von einem Radler auf einer engen Fußgängerbrücke völlig unerwartet fast über den Haufen gefahren worden. Das wäre nicht ohne ernsthafte Verletzungen von statten gegangen. Der Kinderwagen stand 2 Meter weiter und der Penner brüllt noch Vorsicht, statt zu bremsen. Da kann man sich dann auch vorstellen, wie solche Leute Auto fahren. Von mir aus sollten die Bußgelder pauschal vervierfacht werden. Im Vergleich zum Ausland wäre das immer noch Schnäppchen. Vom eingenommen Geld kann man dann Kontrolleure einstellen. Das rechnet sich schon. Dazu brauchen wir eine ordentliche Infrastruktur, die die Menschen zu ordentlichem Verhalten animiert. Wer PKWs ständig übervorteilt braucht sich nicht wundern, dass die jeden anderen Verkehrsteilnehmer nur noch als provozierendes Hindernis wahrnehmen. (Wobei mir im PKW in erster Linie andere PKW-Fahrer im weg sind). Wer Radler an den Rand drängt braucht sich nicht wundern, wenn man Gehweg- und Geisterfahrer erntet.

    Die Königstraße in Löhne ist da ein besonderes Trauerspiel, da man es leicht ändern könnte.

    Schönen Gruß aus Löhne, damit Du nicht die ganze Stadt dannach bewertest, ;)

  2. Ich kenne ja auch andere Straßen in Löhne ;-) Dass die Königstraße da besonders negativ heraus sticht, ist mir bewusst. Aber in der Börstelstraße hat die Stadt ja genauso agiert … nur ist da weniger Verkehr.

    • War auch kein Vorwurf an Dich. An der Börstelstraße müsste nur mal das Parkverbot durchgesetzt werden. Streng genommen darf man an der Königstraße mit den meisten PKW auch nicht parken, wenn diese breiter als der schmale Parkstreifen sind. Die StVO ist da recht eindeutig.

      Der Straßenraum müsste dringend neu eingeteilt werden. Auch eine Fahrbahnsanierung wäre nicht schlecht und vielleicht der passende Anlass.

      Mit der Einstellung der Stadt hast Du allerdings nicht ganz unrecht. Das kann man an so vielen Stellen merken. Da gibt’s ein paar Leuchtturmprojekte, wie die Parallelroute zur Lübbecker Straße und das die Stadt den Radschnellweg gut findet und drum herum ist Kraut und Rüben.

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