Ich fahre so lange ich kann Fahrrad ohne Motor

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Zum einen ist mir ein elektrounterstütztes Rad – so wie ich es mir vorstelle – aktuell noch zu teuer, zum anderen finde ich am Fahrradfahren gerade gut, dass es eine Fortbewegungsart ist welche ohne externe Energiezufuhr auskommt. Das macht für mich unter anderem das Fahrradfahren aus. Ich wollte noch einiges mehr schreiben, habe aber mit der Suchfunktion entdeckt, dass ich das vor acht Jahren schon getan habe :-)

Inhaltlich muss ich da noch nicht einmal etwas dran ändern. Auch was die Radwegnutzung angeht. Auf dem Radweg der Eidinghausener Straße rast in den letzten Wochen so ein Jungspund mit einem – offensichtlich – S-Pedelec ohne Nummernschild und ohne Rücksicht durch die Gegend. Und es gibt den ein oder anderen, der das Nummernschild seines S-Pedelec in der Satteltasche transportiert oder sein normales Pedelec getunt hat und somit ohne Versicherungsschutz unterwegs ist.

Tatsächlich sind in den Jahren seit dem Post bei meinem Arbeitgeber in der Tiefgarage drei Fahrräder mit Elektromotor dazu gekommen – die stehen aber im Winter eher nicht dort. Die Dinger werden augenscheinlich mehrheitlich genutzt, um in der Freizeit damit umher zu fahren nicht, um damit das Auto zu ersetzen. Natürlich gibt es das, aber nicht in dem Maße, in dem Pedelecs verkauft werden. Das wäre schön! Auf der letztjährigen Radtour mit einem Kumpel an der Ems wurden wir an einer Pension freudig mit den Worten begrüßt: „Ihr seid die ersten ohne Motor dieses Jahr!“. Auf den Radwanderwegen ist meinem Eindruck nach aber nicht deutlich mehr los. Die Menschen mit den E-Bikes sind nicht zusätzlich unterwegs und bevölkern nun neben den „herkömmlichen“ Radtouristen die Radwege. Sie haben ihr unmotorisiertes Rad gegen ein anderes getauscht. Mit unseren knapp-hinter-Mitte-40-Jahren sind wir auf den Flussradwegen immer noch unter den Jüngeren und früher sind eben auch die Älteren einfach so ohne Motor gefahren. Mir sind noch nicht so viele Menschen auf Pedelecs begegnet, bei denen ich dachte „Oh, ohne Motor säße der jetzt zu Hause auf dem Sofa.“. Selbst mein Vater ist bis nach der ersten Chemo noch mit seinem normalen Villiger von Oberbecksen runter zu Weser und wieder rauf gefahren.

Ja, es ist einfacher mit Motor. Aber genau das macht ja für mich – wie oben geschrieben – den Reiz aus! Ich komme ohne Unterstützung voran. Und das sogar weiter! Die Menschen mit denen wir auf den Touren geredet haben, machten auch unterstützt i.d.R. kürzere Etappen als wir ohne Motor. Zur Krausen Buche hoch überholte mich gestern jemand mit einem E-Mountainbike … wo bleibt da der Spaß? Um die Ballustrade des Kaiser Wilhelm herum wirbelte ein anderer mit seinem Motorbike durch die Besucher (und fuhr mich dabei fast an). Am Fernsehturm kam kurz hinter mir eine dreiköpfige Familie oben an und alle inkl. dem vielleicht zehnjährigen Töchterchen saßen auf dicken E-Mountainbikes. Selbst wenn die mit geringster Unterstützung da rauf gefahren sind und der Motor nur das Zusatzgewicht der Akkus, des Motors und des dicken Rahmens getrieben hat: warum nehmen die dann nicht gleich ein leichteres Rad ohne Motor? Das Mädchen bekommt so sicher nicht mehr Ehrgeiz und ihr wird gleich beigebracht „Mobilität ohne Motor geht nicht“.

In Vlotho gegenüber von Fiat Sonntag fuhr gestern ein Seniorenpärchen mit E-Bikes vor mir her und wechselte dann in der 30-Zone auf den schmalen linken Gehweg, welcher nicht für Radfahrer freigegeben ist – schon gar nicht in Gegenrichtung. Da sie das direkt vor mir taten, fragte ich nach dem Grund und erklärte, dass es nicht erlaubt sei. Der Mann fuhr dann nach ein bisschen „lamentieren“ tatsächlich auf die Fahrbahn. Beide erklärte aber unisono, in der Straßenverkehrsordnung stünde, man müsse einen vorhandenen Radweg immer benutzten und wenn an einer Straße nur einer ist, dann den auch in Gegenrichtung. Und Radweg = Gehweg. Und ich solle erstmal einen Führerschein machen. Während sich der Mann im Gespräch neben mir herfahrend einsichtig zeigte, pöbelte die Frau vom Gehweg aus lautstark auf mich ein und war auch durch beruhigende Worte ihres Mannes nicht leiser zu bekommen. Autofahrer, die am Wochenende das Rad benutzen. Und für die ist es natürlich unmöglich, dies ohne Motor zu tun. Das stört mich an E-Bikes.

Nein, es sind nicht alle so. Und wenn jemand wirklich eingeschränkt ist, aus welchen Gründen auch immer, dann soll er so ein Rad fahren. Und wenn jemand nicht eingeschränkt ist und will aus Spaß so ein Rad mit Motor fahren, dann soll er es bitte tun. Aber ich hätte noch das Gefühl, mich selbst zu betrügen, würde ich so eine 40-Kilometer-Runde mit Motorunterstützung fahren! Wäre mein Arbeitsweg weiter, würde ich mir aus Bequemlichkeit auch ein Rad mit Motor besorgen. Dann wäre ich eben ein Pedelec-Fahrer. Und das sehe ich bei anderen eben genauso. Soll jeder fahren was er will …

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

7 Kommentare zu „Ich fahre so lange ich kann Fahrrad ohne Motor

  1. Für mich sind das auch (lautlose) Mofas / Motorräder – und eben keine Fahrräder. „Radfahren“ war für mich schon immer nur die Fortbewegung aus eigener Kraft; vor allem auch aus sportlicher Sicht. Was hätte ich mir auf meine Rennrad-Touren jenseits eines 30er-Schnitts, der 200 km oder 3000 hm groß einbilden können, wenn da ein Motor die Leistung verfälscht hätte? Es gibt ja aber auch ein paar E-Biker, die einem auch noch überlegen angrinsen, wenn sie am Berg an einem vorbeiziehen. Hin und wieder motiviert mich das dazu, dem „E-Doper“ zu zeigen, dass man als gut trainierter Amateur mit einem leichten Rennrad trotzdem schneller den Berg hochkommt. ;)

    Hier in der Region boomen die Dinger auch grade wie bekloppt. Mein Fahrrad-Dealer verkauft inzw. mehr E-Bikes als echte Fahrräder. In der Stadt (mit kaum messbarem Radverkehrsanteil) siehste auch immer mehr von denen. Leider rasen sie dann auch überwiegend auf den Gehwegen rum; Radwege gibts hier ja keine und freigegebene Gehwege nur sehr wenige. Einen Bastler (in meinem Alter) hatte ich vor einer Weile auch mal getroffen; der sich zuvor mit seinem getunten Turbo-E-MTB mangels Fahrpraxis gleich mal ordentlich auf die Schnauze gelegt hatte.

    Die motorisierten, aber fahrerisch leider oft überforderten und unberechenbaren Rentner haben mich irgendwann auch dazu gebracht, klassische Fluss- oder Talradwege völlig zu meiden. Ist mir zu heikel. Da teile ich auch deine Beobachtung; die Klientel ist gleich geblieben – nur fahren sie jetzt halt E-Bike, statt Fahrrad.

    Für mich käme so ein Ding frühestens mit 70 in Betracht. Dass es sogar schon Kinder-E-Bikes gibt, find ich sehr bedenklich. Von dem was ich so höre, sind die Dinger halt auch extrem wartungsintensiv. Und am Ende hat man mit den schweren Akkus wieder einen zusätzlichen Haufen giftigen Sondermülls.

  2. „Und es gibt den ein oder anderen, der das Nummernschild seines S-Pedelec in der Satteltasche transportiert oder sein normales Pedelec getunt hat und somit ohne Versicherungsschutz unterwegs ist.“

    Hallo Andreas,

    wirf das bitte nicht durcheinander. Das eine („Tuning“) ist strafrechtlich verfolgt, naemlich das Betreiben eines nicht zugelassenen Fahrzeuges. Das andere („Schild in der Tasche“) ist eine Ordnungswidrigkeit, die ich selber seit 2013 begehe und zu der ich auch stehe.
    Denn es ist Kaese, von der Geschwindigkeitsmoeglichkeit eines Fahrzeuges auf dessen tatsaechliche Nutzung zu schliessen. Dann duerften 500 PS-Boliden mit 300 km/h Endgeschwindigkeit z.B. nicht in der Stadt fahren.
    Andersrum gesagt: ein Rennradfahrer kann sich genau so ruepelhaft benehmen wie ein S-Ped-Fahrer. Letztlich moechte ich – wie ich es schon immer tue – vorsichtig und angepasst, einen reinen Fahrradweg benutzen duerfen.

    Und die Litanei „Ich fahre ein echtes Fahrrad, weil ich es kann“ nervt auch. Immerhin ist doch das Ebike die einzig tatsaechlich funktionierende E-Mobilitaet. Bei mir z.B. auf einer 30 km Pendelstrecke. Faktisch ersetze ich auf dieser Strecke das Auto. Mit einem Rennrad wuerde nach 10 Stunden Buero vermutlich oefter mal die Bequemlichkeit siegen.

    • Ich werfe die beiden Sachen nicht durcheinander. Das „oder“ ergänzt einen neuen Sachverhalt. Als ich es geschrieben hatte, dachte ich schon, dass jemand das möglicherweise falsch versteht ;-)

      Was daran nerven soll, wenn ich sage „Ich fahre Fahrrad ohne Motor, so lange ich es kann!“ verstehe ich nicht. Vor allen Dingen nicht, da es keine Litanei ist. Alles was Du schreibst habe ich doch genau als die „Ausnahme“ für mich erwähnt. Auf einer längeren Pendelstrecke würde ich auch ein Pedelec oder S-Pedelec nehmen.

      Nur die aller-, allermeisten ersetzen mit einem Pedelc eben nicht das Auto, sondern ihr herkömmliches Fahrrad, nutzen es aber genauso häufig, wie das bisherige Rad. Zumindest ist das mein Eindruck.

      Deiner Argumenation nach, dürfte man übrigens auch mit einer Hayabusa auf dem Radweg fahren. Breiter als ein breiter Mountainbikelenker ist die auch nicht!

  3. OK, ich nehme die „Litanei“ zurueck, jedenfalls was dich betrifft. ;)

    Tatsaechlich ist es aber ein Stereotyp von Fahrradfahrern gegenueber Pedelecern. Und meistens stellt sich heraus, dass die motorlose Fraktion nicht so recht weiss, wovon sie spricht. Und haeufig noch nie auf einem Pedelec gesessen hat.
    Weitgehend unbekannt ist z.B., dass der Motor faktisch nur in zwei Situationen hilft, naemlich bei Steigungen und beim Anfahren. Auf der Ebene, damit auch bei Flussradwegen, nehmen sich leichte, motorlose Raeder und die schweren Pedelecs rein gar nichts.

    Daher sind es auch andere Gruende, warum die Elektrifizierung sich so durchgesetzt hat – da geht’s eher um Moeglichkeiten und Emotionen. Den einen Berg mit Unterstuetzung fahren zu koennen, auch wenn die Strecke sonst flach ist, das entscheidet fuer viele, das Abenteuer Radreise angehen zu koennen. Und Ebike auf der Radreise boomt, frag mal die Touristiker.

    Im Alltag mag es tatsaechlich Bequemlichkeit sein, aber trotzdem ist jede Strecke, die nicht mit dem Auto zurueckgelegt wird, eine gute Strecke. In den Grossstaedten zumal, wo kein Platz ist, auch nicht fuer Elektroautos.
    Auch in der persoenlichen Gesundheitsbilanz ist jede Strecke mit dem Rad eine gute, egal ob mit oder ohne Unterstuetzung. Hauptsache man tut es. Regelmaessig.

    Meine persoenliche Bilanz nach 7 Jahren Ebike ist: ohne Motor haette ich vermutlich 40000 km weniger gemacht, der Koerper fuehlt sich wieder wie frueher an, als ich noch regelmaessig Rad fuhr, weil ich die Zeit dafuer hatte.

    Radreisen mit dem Ebike ist geil, denn man kann auch Schwergewichte wie z.B. Bodensee-Koenigssee und Limes-Radweg bewaeltigen und quer ueber die Berge jackeln. Und zu mehreren fahren, und der Motor nivelliert die koerperlichen Unterschiede.

    • Wie geschrieben, im letzten Jahr wurden wir in einer Pension fröhlich mit „Ihr seid die ersten ohne Motor!“ begrüßt. Und das ist auch mein Eindruck auf den Wegen. Die Vorteile eines Pedelec kenne ich alle, ich bin auch schon welche gefahren und es macht Spaß. Mir macht auch Spaß mit 200 auf der Autobahn zu fahren – ich fahre überhaupt gerne Auto.
      Trotzdem hätte ich für mich das Gefühl, mich zu betrügen, wenn ich mit Motorunterstützung unterwegs wäre. Fortbewegung ohne externe Energiezuführung macht für mich gerade den Reiz am fahrradfahren aus! Und wenn mich jemand an einer 11%-Steigung überheblich grinsend mit dem Pedelec und 30 Zentimeter Abstand überholt, dann halte ich ihn für einen Doofmann.

  4. Ja, ich werde mir ein Pedelec kaufen, oder auch mehrere und zwar dann, wenn ich aufgrund nachlassender Leistungsfähigkeit auf meine Lieblingsfortbewegungsart sonst verzichten müsste.
    Ich profitiere übrigens schon länger von der Erfindung des Pedelecs. Mein Mann und ich sind seit Jahrzehnten begeisterte Mountainbiker und Rennradfahrer. Nur ist er deutlich älter als ich und 30 kg schwerer. Im Laufe der Zeit ist er mit mir Bergziege einfach nicht mehr mitgekommen. Wie frustrierend das für uns beide war könnt Ihr sicherlich nachempfinden. Er hat ein Mountainbike mit E-Motor und ein S-Pedelec. Jetzt sind wir wieder gleich schnell und da man an den Dingern das Niveau der Unterstützung einstellen kann, sind wir nach der Tour auch beide gleich ausgepowert.
    Um das Mädchen mit dem E-Mountainbike würde ich mir auch keine Sorgen machen, ist doch toll, dass die ganze Familie gemeinsam Rad fahren kann, ohne das jemand hinterherhechelt oder sich zu Tode langweilt. Ich kann mich übrigens noch gut daran erinnern dass alle aus unserer Clique an ihrem 15. Geburtstag aufs Mofa umgestiegen und danach nie wieder ernsthaft Fahrrad gefahren sind. Mir blieb das erspart, weil ich von Gohfeld aus zum Kant-Gymnasium musste und keine Lust auf Umwege hatte, mal abgesehen von der streng bewachten Fußgängerzone.
    Heute bin ich Fahrradpendler und sehe auf meinem Weg die unterschiedlichsten Typen, die mit Bio-Antrieb wie mich, die Frau im Business-Kostüm auf den Pedelec, den Müllwerker in Orange auf dem E-Mountainbike und den pfeilschnellen Jungspund mit dem S-Ped.

    Leider sind wir viel zu wenige, was aber nicht am Antrieb liegt, sondern, Ihr ahnt es schon, an der grottigen Infra.

    Diesen meinen Senf musste ich mal loswerden.

  5. Vielen Dank für deinen Blogbeitrag über das Fahrrad Fahren. Ich stimme dir zu, dass Fahrradfahren ohne Motor gerade den besonderen Reiz ausmacht und fahre auch lieber so. Wenn man lange Touren macht, kehre ich gern in Bike Pensionen ein und die meisten mit denen ich mich dort unterhalte, sehen es ähnlich.

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