Politik wird nicht einfacher
Nachdem der egoistische Lindner uns einen überraschenden Winterwahlkampf beschert hat, griff der politisch unerfahrene Millionär Merz tief ins Klo und erpresste die demokratischen Partein im Bundestag, seinen völlig wirkungslosen, dafür aber sehr wahrscheinlich weitgehend rechtswidrigen Ideen zuzustimmen – ansonsten würden es die Rechtsextremen und Faschisten tun. Nun gut, von dem Mann habe ich tatsächlich nicht viel anderes erwartet, dass es ihm bis auf eine aber alle Fraktionsmitglieder gleich tun, war doch ein bisschen überraschend. Am Freitag hat es dann ja knapp gereicht, einen Gesetzesantrag nicht zu beschließen, die Tore zu 1933 hat Merz schon mal aufgestoßen.
Heute Morgen habe ich an zwei Orten an unseren Wahlinfoständen gestanden, nachdem ich Material rumgefahren habe. An einem traf ich auf ein lokales CDU-Mitglied und fragte im Smalltalk, ob denn gar kein Wahlkampfstand der CDU sei. Woraufhin ich sehr erstaunt die Antwort „Ich weiß gar nicht, ob das nach dieser Woche noch das Richtige für mich ist!“ zur Kenntnis nahm. Scheint also doch nicht alles verloren zu sein.
Als ich dann später zu einem anderen Infostand wechselte, kam es dort zu einem Gespräch mit einem anderen CDU-nahen Menschen. Und da mussten wir uns dann „beschimpfen“ lassen, wir hätten mit der SPD in dieser Woche ein reines Schaulaufen veranstaltet. Sehr aggressiv, ruppig und überhaupt nicht an einer Diskussion interessiert. Im Gegenteil, es war ein ziemlich lautstarker Monolog in unsere Richtung. Ich würde dazu „Kompletter Realitätsverlust!“ sagen. Wenn das die Mehrheit in der CDU ist, dann sehe ich im wahrsten Sinne des Wortes schwarz.
Abseits dessen waren die gar nicht so wenigen Gespräche – auch mit Menschen die uns aussagegemäß nicht nahestanden – erfreulich ruhig und sachlich. Teilweise sogar sehr lang mit einem intensiven Austausch. Das fand und finde ich gut. So sollte es sein. Man darf unterschiedlicher Meinung sein, aber sollte miteinander sprechen können. Und dann im Idealfall auch einen gemeinsam begehbaren Weg finden.
Besonders mitgenommen hat mich eine alte Dame, die sichtlich angefasst erzählte, dass sie nicht weiß ob sie wählen gehen soll, das auch schon jahrelang nicht mehr getan hat. Aber der „Schreihals“ (Merz) sei ihr zuwider und die AfD ginge gar nicht. Als sie mir dann erzählte, dass sie als 10jährige mitansehen musste, wie die Wehrmacht in Bad Oeynhausen eine Roma/Sinti vor ihren Augen erschossen hat und sie sowas nie wieder erleben will, hatte ich einen ziemlichen Kloß im Hals. Was soll ich da sagen? Wir standen zwei bis drei Minuten schweigend vor dem Supermarkt und sie guckte ins Leere. Denke den ganzen Tag daran, dass mir Menschen solche Geschichten seit ich 2009 bei den Grünen angefangen bin, nie erzählten. Menschen bekommen Angst.
Leute, geht wählen. Ich glaube ich muss meinen Lesern nicht sagen, was ich denke welche Partei geeignet ist.
@meinsenf wenn ich gewusst hätte, dass Merz heute in seiner Heimatstadt war, wäre ich auch zur Not alleine hin gefahren und hätte ihm erzählt, was ich von ihm halte und wovor ich Angst habe.
Ich hatte noch nie wirklich Angst in einer Gruppe von Menschen mit Migrationshintergrund, aber ich hatte schon Angst vor randalierenden (deutschen) Fußballfans, vor besoffenen (deutschen) in der Bahn und vor (deutschen) Nazis in den Großstädten.