Elektronische Ratsunterlagen
Das Westfalenblatt berichtet heute über Städte, die Ratsunterlagen für Ausschuss- und Ratssitzungen zukünftig auf elektronischem Wege zur Verfügung stellen wollen. Das ist in Bad Oeynhausen – nicht zuletzt auch durch mich – ebenfalls mit auf den Weg gebracht worden. Bisher funktioniert es jedoch sehr unzufriedenstellend bzw. gar nicht. Ich habe mich seit Beginn meiner Ratstätigkeit gewundert, dass es nicht möglich ist, alle Unterlagen zu einer Sitzung gesammelt in einem PDF zur Verfügung zu stellen.
Die Papiere liegen digital vor, denn sie werden für die Ratsmitglieder ja dupliziert. Trotzdem sind im Allris, dem Rats- und Bürgerinformationssystem diese Unterlagen nur Online einsehbar. Das lokale Abspeichern gelingt nur äußerst umständlich und ist dann nicht einmal für jedes Anzeigegerät geeignet. Der Defacto-Standard „PDF“ wird erst seit einigen Wochen Monaten Jahren eingeführt. Welche gewaltigen Probleme da noch zu lösen sind, kann ich nicht nachvollziehen. Für eine Ratssitzung habe ich jedenfalls einmal so ein PDF bekommen und es war ganz ausgezeichnet zu nutzen. Warum es nicht weiter geht? Keine Ahnung.
Nun führt das Westfalenblatt in dem langen Artikel in einer Spalte mannigfaltige Pro & Contra Punkte auf. Und mit Verlaub, da ist ganz viel Humbug dabei. Jedenfalls in der Art, dass die jeweilige Überlegung nicht für oder gegen die Einführung elektronischer Ratsunterlagen sprechen kann. Ob ein Display spiegelt oder nicht, kann ich als Nutzer selbst entscheiden – beim Kauf. Ob ich ein Tablet oder Notebook haben will, entscheide ich selbst. Nach meinen Gewohnheiten, Vorlieben und Arbeitsweise.
Dass es neben dem iPad mit der spiegelnden Oberfläche und der eingeschränkten Nutzungsmöglichkeit noch andere Tablets gibt, ist dem Westfalenblatt offensichtlich auch nicht bekannt. Wozu man im Ratssaal einen USB-Anschluss oder Drucker benötigt, werden die Redakteure wohl mit ins Grab nehmen. Und ob ich nebenbei Facebook oder Twitter aufrufen kann … nun, ich habe schon Ausschussmitglieder mit geschlossenen Augen gesehen. Es ist jedem selbst überlassen, wie er seine Zeit im Rat oder Ausschuss nutzt. Und wenn ich mich bei Facebook oder Twitter live echauffieren möchte, dann ist das sicher sinnvoller, als der Sitzung gar nicht zu folgen.
Mithin ist das ganze „Pro & Contra“ Gedöns an der Stelle überflüssig wie ein Kropf. Wer elektronische Unterlagen nutzen möchte, der sollte dies tun können. Der weiß dann auch, wie er das tun kann und was es ihm persönlich für einen Vorteil bringt. Derjenige welcher diese Liste erstellt hat, ist sicher noch mit einem Block und Bleistift unterwegs.
Die im Artikel aufgeführten Überlegungen der Städte sind richtig, aber sie sind gleichzeitig auch viel zu verkopft! Einsparungen hin oder her, das PDF zum Download kostet – außer Schulung zum Drücken des richtigen Knöpfchens – nichts. Die Software, mindestens die in Oeynhausen eingesetzte, wird seit Jahren mit dieser Funktion als Alleinstellungsmerkmal vertrieben – sie wird nur nicht genutzt. In anderen Städten wird das ähnlich sein. Die Stadt kann dadurch nur sparen. Unter einer Voraussetzung: es wird gleichzeitig auf Papier verzichtet.
Und da muss ich ganz ehrlich sagen, dass mir das bei Ausschüssen, in denen ich persönlich sitze, schwer fällt. Die Vorteile des Papiers überwiegen dort. Für alle anderen Ausschüsse reichen mir aber elektronische Unterlagen bei weitem aus. Allen anderen Ratsmitgliedern sicher auch, denn mir wurde gesagt, dass einige Herren ihre Unterlagen sogar zur Vernichtung im Rathaus wieder abgegeben. Nichts mit archivieren oder so. Da werden also für den Druck, für die Verteilung und auch noch die Entsorgung Kosten verursacht, die bei einem PDF komplett wegfallen.
Wo mir aber komplett die Haare zu Berge stehen und ich Krätze bekomme ist, wenn ich dann lese, dass in einigen Städten überlegt wird, den Ratsherren Ipads oder Notebooks zu stellen! GEHT ES NOCH? Da kann man dann wirklich nichts mehr sparen, weil die Anschaffungs- und Wartungskosten die Einsparungen mit Ansage auffressen würden. Ich bekomme als Ratsherr jeden Monat ca. 260 Euro Aufwandsentschädigung. Unter anderem für Büromaterialien. Ich bin mir sicher, dass nicht nur ich in der Lage bin, von diesem Geld ein Tablet, Netbook oder Laptop für eine Ratsperiode anzuschaffen, mit dem man PDFs anzeigen kann – wenn nicht sogar schon eines vorhanden ist!
Achso, der Herr Sternberg der dort zitiert wird, erwähnt, dass eine spezielle Software nötig ist. Nunja, zum Erzeugen sicher, aber PDF bietet die Möglichkeit Notizen und Markierungen in das Dokument einzufügen! Da braucht man keine spezielle Software bei den Ratsherren. Und ein Verhindern der Weitergabe? Werdet erwachsen! Was ich habe, dass kann ich auch weitergeben – egal wer versucht das zu verhindern. Wenn ich es nicht darf, dann lasse ich es eben, aber ein technische Hürde einzubauen ist lächerlich. Ich kann jetzt schon die nichtöffentlichen Unterlagen an die Zeitung schicken …
Insofern ein Artikel der in die richtige Richtung geht, aber wie bei so vielen Dingen wird das Thema einfach zu kompliziert gedacht und von einigen Leuten zu wichtig geredet. Einfach mal machen! Es ist doch nichts Neues, das gibt es schon Jahre lang. Nur weil alle geschlafen haben, muss man das doch jetzt nicht verkomplizieren. Die „rentierlich oder nicht“ Frage stellt sich dabei auch gar nicht. Es ist möglich, es kostet nichts zusätzlich und man spart in jedem Fall – wenn man nicht die Technik zur Verfügung stellt. Also, auch in Bad Oeynhausen, worauf wird noch gewartet?
Achja, und WLAN mit Internet hätte ich im Ratssaal tatsächlich ganz gerne! Das kostet auch nicht viel.
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