Heu machen 2019

Wie jedes Jahr ist im Juni Nervosität angesagt. Das Gras ist hoch geschossen, der Dachboden leer. Nachschub für die Isländer der Schwester muss geerntet werden. In den letzte Jahren hat sie das Mähen auch selbst übernommen, so dass wir nur noch für das Einfahren zum Helfen kommen. Das Wetter war aber laut den Vorhersagen ziemlich unbeständig, so dass wie immer banges Warten angesagt war, ob es am nächsten Tag wirklich trocken bleiben würde.

Dieses Jahr gab’s Rundballen!

Am Mittwoch war es dann soweit. Meine Schwester sagte Bescheid, dass sie jemanden gefunden hat, der ihre Bunde presst. Diesmal nicht die kleinen, eckigen HD-Ballen, sondern Mini-Rundballen. Rund 50 x 70 cm groß und ca. zwei bis dreimal die Masse eine „normalen“ Ballens. Ich hatte erst einen Vortrag in einer zehnten Klasse am IKG und währenddessen kam plötzlich ein gewaltiges Gewitter runter. So ein Scheiß. Ich habe auf heißen Kohlen gesessen. Bin dann nach dem Unterricht nach Hause gefahren, umgezogen und mit Tim zu meiner Schwester. Alex war schon dort und half die bereits gepressten Ballen abzudecken … aber der Himmel hatte sich nur für fünf Minuten geöffnet und keinen Schaden angerichtet. Das Heu war schon wieder fast ganz trocken und nur oberflächlich nass geworden. Also den Hänger hinter den New Holland und los. Alex, Tim und ich haben die ersten beiden Hänger auf- und wieder abgeladen. Beim dritten Wagen hat meine Schwester etwas mit abgeladen, weil sie vorher beim Pressen geholfen hat.
Mit dem Höhenförderer geht es auf den Dachboden.

Die großen Ballen sind deutlich schwerer zu heben, aber wesentlich einfacher zu stapeln. So ging das Abfahren recht fix. Auf den Boden muss ich die Ballen seit letztem Jahr nicht mehr hoch werfen, sondern lege sie „nur“ auf den Förderer. Bei den großen Dingern war das anstrengend genug. Insgesamt waren es wohl ca. fünf Tonnen Heu. Die habe ich fast alle zweimal in der Hand gehabt. Das habe ich am Abend schon ein bisschen gemerkt. Harte Arbeit!
Leer ist die Wiese

Auf der Wiese war soviel Heu, dass meine Schwester davon ausgeht, keinen zweiten Schnitt zu benötigen. Hoffen wir es mal. Mir schmerzen jedenfalls immer noch die Schultern und ich habe etwas Muskelkater in den Beinen. Das kann aber auch daran liegen, dass ich am Morgen nach der Heuernte eine Wanderung im Wiehengebirge gemacht und gestern bei einem Umzug geholfen habe. Ich brauche jetzt erstmal ein Wochenende! Oh, warte :-/

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

1 Kommentar zu „Heu machen 2019

  1. Oh, da werden Erinnerungen wach.
    Wir haben in den Endziebzigern auf dem Nebenerwerbsbauernhof noch Heu ohne Presse geerntet. Mähen mit Kleintraktor und Pferdezugmähbalken, wenden mit einer kleinen McCormick (Bj. 192x) (Kurbelwelle mit Forken dran) hinter dem Kleintraktor, rechen mit einem Pferderechen hinter besagtem Kleintraktor. Alles immer zu zweit: Vattern auf der jeweiligen Maschine, Hebel hoch – Hebel runter. Einfahren mit einem alten Lanzbulldog (Bj. 1936) und selbstgebautem Anhänger, Muttern oben packend, in den ersten Jahren Vattern, später ich mit der Forke die Reihen aufstakend bis ich nicht mehr hochreichen konnte. Danach wurde alles mit zwei Repen über eine Rolle festgezurrt. Muttern blieb gleich oben auf der Fuhre sitzen und ist erst in der Scheune abgestiegen. Wenn der Lanz richtig warm gelaufen war, dann sprühte der auch gern mal Funken aus dem typischen Schornstein. Je nach Wetterlage, Windrichtung und Trockengrad des Heus war das des öfteren ein Hochrisikounternehmen.
    Es gab auch immer den Wettbewerb, wer mit dem Lanz und der vollen Ladung die Hügelkuppe zwischen Wiese und Hof überquerend, ohne stehen zu bleiben, vom dritten Ackergang in den ersten Straßengang hochschalten konnte. Das war neben dem Heustaken die zweite Bodybildingübung.
    Ach ja, Führerschein hatte ich erst Anfang der 80er…
    Abladen in der Scheune: Als Kinder mussten wir bis unters Dach kriechen und packen, weil wir so klein waren und da noch reinpassten. Ziemlich stickig unter so einem Scheunendach.
    War ’ne scheiß schwere Arbeit, aber es gehört noch immer zu meinen besten Kinder- und Jugenderinnerungen: Die Sommerhitze, der Geruch von frischem Heu, die Schwalben, die auf dem Hof die Fuhre im Tiefflug überquerten, das Paff-paff-ugn-ugn-ugn-Geräusch des Lanz und die gekühlte Waldmeisterbrause nach getaner Arbeit.
    Lang ist’s her.

    Sonnige Grüße vom Sandomir

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