Poller im Weserradweg – Anfrage im ASE am 27.06.2017
Im letzten ASE hatte ich – u.a. weil eine Freundin just am Wochenende davor einen Unfall an der Stelle hatte – eine Anfrage zu den neuen Pollern im Weserradweg gestellt:
Hinter dem Drachenfliegerlandeplatz wurden neue Poller neben und vor allen Dingen auf dem Weserradweg installiert, um Autofahrer am Durchfahren zu hindern. Der Poller mitten auf dem Weg ist direkt hinter einer Kurve installiert. Es kam dort am 25.06. zu einem Unfall, der mit viel Glück halbwegs glimpflich abgelaufen ist. Es gibt zwar Warnhinweise, aber die Stelle ist jeweils hinter der Kurve auch extrem schlecht gewählt.
Dazu habe ich eben im Ratsinfosystem die Antwort gesehen:
Da sich der Weser-Radweg im angesprochenen Bereich im Eigentum un in der Unterhaltung des Kreises Minden-Lübbecke befindet, hat das Bau- und Planungsamt des Kreises Minden-Lübbecke die Aufstellung des Pollers veranlasst.
Wir mir die zuständige Kreisplanungstelle nunmehr mitteilte, hat sich aus den Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt, dass die Poller notwendig sind, um das Befahren des Weges mit Kraftfahrzeugen zu unterbinden. Es ist des Öfteren zudem vorgekommen, dass auch Wohnmobile diesen Weg benutzten, um zum südlich gelegenen Baggersee und zur Weser zu gelangen.
Da der Standort hinter einer Kurve – aus Richtung Bad Oeynhausen kommend – liegt, sind in Absprache und mit straßenverkehrsrechtlicher Anordnung der Stadt Porta Westfalica Warnhinweise durch das Verkehrszeichen Nr. 101 (Gefahrstelle) in Verbindung mit dem Zusatzzeichen („Poller“) so aufgestellt worden, dass vor der Kurve auf die Situation aufmerksam gemacht wird. Ein Versetzen vor die Kurve (aus Bad Oeynhausen kommend) hätte ein hinter der Kurve für die aus Porta Westfalica kommenden Radfahrenden bedeutet und wäre damit nicht geeigneter.
Nun, zunächst bin ich natürlich dankbar, dass mir noch einmal geschrieben wird, was ich in meiner Anfrage schon gesagt habe. Der Status Quo ist nun offensichtlich schon mal allen bekannt. Das war aber gar nicht die Frage, ich kenne die Stelle ja nun schon. Auch scheint in der Verwaltung nicht klar zu sein, dass es sich hier um eine S-Kurve handelt und die Poller auch aus Richtung Porta Westfalica kommend hinter einer Kurve stehen. Man hat die Poller quasi mitten im S montiert.
Mir ist auch klar, dass es schwierig ist, hier eine Lösung zu finden, die die Radfahrenden nicht so immens gefährdet, wie die aktuell gewählte. Aber das ist auch glücklicherweise gar nicht meine Aufgabe. Wohl aber kann ich sagen, dass es wegen dieser nun gewählten schlimmen Lösung schon zu Unfällen gekommen ist und dass Poller mitten im Weg hinter jeweils einer 90°-Kurve (aus beiden Richtungen!) Murks sind. Und darauf gibt es natürlich keine Antwort. Dann hätte man sich ja auch etwas intensiver mit dem Problem beschäftigen müssen. In diesem Fall dann eben mal nicht Bad Oeynhausen.
Ist ja nur der Weser-Radweg – der meist befahrene touristische Radweg Deutschlands. Aber der interessiert ja auch im Staatsbad niemanden. Warum sollten wir uns in Bad Oeynhausen auch um sowas kümmern und auf eine Änderung hinwirken? Wir brauchen doch keine Übernachtenden …
Und weiterhin lernen wir: Radfahrer müssen zurück stecken und werden gefährdet, weil KFZ-Fahrende sich nicht an Regeln halten.
Würde es nicht ausreichen, wenn Gefahrenzeichen beachtet würden? Das scheint mir eine Minimalanforderung für die Teilnahme am Straßenverkehr zu sein – auch als Radfahrer.
Wer das Gefahrenzeichen wahrnimmt – und seine Geschwindigkeit so anpasst, dass er jederzeit beim Auftauchen von Hindernissen anhalten kann, was auch ohne Gefahrenzeichen geboten wäre -, kann kaum „immens gefährdet“ werden, möchte ich meinen.
Klar, sollte man. Passiert aber nicht immer. Und ich möchte mal die Autofahrer sehen, wie geschrieen wird, wenn man mit in einer S-Kurve auf einer ansonsten gut ausgebauten Straße plötzlich einen (um beim Gefährdungspotenzial zu bleiben) halben Meter hohen Buckel baut und dann auf bestehende Warnschilder hinweist, sobald der erste sein Auto geschrottet hat.
Poller im Weg sind Scheiße. Da beisst die Maus keinen Faden ab. Und sie stehen dort, weil Autofahrende sich nicht an Regeln halten. Da finde ich es schon ziemlich putzig die dadurch gefährdeten Radfahrenden darauf hinzuweisen, sie sollen einfach die Schilder beachten. Mit der Begründung hätte man ja auch die Poller weglassen können und die Autofahrer auf die – ebenfalls bestehende – Beschilderung hinweisen können. Oder eben deren Fehlverhalten vielleicht auch mal sanktionieren. In diesem Fall: vom Radweg abschleppen und gut.
Nein, da werden lieber die Radfahrenden gefährdet.
Zudem sind die Poller nicht nur dämlich aufgestellt, sondern auch noch wirkungslos: Neulich kam mir hinter den besagten Pollern ein Caddy auf dem in Richtung Porta gelegenen Abschnitt des Weserradwegs entgegen. Die KFZ fahren einfach von der anderen Seite rein, denn dort sind keine Poller. Dort wären Poller auch gut positionierbar ohne dass diese auf dem Radweg stehen müssten. Aber dann müssten die Angler ja ihre Klotten ein paar Meter schleppen.
Seit der StVO-Novelle 2009 sind Poller keine „Verkehrseinrichtungen“ mehr. Die Verkehrsbehörde kann NUR Verkehrszeichen und Verkehrseinrichtungen rechtmäßig anordnen. — Poller alter Art hingegen nicht (VG Koblenz, Urt. v. 22.02.2010 – 4 K 774/09). Als betroffener Radfahrer kann man also gegen die Poller vorgehen und auf Entfernung derselben klagen.