Der Benzinpreis ist egal

„Die Spritpreise explodieren! Bald gehen wir alle zu Fuß!“ – nun, ich fahre oft mit dem Fahrrad, statt dass ich zu Fuß gehe, aber „ja“, das könnte eine Lösung sein. Ich weiß auch nicht, wie viele Menschen, die sich täglich auch in meinem Umfeld über die Treibstoffkosten aufregen, genau sagen können was ihr Fahrzeug überhaupt für Kosten verursacht. Es gibt Tools mit denen man das halbwegs erfassen kann.

V40 2.0t LPG

Volvo V40 2.0t – (spät) umgerüstet auf LPG
Unseren Volvo V40 habe ich ca. zur Geburt von Nachwuchs 1.0 gekauft. Im Sommer 2003 rollte der Turbo mit damals rund 60.000 Kilometern auf dem Zähler bei uns auf den Hof. Und seitdem ich das Auto im September 2008 auf LPG umrüsten lassen habe, erfasse ich auch die Kosten dafür. Gekauft für 10.400 Euro, verkauft für 3.790 Euro und Treibstoffkosten von ca. 13.646 Euro. Ganz genau kann ich es nicht sagen, weil ich erst nach der Umrüstung angefangen bin, die Benzin- und LPG-Kosten zu erfassen. Vor der Umrüstung ist ein Schätzwert basierend auf Laufleistung, Durchschnittsverbrauch und Durchschnittsbezinpreis. Im Diagramm muss man also „Sonstiges“ und „Kraftstoff“ zusammen rechnen. Der Schwede hatte zuletzt einige Malessen, die mir den Spaß und einen kompletten Sommerurlaub etwas vermiest haben. Da er nach den Reparaturen wieder sehr gut auf den Rädern stand, war ich trotz Ärgern ziemlich traurig, als er uns nach 8 Jahren und 89.570 Kilometern verließ.

Mit allem Drum und Dran kostete mich der Kilometer im Volvo V40 2.0t dann 0,31 Euro. Während der Nutzungszeit hatte ich doppelt so hohe Treibstoffkosten, wie ich für das Eigentum des Fahrzeugs aufwenden musste.

Skoda Yeti 1.8 tsi 4×4

Skoda Yeti 1.8 TSI 4×4
Im September 2011 wich der Volvo einem Skoda Yeti 1.8 tsi 4×4. Der cappuccino-beige Yeti kostete uns gebraucht 18.490 Euro und wurde nicht ganz sechs Jahre später für 9.500 Euro verkauft. Gefahren bin ich ihn 61.312 Kilometer und musste dafür an der Tankstelle 9.316 Euro lassen – knapp 400 Euro mehr als die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis. Tatsächlich wäre ich den Schaltwagen noch einige Jahre weiter gefahren – trotzdem er ziemlich viel Öl verbraucht hat. War ein gutes, durchzugsstarkes Auto und hatte keine Probleme mit unserem Wohnwagen. Auch dann nicht, wenn es in den Kasseler Bergen mal etwas steiler wurde.

Ein Kilometer kostete mich mit dem kleinen SUV 0,35 Euro. Die Kosten für den Kauf des Fahrzeugs waren mit 9.000 Euro genauso hoch, wie die für den Treibstoff mit 9.316 Euro.

Skoda Yeti 1.4 tsi DSG 4×4

Skoda Yeti 1.4 TSI 4×4 DSG Monte Carlo
Im Dezember 2016 musste ich mich zum zweiten Mal an der Achillessehne operieren lassen und hatte infolgedessen Sorge, dass ich danach irgendwann Probleme mit dem Kuppeln in einem Schaltwagen bekommen könnte. So war ich also auf der Suche nach einem Yeti (das Modell gefällt mir ausnehmend gut) mit Automatik. Fündig wurde ich erst nach einiger Zeit im Süden der Bundesrepublik, weil ich auch ein paar Ansprüche an die Optik und die Ausstattung hatte. Im März 2017 habe ich den Skoda Yeti 1.4 tsi DSG in der „Monte Carlo“-Ausstattung aus Filderstadt geholt. Hatte ich beim Volvo noch gedacht, mir niemals ein Auto über 15.000 Euro zu kaufen, war der folgende Yeti schon knapp unter 20.000 Euro teuer – was dann fortan die regelmäßig von mir genannten Obergrenze für ein Auto war. Bis ich dann 25.900 Euro für den neuen Yeti auf den Tisch gelegt habe. Das Auto steht auch immer noch auf dem Hof und hat seitdem 40.133 Kilometer in den vergangenen fünf Jahren zurück gelegt.

Da ich so noch keinen Verkaufspreis einrechnen kann, liegt der Kilometer hier aktuell bei 0,89 Euro. Nehmen wir einen aktuellen Verkaufspreis von 17.000 Euro an, hätte ich für das Eigentum 8.900 Euro bezahlt und für den Treibstoff 5.904 Euro.

Fiat 500L 1.4 easy

Fiat 500L easy 1.4
Alex hatte bis Anfang 2013 einen Fiat Punto, zu dem wir keine Statistik haben. Als aber Nachwuchs 2.0 sich ankündigte, haben wir uns nach einem „kleinen“ neuen Auto umgesehen und sind über eine Freundin auf einen recht neuen Vorführwagen aufmerksam geworden. Nachdem wir im April 2013 17.800 Euro für einen Fiat 500l easy 1.4 mit 600 Kilometern Laufleistung bezahlt hatten, wurde auch hierfür auf spritmonitor.de eine Datenhalde angelegt. Verkauft haben wir den großen Kleinwagen letztes Jahr im Juni für 6.000 Euro. Alex ist in den acht Jahren Nutzungsdauer damit 42.938 Kilometer gefahren.

Über alles hat uns ein mit dem Fiat 500L gefahrener Kilometer 0,44 Euro gekostet. Eigentum betrug 11.800 Euro und Treibstoff machte 4.802 Euro aus. Somit macht selbst abzüglich des Verkaufspreises der Kraftstoffanteil weniger als die Hälfte der Fahrzeugkosten aus.

Fiat 500e ICON

Fiat 500e ICON
Dass der Fiat 500L nicht mehr taufrisch war, sollte nicht der Grund sein, warum wir uns nach einem Nachfolger umschauten. Seit Frühjahr 2021 haben wir eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und wollten den selbst erzeugten Strom auch gerne selbst verbrauchen, anstatt ihn für recht wenig Geld in das öffentliche Stromnetz einzuspeisen. Zudem war der 500L im Carport doch ziemlich groß, Kinderwagen haben wir lange nicht mehr zu transportieren, so dass ein kleineres Elektrofahrzeug angeschafft werden sollte. Der e.GO life war mir sehr sympathisch, aber leider nicht in Produktion. Weil wir Fiat-affin sind und der kleine 500er wirklich klasse aussieht, haben wir seit letztem Juni einen Fiat 500e ICON auf dem Hof stehen. Das Auto ist mit 22.895 Euro (bereinigt um den Händlerzuschussund den Umweltbonus) beileibe kein Schnäppchen. In den Monaten seit dem Kauf sind wir mit dem Stromer 4.239 Kilometer unterwegs gewesen (den Yeti will niemand mehr fahren) und haben dafür ca. 114 Euro an Stromkosten bezahlt. „Ungefähr“, weil wir ihn bisher ausschließlich an einer 240-Volt-Steckdose zu Hause geladen haben. Die Stromkosten habe ich mit 16 Cent angesetzt – das ist der ungefähre rechnerische Wert, für die aus unserem eingespeisten Überschuss zurückgekaufte Kilowattstunde. Den habe ich für jede geladene Kilowattstunde angesetzt, auch wenn wir einiges direkt aus der Stromerzeugung geladen haben. Der gefahrene Kilometer kostet uns bisher 0,94 Euro. Das Kostendiagramm besteht eigentlich nur aus dem Kaufpreiskuchen.


Mit steigenden Einstandskosten wird der Kraftstoffanteil am Kostenklotz naturgemäß immer kleiner. Beim Monte Carlo liegt er zur Zeit bei 17%, beim Fiat 500e sogar nur (Kunststück!) bei 1% … wundert sich jemand, dass mir die Benzinkosten wenn auch nicht egal, so doch eher nachrangig erscheinen? Wenn ich mir ein Auto leisten kann, dann ist der Treibstoff (zur Zeit) das geringere Problem.

Ich führe übrigens keine Statistik über die entstandenen Kosten beim Fahrrad. Tatsächlich kostet das auch was, denn es gibt Verschleißteile und auch Kleidung muss man fairerweise mit einrechnen, denn so eine Jeanshose geht auf dem Rad im Schritt schon mal schneller kaputt.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

1 Kommentar zu „Der Benzinpreis ist egal

  1. Schön dass Du mal was über die Benzin (eigentlich: Auto-) Kosten geschrieben hast.

    Das ist ja ein sehr politisches Thema, noch dazu mit Emotionen aufgeladen wie kein zweites. Nur leider in der Breite der Bevölkerung mit völlig falschen Annahmen betrachtet.

    Annahme: Die Autokosten sind gleich den Kosten für Kraftstoff und Versicherung.

    Das ist so was von falsch! Nur wenige Menschen rechnen den Anschaffungspreis, die Steuern, den Wertverlust, Reparaturen, Wartung und so weiter mit ein.

    Außerdem entstehen jede Menge indirekter Kosten, die wir alle – auch wenn wir kein Auto fahren – tragen. Das sind die Kosten für Straßenbau und -Unterhaltung, die Kosten für Parkflächen (die also dem Verkehr nicht mehr zur Verfügung stehen), die Mieten für Stellplätze und Garagen oder deren anteilige Baukosten, die Kosten für Umweltschäden, die Kosten für Krankenbehandlungen durch Schadstoffbelastung, die Kosten aus Unfallschäden und viele mehr.

    So hat eine Studie vor Kurzem errechnet, dass der Fahrer eines Kleinwagens (wie eines VW Polo) in 50 Jahren Kosten von rund 600.000 € verursacht, wovon 40 % die Allgemeinheit trägt – unglaublich aber wahr.

    Zu einem ausführlicheren Artikel geht es hier lang: https://taz.de/Studie-ueber-teure-Autos/!5827537/
    Jetzt fahren die wenigsten von uns einen Polo und knacken so wohl fast alle die Millionengrenze – mit nur einem Auto!

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