Rücksicht nehmen in der Fahrradstraße

Die Hüffer Straße ist seit ca. 40 Jahren „Anlieger frei“ gewesen. Dann wurde sie vor acht Jahren zur Fahrradstraße umgewidmet. In dem Zusammenhang änderte sich für Autofahrende genau gar nichts. Immer noch war die Straße „Anlieger frei“ für KFZ. Nur sechs Jahre später fing die Polizei an, Kontrollen durchzuführen, bei welchen dann durchaus auch Bußgelder verhängt wurden. Denn natürlich hat sich nie jemand an das „Anlieger frei“ gehalten. Da den Autofahrenden das nicht schmeckte, wurde medienwirksam auf die Bußgelderhebung aufmerksam gemacht, woraufhin der Bürgermeister in einem bemerkenswerten politischen Stunt etwas von „erweiterten Anliegern“ erzählte und die Hüfer Straße „aus Sicherheitsgründen“ grundsätzlich für den KFZ-Verkehr freigegeben wurde.

Polizei Minden-Lübbecke vom 06.10.2020: Polizei sucht Fahrer eines weißen BMW
… Der 10-Jährige befuhr die Hüffer Straße gegen 7.35 Uhr in Richtung Hermann-Löns-Straße. In Höhe Hausnummer 25 kam ihm auf der engen Straße mit scheinbar hoher Geschwindigkeit der BMW entgegen. Beim Bremsen brach dem Bad Oeynhausener dann das Hinterrad des Fahrrades aus, sodass er die Kontrolle darüber verlor und auf die Seite stürzte. Hierbei zog er sich Verletzungen zu … Der Autofahrer wich dem am Boden Liegenden aus und fuhr einfach weiter …

Und das ist der Erfolg dieser Maßnahme. Das beschriebene Verhalten ist exakt jenes, welches ich als Fahrradfahrer in den Bad Oeynhausener Fahrradstraßen erlebe. Rücksicht ist Fehlanzeige. Mit einem Auto ist man in einer Fahrradstraße maximal geduldet, man ist dort Gast und hat sich den Radfahrenden nachrangig zu verhalten. Überholen wenn es zu eng ist, ist (überall) verboten. Begegnungsverkehr ebenso.

Grundsätzlich heißt es in §3 StVO (2a) „Wer ein Fahrzeug führt, muss sich gegenüber Kindern, hilfsbedürftigen und älteren Menschen, insbesondere durch Verminderung der Fahrgeschwindigkeit und durch Bremsbereitschaft, so verhalten, dass eine Gefährdung dieser Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist.“. Auch den Passus haben Autofahrende nicht verinnerlicht. Und wenn dann nach Gejammer eine Fahrradstraße für den KFZ-Verkehr freigegeben wird, dann bleibt nur hängen: wir dürfen das! Verletzte Kinder sind das Ergebnis dieses autozentrierten Denkens. Und wenn was passiert, wird sich verpisst.

Vielen Dank!

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

1 Kommentar zu „Rücksicht nehmen in der Fahrradstraße

  1. In meiner Stadt hat man sich zunächst die Mühe gemacht viele 30-Zonen in „Fahrradstraßen“ umzuwidmen, natürlich alle mit „KFZ frei“-Zusatzschild.
    Nun ist den Stadplanern dank der Neueinführung der „Fahrradzone“ was tolles eingefllen, man nönnte ja die ganzen „Fahrradstraßen“-Schilde rabbauen und das ganze gebiet zur „Fahrradzone“ umkennzeichnen, natürlich wieder mit „KFZ frei“.
    Und die drei örtlichen Fahrradclubs sagen mal wieder nichts dazu.

    Zum Teil sind an den „Fahrradstraßen“ mit „KFZ frei“ noch die 30-Zone Schilder mit weiteren VZ dran geblieben, ein völlig unzulässiger und widersprüchlcher Schilderwald ist entstanden.
    Auf derartige Mängelmeldungen reagiert meine Kommunalverwaltung nicht.

    Eine echte Fahrradstraße oder Fahrradzone ohne KFZ habe ich in meiner ganzen Region noch nicht gesehen.

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