Ampelschaltung an der „Stahls-Kreuzung“

Im letzten Ausschuss für Stadtentwicklung fragte ich zum wiederholten Male nach der Querung der Mindener Straße. Diese signalisiert nur dann „grün“ für zu Fuß Gehende und Radfahrende, wenn man explizit darum bettelt. Alex hatte die Frage vor ca. zwei Jahren schon einmal per Mail an die Verwaltung gerichtet und da folgende Antwort erhalten:

… ist die Signalisierung für Fußgänger aus Gründen der Verkehrssicherheit mit der derzeitigen Signalisierung aufgeschaltet worden.

Hm, zur Sicherheit der Fußgänger müssen diese also einen Umlauf lang warten, wenn sie „zu spät“ drücken. Vor ziemlich genau einem Jahr fragte ich im Ausschuss und erhielt eine anderslautende Antwort:

ASE vom 21.05.2019
11.9 RH Edler: Wann wird die Ampelschaltung im Kreuzungsbereich Mindener Straße / Steinstraße / Eidinghausener Straße so umgestellt, dass Fußgänger und Fahrradfahrer nicht gesondert eine „Grünphase“ anfordern müssen?
TB: In dem Halbjahresgespräch mit Straßen.NRW Anfang Mai 2019 wurde seitens Straßen.NRW mitgeteilt, dass die Ampelphasen für querende Fußgänger und Fahrradfahrer zukünftig so umgestellt werden, dass eine Querung ohne Zwischenhalt in der Fahrbahnmitte möglich ist. Künftig wird es für Fußgänger / Fahrradfahrer längere Grünphasen geben. Die „Grüne Welle“ für den Pkw-/Lkw-Verkehr auf der Mindener Straße / Kanalstraße wird aufgehoben.

RH Edler: Wünschenswert ist es, dass Fußgänger und Fahrradfahrer ohne Anforderung „Grün“ bekommen.

BL 66/TB: Die Ampelanlage ist bereits recht alt und daher ist eine Umstellung nicht ohne weiteres möglich. Hier ist eine technische Umrüstung erforderlich. Jedoch werden mit Straßen.NRW weitere Gespräche geführt, um eine erweiterte Umstellung der Ampelanlage zu erreichen.

OK, die Ampelanlage ist alt und kann das nicht. Nun, habe ich nie geglaubt, wurde aber auch in Gesprächen so wiederholt. Da ich zwischenzeitlich in den Weiten des Internets von „Hacks“ für solche Situationen gelesen habe, bei denen die (meiste mechanischen) Anforderungstaster einfach „überbrückt“ – vulgo: mit Klebeband auf Dauerdruck guerillamäßig „umgerüstet“ – wurden, habe ich dies als Anfrage formuliert.

ASE vom 20.05.2020
23.8 RH Edler: Die Querung der Mindener Straße erfolgt ausschließlich auf Anforderung. Wenn nicht innerhalb eines bestimmten Zeitfensters angefordert wird, dann steht man dort u.U. zwei ganze Ampelumläufe und wartet. Warum werden die Taster nicht einfach überbrückt, um eine Daueranforderung zu erzeugen. Die Situation wird sich dort auf Jahre ja nicht ändern.

Antwort der Verwaltung: Diese Aussage trifft nach Kenntnis der Verwaltung nur auf den Knotenpunkt Eidinghausener Straße / Mindener Straße / Steinstraße zu. An diesem Knotenpunkt wird eine Umstellung auf automatische Signalisierung für Fußgänger und Radverkehr in jedem Umlauf aus Gründen der Aufrechterhaltung der Leichtigkeit der Verkehre bis Dato durch den Straßenbaulastträger Straßen.NRW abgelehnt. Pro Umlauf würden im Berufsverkehr 2 bis 3 Fahrzeuge im Rechtsabbieger Verkehr weniger je Einmündungsast den Knotenpunkt passieren können (selbst dann, wenn kein Fußgänger /Radverkehr stattfindet) . Die Leistungsfähigkeit der Kreuzung würde somit um rd. 360 Fahrzeuge/Std. reduziert. Querungswillige Fußgänger und Radfahrer können die Kreuzung mit der gleichen Wartezeit queren, wie der querungswillige Fahrzeugverkehr. Für die Ampelanlagen der Mindener Straße in der Straßenbaulast der Stadt sollen die Ampelprogramme sukzessive überprüft und wenn möglich eine veränderte Steurung erhalten.

Das ist ein dicker Hund! Weder aus Sicherheitsgründen, noch weil die Anlage zu alt ist, muss man hier um eine Grünsignalisierung betteln, sondern damit die „Leichtigkeit der Verkehre“ gewährleistet ist. Was ist denn Rad- und FußVERKEHR? Nach der Freigabe der Nordumgehung hat der Verkehr an dieser Kreuzung deutlich abgenommen und immer noch wird mehr darauf geachtet, dass die Blechdose geschmeidiger durchkommt und dafür darf man dann als Radfahrender und zu Fuß Gehender länger im Regen stehen. Ganz toll. Mal abgesehen davon, dass ich die angegebenen 360 Fahrzeuge pro Stunde für einen kompletten Mumpitz halte. Die müssen beim Abbiegen trotzdem aufpassen. Die Länge der Grünphasen ist zudem so kurz, dass manche Fußgänger es nicht mal in einem Umlauf schaffen, weiter als bis zur Mittelinsel zu gelangen. Ein Hohn.

Weiterhin ärgerlich ist, dass man im Laufe von zwei Jahren auf dieselbe Frage drei verschiedene Antworten bekommt!

Auch zur Ampelschaltung am ZOB hatte ich nachgefragt, da hier teilweise als Fußgänger extrem lange auf grün gewartet werden muss. Bisher wurde es ebenfalls regelmäßig mit „müssen wir uns mal ansehen“ beantwortet.

23.8 RH Edler: Die Ampel am ZOB hat extrem lange Wartezeiten!

Antwort der Verwaltung: An dieser Problematik arbeiten Stadt und Stadtwerke bereits schon seit mehreren Jahren. Neben der Erneuerung der Anforderungsschleifen für den Linienbusverkehr wurden auch technische Komponenten der Lichtsignalanlage erneuert. Auf Grund der verschiedenen Verkehrsströme (Straße mit MIV, ÖPNV vom ZOB, Fußgänger an zwei Querungsstellen) und der unterschiedlichen Anforderungssysteme (Schleifen, Druckknopf) kommt es zu Verzögerungen in den Wechselzeiten. So fordert z.B. ein schlecht geparkter Bus am ZOB über die verbauten Schleifen in jedem Umlauf eine Grünphase für den ÖPNV an. Eine Optimierung wird weiterhin angestrebt.

OK, das hat man nun und der Fehler ist bekannt. Dann bin ich ja zuversichtlich, dass den Busfahrern in Zukunft erläutert wird, dass sie gefälligst dort halten sollen, wo es vorgesehen ist.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

5 Kommentare zu „Ampelschaltung an der „Stahls-Kreuzung“

  1. Das die Ampelanlage zu alt wäre, ist für mich gelinde gesagt eind Ausrede. Aus meiner Jugend kenne ich ganz alte Ampelanlagen, wo es im Schaltkasten noch richtig geklackert hat und ein Relais (elektromachanscher Schalter) die Anforderung innerhalb von weniger Sekunden frei gab.
    Heute ist das in der Regel rechnergeseteuert und kann programmiert werden, wenn man es denn möchte.

    Die Wahrheit ist, dass man dem MIV einen deutlichen Vorrang und Vorteil geben möchte und damit das Radfahren und zu Fuß gehen unattraktiv macht. ich würde es als Diskriminierung oder Schikane bezeichnen.

    An solchen Ampeln sehe ich viel mehr Rotlichtverstöße, weil manche Radfahrer/Fußgänger die lange Wartezeit nicht akzeptieren, von einem Defekt ausgehen, oder gar nicht gedrückt haben.

    es muss sich dringend etwas ändern!

  2. Eine rote Ampel ist eine rote Ampel. Nur weil sie nicht auf grün schaltet wird sie bei rot überfahren? Ernsthaft? Wer so denkt sollte nicht am Straßenverkehr teilnehmen dürfen!
    Diese dämliche Bettelampel gibt es übrigens auch bei Ford Meyer. Diese schaltet so kurz, dass selbst ich, als zügiger Geher es nicht bei grün schaffe eine vierspurige straße zu überqueren. Zudem der Abbiegeverkehr aus Rehme Richtung Osnabrück auch grün hat. Auch diese Phase für Autos ist viel zu kurz, dass es aus dieser Richtung häufig nur 3 Autos schaffen.
    Die Ampeln auf der Mindener Straße sind scheinbar immer noch so geschaltet, dass der frühere Autoverkehr nicht gänzlich zum erliegen kommt.
    Es wäre also an der Zeit, die Ampelschaltungen der Mindener Straße komplett zu ändern und so den Umfahrern der Nordumgehung die Abkürzung weniger schmackhaft zu machen!
    Beste Grüße
    Martin

    • (Zitat)
      „Nur weil sie nicht auf grün schaltet wird sie bei rot überfahren? Ernsthaft? Wer so denkt sollte nicht am Straßenverkehr teilnehmen dürfen!“

      jetzt stell Dir mal vor, du drückst die Anforderung, es blinkt, du wartest und wartest, der querende Kraftverkehr bekommt rot, hält an, aus der Seitenstraße welche parallel zu deiner gewünschten Fahrtrichtung ist wird grün, es fahren KFZ ein, du wartest weiter auf dein Grünlicht und glotzt auf den blinkenden Anforderungsknopf, dann wird der Querverkehr wieder grün, die Autos fahren an deiner Nase vorbei. Mittlerweile sind gut zwei Minuten vergangen und der Anforderungsknopf blinkt und blinkt, kein Auto mehr im Querverkehr weit und breit zu sehen, aber die dämliche Ampel immernoch rot.

      Manchmal reagiert an solchen Ampeln der Anforderungstaster gar nicht, kein Blinken als Bestätigung oder es blinkt und tut sich über 5 Minuten nichts.

      Übrigens, die StVO erlaubt Radfahrern sogar bei roten Fußgängerampeln drüber zu fahren, Rad fahrende haben nämlich nur auf Signalgeber für Radfahrer zu achten, wo es diese nicht gibt auf die Signalgeber für die Fahrbahn…und wenn diese nicht einsehbar sind, dann ;o) . Wenn also nur ein Männchen/ Weibchen/ Päärchen/ Mainzelmännchen/ Rattenfänger in der Streuscheibe der Ampel ist, gilt diese Ampel ausschließlich für zu Fuß gehende.

      Wenn man nun explizit nicht über eine rote Ampel gehen will, kann man ja die Straße notfalls auch 50-100m weiter überqueren, wo keine Ampel ist. Bei mir gibt es einen vierspurigen Ring, den man mittlerweile an jeder kleinen Seitenstraße mit einer reinen Fußgänger- und Radfahrerfurt ohne Ampeln ausgestattet hat. Funktioniert sogar sehr gut.

  3. Ich gebe dem „Radfahrer“ recht, die Ampel ist mit Sicherheit programmierbar, heißt man könnte die Anforderrungs Taster aus dem Programm nehmen und „Grün“ für Radfahrer und Fußgänger passend mit der Grünphase für den KFZ Verkehr programmieren.
    Die Kreuzung wird dadurch ja auch nicht in ihrer Leistung eingeschränkt, da auch an dieser stark befahrenen Kreuzung bestimmt nicht bei jeder Grünphase Radfahrer und Fußgännger die Ampel passieren. Umprogrammieren kostet halt Geld.

    • Ja, die letzte Antwort sagt das ja auch. Die gewählte Schaltung ist so gewollt, damit mehr Fahrzeuge abbiegen können. Wie stichhaltig das ist – vor allen Dingen nach Freigabe der Umgehungsstraße – vermag ich nicht zu sagen. Bin skeptisch.

      Zu alt und Sicherheit für Fußgänger halte ich für Ausreden!

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