Mittagsrunde nach Rinteln
Ich konnte mich nicht so recht aufraffen und habe der Frau seit dem Aufstehen erzählt, dass ich gleich auf eine kleine Runde aufbreche. Ist dann doch eher Mittag geworden bzw. nach unserem Frühstück gegen halb 12. Wohin wusste ich auch noch nicht. Burg Vlotho, Fernsehturm, Herford … habe mich dann auf dem Weserradweg Richtung Porta wiedergefunden. Da war einiges los, ich bin aber trotzdem halbwegs fix voran gekommen. Nur wenige Deppen sind entgegenkommend nicht hintereinander gefahren. Ich muss irgendwie ein Schild über mir schweben haben, dass ich schon Platz machen werde. Wenn ich mit meinem Kumpel die Flussradtouren mache, sind es auch immer wir, die bei Gegenverkehr in Reihe fahren, während die entgegenkommenden Torkelradler stumpf nebeneinander bleiben.
In Porta dann den Kirchsiek hoch, aber nicht zum Fernsehturm, sondern geradeaus Richtung Rinteln. Den Kirchsiek hoch ist übrigens mitunter kein Spaß. Es gibt dort keinen Radweg, entsprechend bin ich auf der Fahrbahn gefahren. Hochbegabtester des Tages war ein Audi-Q5-Fahrer, der mich mit knapp einem halben Meter Abstand überholte und auf mein geschrieenes „Abstand!“ den Stinkefinger zeigte und extra Gas gab. Unter dem Berg Richtung Todenmann kann man ganz gut fahren, auch wenn die Lohfelder Straße in einem erbärmlichen Zustand ist. Durch Todenmann runter hat die Kommune vergessen die Benutzungpflicht des einseitig angelegten Radwegs bergab aufzuheben. Der ist zum einen viel zu schmal für beidseitig, zum anderen kann man da mit 40 bis 45 Km/h bergab fahren, wie soll das auf dem Handtuch gehen?
In Rinteln gabs dann erstmal ein Eis. Die Kugel ist 10% teurer als in Bad Oeynhausen, dafür aber auch ein Viertel kleiner als bei meiner favorisierten Eisdiele. Und es war lange nicht so lecker. Danach weiter auf dem Weserradweg Richtung Doktorsee. Dort gab es dann ganz offensichtlich Parkdruck! Der vorgesehene Parkplatz war augenscheinlich derart voll, dass begonnen wurde den angrenzenden Acker zuzuparken. Dazu wurde natürlich auch der Gehweg und die Rabatten überfahren.
Ich habe die gerade aussteigenden Menschen dann interessehalber mal gefragt, ob ihnen gesagt wurde, sie sollten nun den Acker nutzen. Das war nicht der Fall. Ob sie den Besitzer kennen würden – auch das war nicht der Fall. Und außerdem würden sie bei dem frisch kultivierten Acker doch auch gar nichts passieren. Es würde nichts brennen und was mich das überhaupt angehen würde. Dass sie über den Gehweg gefahren sind war genauso egal, wie das die Hecks der Fahrzeuge darauf ragten. Überhaupt: ich hätte nicht mal einen Helm auf, das wäre viel schlimmer und ich sollte jetzt einfach weg fahren. Nach ein paar weiteren Sätzen kam wenigstens noch ein „Grundsätzlich hätte ich ja recht.“ aber er hätte keine Lust, sich jetzt weiter zu ärgern. Zum Abschluss noch der krönende Hinweis des Hochbegabten, er würde sogar extra einen Diesel fahren. Tja, leider ist genau die Einstellung des Mannes augenscheinlich die Mehrheit bei den motorisierten Verkehrsteilnehmern.
Danach gab es noch ein paar Autofahrende, die auf der „Aue“ hinter dem Doktorsee nicht wussten wie viel Abstand sie zu Fahrrädern halten sollten. Vor mir schob eine Familie auf die Weserbrücke zu und ein Auto hat den Vordersten in der Gruppe fast gerammt, so dass dieser erbost schimpfte. Naja, ich erwarte an solchen Tagen nichts anderes.
Auf der Fahrradstraße „Heuweg“ hinter dem Kraftwerk in Veltheim kam mir ein BMW entgegen, der so gar nicht nach landwirtschaftlichem Verkehr aussah. Erstaunlicherweise ist diese Fahrradstraße nämlich nicht grundsätzlich für KFZ und Motorräder frei gegeben, sondern nur für den landwirtschaftlichen Verkehr! Der Fahrer hielt denn auch an, als ich ihn ziemlich aufdringlich ansah und nicht gleich in die Rabatten auswich.
Was mein Problem sei, wurde ich sofort gefragt. Woraufhin ich ehrlicherweise sagte, dass ich gar kein Problem habe, er aber offensichtlich mit der Wahrnehmung von Verkehrsschildern. Nach ein paar Sätzen fing mein Handy an zu tuten weil das Garmin Edge einen Alarm ausgelöst hat. Das irritierte den BMW-Fahrer augenscheinlich, ich habe aber ruhig weiter gesprochen, bis Alex dann anrief und ich kurz abwürgte. Da hat er dann – ich traute meinen Ohren nicht – tatsächlich gesagt, er würde jetzt wenden und zurück fahren, damit ich in Ruhe telefonieren könne! :-o Und hat das sogar gemacht. Man hätte mich mit offenem Mund dort stehen sehen können!
Der Rest des Weges war unspektakulär. Zum wiederholten Male ist mir jedoch aufgefallen, dass die Stadt Vlotho Fahrradfahren offensichtlich als Schönwetter-Beschäftigung ansieht. Die wassergebundene Decke zwischen Veltheim und Uffeln ist jedenfalls nur bei trockenem Wetter zu befahren. Sobald es nass wird, saut man sich komplett ein. Splitt ist dort gar nicht mehr, sondern nur noch weißer Staub, welches sich bei Regen in Ötke verwandelt. Die Spurrillen zeugen davon. Außerdem ist streckenweise nur die Hälfte der Wegbreite nutzbar, weil alles zugewuchert ist. So geht Radwanderweg nicht.
Vor dem Kreisel in Vlotho dann noch eine Vollbremsung, weil eine Frau entgegen der Fahrtrichtung abrupt durch den Kreisel die Fahrbahn queren wollte. Ihr Begleiter sagte ihr dann „Los fahr, auf dem Zebrastreifen hast Du Vorfahrt!“ … was mich veranlasste ihm zu erklären, dass die Furt die Vorfahrt erzeugt und nicht der Zebrastreifen und dass sie trotzdem in der falschen Richtung unterwegs seien. Große Augen und Schweigen.
An der Rehmer Insel war auch wieder Parkdruck und rangieren kommt für die meisten nicht in Frage. Darum fuhr eine Dame mit ihrer Freundin in ihrem Golf auch munter über die weiße Abtrennung zum Weserradweg, um darauf zu wenden und dann vom Parkplatz zu fahren. Nicht ohne vorher vor den Pollern zu stehen und erstaunt zu gucken.
Danach war ich dann auch schon fast zu Hause. Schöne Runde, ziemlich warm und ich hätte vielleicht doch eine kleine Flasche Wasser mitnehmen sollen.
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