Durchschnitt 46,6 km/h … in einer 30-Zone

Borweg bergab – Blickrichtung Norden
Die SPD in Bad Oeynhausen hat Anfang des Jahres einen Antrag zur Verkehrsberuhigung auf dem Borweg gestellt. Ich hatte dazu etwas geschrieben. Nämlich, dass dort definitiv zu schnell gefahren wird und dass man etwas tun soll: blitzen. Die von der Partei vorgeschlagenen Schwellen bringen gar nichts. Das habe ich heute wieder live gesehen, als eine junge Frau in ihrem Mini ohne abzubremsen über den Buckel vor der freiwilligen Feuerwehr rauschte. Das bügeln die Fahrwerke einfach so weg. Nun haben wir im Frühjahr beschlossen, die Verwaltung möge prüfen. Das hat sie getan und das Thema ist im nächsten Ausschuss für Stadtentwicklung wieder auf der Tagesordnung.

Zunächst wurden sinnvollerweise die Geschwindigkeiten ermittelt. Was soll ich sagen, im Februar schrieb ich dazu noch „Ich wüsste keine Tempo-30-Zone, in welcher die gefahrene Durchschnittsgeschwindigkeit nicht über den maximal erlaubten 30 Km/h liegt.“ und die Verwaltung kommt zu folgendem Ergebnis:

5. Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung
… Im Ergebnis schließen die Messungen mit einer durchschnittlichen Verkehrstagesmenge von 735 Fahrzeugen (DTV) und einer gefahrenen Durchschnittsgeschwindigkeit von 46,6 km/h bzw. V85 = 54 km/h …

Die Durchschnittsgeschwindigkeit in der Tempo-30-Zone liegt bei fast 47 Km/h! DURCHSCHNITT! Fünfzehn Prozent der gemessenen Fahrzeuge waren schneller als 54 Km/h unterwegs. Ich behaupte, dass ist in sehr vielen 30er-Bereichen in Bad Oeynhausen identisch. Das einzige was zuverlässig hilft, ist der Griff ins Portemonnaie oder der Entzug der Fahrerlaubnis. Leider hat der schlechteste Verkehrsminister aller Zeiten die enstprechende StVO-Novelle, nach der mehr als 15% der gemessenen Fahrer/innen mindestens einen Monat zu Fuß unterwegs gewesen wären, in wohlwollend genutzter Dummheit nicht in Kraft setzen können.

Ich bin aber mit der Verwaltung im Reinen, wenn sie hier folgerichtig handelt:

Die Direktion Verkehr der Kreispolizeibehörde Minden-Lübbecke ist aufgrund dieser Zahlen um regelmäßige Überwachung des betreffenden Bereiches gebeten worden.

Gleichzeitig stelle ich mir die Frage, warum die Verwaltung nicht eigene mobile Blitzer hat und einsetzt? An solchen Stellen, die augenscheinlich den Anwohnern ziemlich gefährlich erscheinen (auch wenn ich heute wieder eine der Anwohnerinnen fast im Kofferraum hatte, als ich mit knapp unter 30 Km/h dort hinauf gefahren bin), würde sich das Ding doch recht schnell amortisieren und gleichzeitig einen Beitrag zur Entschleunigung und Absicherung leisten. Leider ist außer ein paar weiteren Tempo-30-Pinseleien, die jetzt schon niemanden interessieren, nichts weiter geplant.

Weitere verkehrsrechtliche Maßnahmen auf dem Streckenabschnitt sind nach hiesiger Auffassung zu gegebener Zeit nicht zielführend.

Weil …

Besondere Gefahrenlagen oder Unfallauffälligkeiten liegen der Straßenverkehrsbehörde im gesamten Verlauf der Straße aktuell nicht vor.

… immer alle schnell genug zur Seite springen.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

3 Kommentare zu „Durchschnitt 46,6 km/h … in einer 30-Zone

  1. Beim Bild fällt folgendes auf:
    Auch die Anlieger unterstützen die Raserei , in dem sie falsch auf dem Gehweg parken.
    Was soll die Freigabe des Gehwegs für Radfahrer bewirken ?

  2. Moin Andreas.

    Die Frage von Herrn Koßmann ist absolut berechtigt.

    An Deiner Stelle würde ich den Antrag einbringen, die Freigabe des Radverkehrs auf dem Gehweg aufzuheben. Die Richtlinien hierfür sind nicht eingehalten. Der Gehweg ist offensichtlich zu schmal, er ist an den Einmündungen unübersichtlich, es handelt sich um eine starke Gefällestrecke, die Freigabe ist einer 30 Zone schlicht nicht erforderlich (Radwegbenutzungspflichten sind dort ja auch unzulässig) und und und …

    Empfehlungen für Fußgängerverkehrsanlagen EFA und Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) sind im Rathaus, wenn auch nicht im Bewusstsein, so doch hoffentlich im Aktenschrank vorhanden.

    • Die ERA ist durchaus bekannt und steht – vom Lesen leicht zerfleddert – im Schrank. Ich habe mich bisher um diese Freigaben nicht gekümmert, weil ich sie nicht nutze. Ist vielleicht wirklich ein Versäumnis. Dass es in 30-Zone keine Radverkehrsanlagen gibt, ist mir bewusst. Die Verwaltung wird argumentieren, dass dies keine ist.

      Ich habe dort allerdings auch noch nie einen Radfahrenden auf dem Gehweg gesehen :-o

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