Alten Menschen bei der Technik helfen
Ich weiß gar nicht wie lange der ehemalige Kollege schon nicht mehr bei uns im Betrieb arbeitet, seitdem er in Pension gegangen ist. Nicht ganz zwei Jahrzehnte. Jedenfalls habe ich ihm danach immer bei der Informationstechnik zu Hause geholfen. Router einrichten, PC wieder gängig machen, Handy einrichten, neues Smartphone besorgen. Für ihn, seine Frau, seinen Sohn. Keine ganz einfache Lebensgeschichte, aber ich habe dafür auch immer etwas bekommen. Nicht soviel, wie eine Supportstunde eigentlich kosten würde, aber ehemaliger Kollege und so.
Inzwischen ist er seit einiger Zeit (auch da weiß ich schon nicht mehr wie lange) verstorben und ich war danach immer noch bei seiner Frau und seinem Sohn zum Helfen. Nun habe ich schon länger nichts mehr gehört und war darum ein bisschen überrascht, als mich am Mittwoch ein Hilferuf erreichte. Vodafone hat was geändert, schickt einen Brief und zu Hause geht seit über einer Woche nichts mehr. Ben hatte Geburtstag, am Freitag schon was vor, Samstag passte nicht, so dass ich versprach mich am Sonntag zu melden, falls ich Zeit fände vor dem Familiengeburtstagsbesuch rum zu kommen. Passte aber nicht und ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, als noch einmal telefonisch nachgefragt wurde. Die ganze Sippe war aber noch bei uns im Haus!
Gegen 18 Uhr hatte ich so viele Gedanken im Kopf, dass ich Alex fragte, ob ich trotz noch anwesender Gäste kurz in die Nachbarstadt fahren dürfe. Montag passte es sonst nicht, Dienstagabend ist der Kalender voll, Mittwoch gleich zwei Ausschüsse, so dass die Familie bis Donnerstag hätte warten müssen – und vielleicht wäre ich dann auch gerne zu Hause. Alex kennt das und nickte natürlich. Also bin ich zwanzig nach sechs los und habe versucht eine Easy.Box von Vodafone zum Laufen zu bekommen.
Die Box kannte ich nicht, Vodafonekonfig kannte ich nicht, Anleitung gab es keine. Musste also auf dem Smartphone rumsuchen. Letztendlich ist alles ganz einfach, wenn man weiß wie es geht. Easy.Box in den Werkszustand, die Modemidentifikationsnummer in der dann erscheinenden Weboberfläche eingeben, neuen Passwort vergeben und rund zehn Minuten die Füße still halten. Schon leuchteten wieder alle vier LED am Router. WLAN-Daten hatte ich vorher festgehalten, um alles wieder wie vorher einstellen zu können. Zack läuft.
Mutter und Sohn waren glücklich als das Telefon bei einem Testanruf wieder klingelte und der Rechner wieder ins Netz ging. Und ich war auch etwas erleichtert. Müssen ältere oder nicht technikaffine Menschen immer „einen Andreas“ kennen, damit sie telefonieren können? Wie läuft sowas ab, wenn niemand zur Hand ist oder wie ich ein schlechtes Gewissen hat, weil er was locker zusagt und dann vom Familienbesuch des Nachwuchsgeburtstag zum Helfen abhaut? Könnte ich das nicht selbst, wüsste ich auch nicht, wen ich mit soetwas beauftragen sollte :-o Die Vodafone-Hotline ist wohl von den beiden kontaktiert worden, aber war keine große Hilfe. „Das ist alles ganz einfach!“ hätte mir auch nichts gebracht.
@meinsenf Noch gibt es manchmal lokale Elektronikhändler, die für sowas Hausbesuche machen. Man muss allerdings das Vertrauen haben, dass diese die Passwortkenntnisse nicht ausnutzen…
@meinsenf Aber meistens ist das dann nur Schema F eingerichtet; keine Absicherung gg. SPAM oder Tracking.
Bei Kleinanzeigen findet sich da sicherlich jemand mit naja-Bewertung. ;-)
Ich erlebe zur Zeit, dass mit fortgeschrittenem Alter plötzlich Leute Hilfe brauchen, die sich einst dafür eingesetzt haben, dass der erste PC ins Büro kommt und technikaffin waren.