kostenlose Parkplätze als Hinderungsgrund für Fahrradstraße

Nordbahnstraße in Löhne – Blickrichtung Westen
In Bad Oeynhausen könnte laut einer optimistischen Ankündigung im Ausschuss für Stadtentwicklung der Bau am Radschnellweg RS3 Anfang 2025 beginnen. Das wäre ja schön. In der Vergangenheit habe ich aus Löhne regelmäßig Aussagen zu hören bekommen, wir hier in Oeynhausen würden alles verzögern und Löhne wäre schon deutlich weiter. Aktuell sieht das augenscheinlich anders aus. Jedenfalls ist man sich in Löhne weder über die konkrete Streckenführung einig, noch darüber, ob man überhaupt die Flächen hat. Allerdings gibt es auch im Vorfeld schon Bedenken, bei denen ich ein wenig grantig werde.

Neue Westfälische, 23.04.2023 (Plus-Artikel): Radschnellweg in Löhne: Planung voller Hindernisse
[…] Silke Glander-Wehmeyer warnte davor, dass bei solch rigiden Maßnahmen die Stimmung für das Projekt in der Bevölkerung schnell kippen könne. „Wir müssen das unbedingt verhindern“, sagt sie. Ein weiteres Problem sieht sie, ebenso wie Oliver Schmidt von der SPD, bei den Teilen des Radschnellwegs, die als Fahrradstraße geführt werden. Dazu gehört auch die Nordbahnstraße. Dort wird sich die Zahl der Parkplätze für die Anwohner nach den jetzigen Planungen reduzieren. „Es kann nicht sein, dass man den Anwohnern sagt, dass sie dann eben Parkplätze im Vorgarten schaffen müssen“, sagte Schmidt. […]

Ich bin völlig dabei, dass man die Menschen frühzeitig in die Planungen einbinden muss. Völlig richtig, dass ansonsten die Stimmung kippen kann. Tut sie bei allem was den Radverkehr angeht ja sowieso. Zumindest dann, wenn die Radverkehrsanlagen nicht irgendwo in der Tucht entstehen und „niemanden stören“, sondern vor der Haustür, wo sie Auswirkungen haben.

Parkbuchten in der östlichen Nordbahnstraße in Löhne
Und genau da liegt der Denkfehler, der mich grantig macht: wo steht denn geschrieben, dass es ein Recht auf kostenlose Parkplätze gibt? Nur weil man sich in Kommunen bisher nicht darum gekümmert hat, wo die immer ausuferndere Ausstattung der Bevölkerung mit immer größeren Kraftfahrzeugen untergebracht werden soll und die Menschen selbst ganz offensichtlich auch keinen Gedanken daran verschwenden, wo das Blech am Ende steht, ist es doch nicht die Aufgabe der Allgemeinheit diese Stellflächen zu schaffen! Warum soll ich den Platz für den X6 vom Nachbarn bezahlen? Noch dazu, wenn dieser – so wird es im Artikel zitiert – unter Umständen Platz auf dem eigenen Grundstück hätte! Das war vor drei Jahren schon mal Thema in der Presse und ich habe es auch im Blog gehabt.

Als wir vor 21 Jahren nach Eidinghausen zogen, konnte man den Dörgen noch weitgehend störungsfrei befahren. Inzwischen ist er eine fast durchgehende Autowüste und nur noch einspurig zu nutzen. Da wird das eigene Problem zu dem anderer Menschen gemacht. Ich kann mir auch nicht einfach ein Pferd kaufen, weil ich zur Arbeit reiten will und dann von der Stadt verlangen, mir eine Wiese zu stellen!

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

3 Kommentare zu „kostenlose Parkplätze als Hinderungsgrund für Fahrradstraße

  1. Ich empfinde diese Diskussion immer als zweischneidig. Wenn “Privateigentum auf Privatgrund” ausgelost wird sehe ich da auch zukünftig Probleme für unsere Drahtesel. Wer hat schon Lust das Ding täglich in die Wohnung zu schleppen? Letztlich bevorteilt eine solche Regelung Eigentümer von Wohnraum die sich im Zweifel eine Stellfläche für ihr Verkehrsmittel der Wahl einfach selbst schaffen können gegenüber von Mietern. Meiner Meinung nach sollte man ehe den anderen Weg einschlagen und hinterfragen weshalb der öffentliche Raum nicht insgesamt mehr individuell genutzt werden darf. Wieso ist es z.B. nicht erlaubt auf einem Parkplatz für eine Nacht ein Zelt aufzuschlagen um zu übernachten? Sobald ich dies in einem Wohnmobil tue ist es erlaubt.

    • Wer sagt denn, dass Du Dein Rad in deine Wohnung schleppen musst? Viel praktischer wäre eine Radabstellanlage auf dem Grundstück oder im Keller. Das Problem ist doch, dass es diese nicht gibt – genau wie bei den Autos!
      Ich möchte im übrigen nicht, dass jemand auf der Straße zeltet. Da möchte ich fahren. Mit dem Fahrrad und meinetwegen auch mit dem Auto. Die zugeparkten Straßen erschweren das und machen es gefährlich. Da muss da nicht auch noch ein Zelt zwischen stehen.
      Und dann verstehe ich auch nicht, warum ich anderen Leuten noch Geld (Steuern) geben soll, damit sie mich behindern.

  2. Durch Zufall bin ich auf Ihren Artikel gestoßen, da mich die Thematik sehr interessiert. Ich möchte darauf hinweisen, dass ich die Aussage von Herrn Schmidt (SPD) zur Parkplatzsituation als lächerlich empfinde und hier einen Interessenkonflikt sehe. Herr Schmidt als Anwohner der Nordbahnstraße hat offensichtlich ein Interesse an kostenlosen Parkplätzen. Ich stimme Ihnen zu: Es besteht kein Anrecht auf freie Stellflächen auf öffentlichen Straßen. Andernfalls müsste es auch ein Recht auf Radwege für Radfahrer geben!

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