Kein Durchkommen für’s Fahrrad an der Tannenbergstraße
Neulich habe ich noch gelobt, dass endlich die Durchfahrt für Radfahrende an der für den motorisierten Verkehr gesperrten Bahnunterführung der Tannenbergstraße verbessert wurde. Im Zuge von Straßensperren wegen Sanierungsarbeiten einer anderen Bahnbrücke, wurde hier die Durchfahrt für KfZ per Schranke verhindert. Zuvor hatten Autofahrende die Beschilderung im Dutzend und wochenlang ignoriert. Leider ist das eher schluderig erfolgt und als Radfahrender musste man auf der nördlichen Seite durch Schmodder, Schlamm und entlang der Kopfsteinpflasterkante balancieren. Vor ca. zwei Wochen wurde das verändert. Die Schranke gekürzt und der Betonblock so verrückt, dass man nicht mehr durch den Dreck musste. Super.
Nun scheint das aber nicht der gewünschte Endausbau gewesen zu sein. Mindestens seit vorgestern ist die Schranke verlängert worden. Nun ist die Lücke zwischen dem Betonklotz und dem Schrankenende deutlich schmaler, als mein Lenker breit ist. Ich kann da durch „fahren“, weil ich oft Fahrrad fahre, aber ganz ehrlich ist das so eine Frechheit. Wie soll denn da jemand mit einem (Elektro-)Rollstuhl durch kommen? Oder eine Mutter mit Kinderwagen? Oder ein/e Senior/in mit Rollator? Achso, rechts und links ist noch Platz?
Klar, links kann man vorbei. Wenn man Gummistiefel anhat oder sehr grobstolliges Profil fährt. Und wenn man keine Angst hat, wegzurutschen und mit dem Kopf auf die Betonkante zu schlagen. Dann kann man da vorbei fahren und gehen.
Und rechts ist genauso viel Platz! Auch genauso schlammig und matschig. Aber dafür kein Betonklotz, auf den man fallen könnte. Dafür hübsch schräg zur Fahrtrichtung verlaufende, total verschmierte und hochstehende Bordsteinkannten, die man super-sicher mit dem Fahrrad befahren kann und die sicher auch gar keine Probleme machen, wenn man da mit Rollstuhl, Rollator oder ähnlichem drüber möchte.
Jörg hat mich am Freitag in einem Tweet angepingt und ich habe auch bereits die Verwaltung angemailt. Diese „Gleichgültigkeit“ bei der Umsetzung von Maßnahmen ist es, die mich so ärgert. Wir wollen fahrradfreundlich werden und nehmen dafür viel Geld in die Hand. Leider lässt sich Fahrradfreundlichkeit nicht (nur!) an der Höhe der monetären Mittel ablesen, sondern vor allen Dingen am täglichen Umgang mit Herausforderungen.
Die Unterführung im Verlauf der Tannenbergstraße ist eine explizit für den Radverkehr ausgeschilderte Umleitung für die gesperrte Steinstraße. Und weil die Fahrer/innen des motorisierten Individualverkehrs ihr Mütchen nicht unter Kontrolle haben und bei der folgenden Instandsetzung der eingerichteten Sperren nicht ausreichend nachgedacht wird, muss der Rad- und Fußverkehr durch die Öttke. Daran kann man erkennen, wie im täglichen Betrieb klimafreundliche Mobilitätsarten und eingeschränkte Verkehrsteilnehmer berücksichtigt werden. Die andere Umleitungsmöglichkeit in westlicher Richtung durch die Heinrichstraße ist zudem weder ausgeschildert, noch jederzeit passierbar. Aufgrund der dortigen Bautätigkeit ist die Straße desöfteren „gesperrt“.
So bekommt man Menschen aufs Fahrrad!
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