Fahrradbrücken in Bad Oeynhausen
Kussbrücke
Kurz vor unserer Abfahrt in den Urlaub hat die Stadt Bad Oeynhausen die sog. „Kussbrücke“ über die Werre an der Einmündung der Werre in die Weser wegen Sanierungsarbeiten gesperrt. Ein neuer Belag musste aufgetragen werden. In unserem Urlaub bekamen wir dann mit, dass dieser Belag wohl nicht so ist, wie der vorherige. Es gab mindestens einen Sturz und die Verwaltung sah sich – weil augenscheinlich nichts besseres einfiel – dazu veranlasst, ein „Radfahrer absteigen“-Schild zu montieren. Ein Zeichen ohne weitere Bedeutung, dass immer als Notnagel dient, wenn man mit den Schultern zucken will und sich der nächste Sache zuwendet. Die Erläuterung
Die Fahrbahn hat noch nicht den nötigen Grip
[…] fragte darauf beim Hersteller des Bodenbelags nach und der räumte ein, dass der neue Belag tatsächlich noch nicht den richtigen Grip habe. Weichmacher und Verdünner könnten in den ersten Wochen aus dem Belag entweichen. Dadurch habe die Fahrbahn noch nicht die nötige Griffigkeit bei Nässe […]
halte ich für – nunja – ein wenig unglaubwürdig. Gerade mit dem Weichmacher sollte es deutlich klebriger sein. Will man zwar auch nicht, aber sei’s drum. Ich bin da vorgestern mal lang gefahren, als ich noch etwas frische Luft schnappen musste.
Der Belag war – und ist jetzt auch – aus einem Kunststoffharz gemischt mit einem Granulat (Sand?) hergestellt. Diese flüssige Masse wird auf den Boden gestrichen, härtet aus, das Granulat steht leicht hoch und bildet so die „rubbelige“ und somit idealerweise rutschfeste Oberfläche. Das ist auch bei der Kussbrücke fast durchgängig gelungen. Aber ganz ehrlich? Es sieht für mich so aus, als hätte der Ersteller dieses Belags an dem Tag nicht die größte Lust auf seine Arbeit gehabt.
Deutlich sieht man den scheckigen Belag mit den Wischspuren vom Verteilen der Belagmasse. An den Rändern der Brücke ist das Harz so dick, dass stellenweise das Granulat gar nicht zu fühlen ist. Dort ist dann glatter Kunststoff. Solche Stellen finden sich ein paar auch mitten auf der Brücke. Flecken mit sehr wenig Granulat. Wenn man dort drüber streicht, fühlt es sich an, wie eine PET-Flasche. Da kann noch so viel Weichmacher ausdünsten, das bleibt glatter Kunststoff. Wenn man nun bei Nässe mit dem Vorderrad auf so einer kleinen Fläche bremst, kann das Vorderrad wegrutschen und zack – liegt man auf dem Boden. Genau das gleiche passiert bei überfrierender Nässe!
Der weitaus größte Teil erscheint mir völlig in Ordnung, aber es ist meiner laienhaften Ansicht nach, einfach etwas unsauber gearbeitet worden. Warum das so abgenommen wurde, weiß ich nicht. Wäre es meine private Zufahrt, hätte ich gemeckert! Bin gespannt, wann die Stadt meint, dass genug Weichmacher entwichen ist und die Schilder entfernt.
Sielwehrbrücke
Ein paar Kilometer werreaufwärts stauen wir in Bad Oeynhausen (noch) die Werre und dort gibt es eine ganz neue Brücke, die nun endlich auch für den Radverkehr freigegeben ist. Schon kurz nach Fertigstellung gab es Meldungen, die Brücke sei „hubbelig“.
Nach Beschwerden von NW-Lesern: Bad Oeynhausens neue Sielbrücke soll „glattgezogen“ werden
[…] „Es gibt Minderschichtstärken im Brückenbelag“, zitiert der Pressesprecher die Diagnose der Brückenexperten. Und meint damit, dass die Epoxidharz-Beschichtung der Geh- und Fahrbahn unterschiedlich dick geraten sei. […]
Mir ist das unerträgliche Geholper nicht aufgefallen und ich fand die Brücke einwandfrei und gut befahrbar. Es hat augenscheinlich etwas länger als das avisierte halbe Jahr gedauert, bis etwas unternommen wurde. Jedenfalls scrollte ein entsprechender Beitrag während unseres Kroatienurlaubs durch meine Timeline. Nun war ich neugierig und bin entlang der Werre durch den Sielpark bis nach Werste gefahren, um die bearbeitete Sielwehrbrücke unter die Räder zu nehmen.
Was soll ich sagen? Katastrophal! Ich hatte das Serious Gravix auf 4,5 bar aufgepumpt, damit ich auch jedes Steinchen spüren kann. Der Belag auf der Brücke fühlte sich aber nicht nach kleinen Hubbeln an, sondern nach Kraterlandschaft. Ob wirklich schon etwas am Belag gemacht wurde, oder ich nur etwas „fühlen wollte“, weiß ich nicht. Aber in der Erinnerung war das vorher wirklich glatt.
„Minderschichtstärken“ definiere ich etwas sachter. Ich hoffe, es waren im Juli nur vorbereitende Maßnahmen und der Belag wird dann in Kürze neu gemacht. Nötig wäre es in jedem Fall nicht gewesen.
Bei der Brücke im Prinzenwinkel, der Allensteiner Straße und am Jordansprudel hat jedenfalls von Anfang an alles prima geklappt. Bei diesen beiden Bauwerken ist augenscheinlich der Wurm drin.
Zweimal Pfusch am Bau