Parkdruck? Nicht für das Fahrrad

Heute lese ich in der Neuen Westfälischen – wieder mal – einen Artikel über die Parklatznot im Umfeld der Krankenhäuser in Bad Oeynhausen. Die CDU machte sich dazu auf einer Sitzung mit dem technischen Beigeordneten Gedanken. Und es stimmt, es geht dort teilweise chaotisch zu. Im Artikel wird auf das hoffentlich bald vorgestellte Parkraumbewirtschaftungskonzept der Stadtwerke hingewiesen. Dies wird allerdings auch keine neuen Parkplätze bieten. Die Shuttlelösung, welche die BBO in – ebenfalls – der NW anpries wird erwähnt. Das könnte ein guter Gedanke sein, ich habe Shuttles in Form eine Elektrorikscha schon viel früher hier auf meiner Seite im Zusammenhang mit dem Königshof bereits vorgeschlagen und auch in politischer Runde erwähnt. Schön, dass die BBO diese Möglichkeit nun auch so sieht. Leider verschiebt ein Shuttle das Problem nur geographisch. Sorgt aber als Nebeneffekt auch für eine bessere Auslastung der Parkhäuser.

Logo: Fahrrad

Ich befürchte jedoch, es wird niemanden überzeugen, weil man damit nicht mit seinem Auto bis ins Foyer fahren kann. Mit keinem Wort wird eine Teillösung angedacht, die tatsächlich für eine Entspannung der Situation sorgen könnte. Ich kann mir beim allerbesten Willen nicht vorstellen, dass alle Mitarbeiter des HDZ, des Krankenhauses oder zukünftig womöglich auch der Auguste-Viktoria-Klinik an dem Standort im Dichterviertel einen Arbeitsweg von 20 Kilometern und mehr haben. Es werden auch Strecken zwischen 3 und 10 Kilometern dabei sein. Und allen Beteuerungen der eingefleischten Autofahrer zum Trotz: man kann diese Strecken auch mit einem Fahrrad zurücklegen ohne sofort tot umzufallen, ohne völlig durchgeschwitzt zu sein, ohne nass zu werden und ohne von unaufmerksamen KFZ-Fahrenden umgenietet zu werden. Der Effekt ist offensichtlich: Fahrrad 0,5 m² Stellfläche, KFZ 11 m² Stellfläche. Es ist absolut möglich das Fahrrad zu benutzen – nicht für alle, aber für viele.

Und wenn viele das machen, wird das Problem kleiner. Das hört sich ganz naiv und viel zu einfach an … es ist aber so. Leider, leider, leider sind meiner Erfahrung nach nicht einmal eine Handvoll Protagonisten der Politik dazu bereit dies konsequent zu thematisieren. Ich werde jedenfalls regelmäßig mit Augenrollen bedacht. wenn ich das Thema anspreche. Diskutiert mal schön weiter über neue Parkplätze oder Parkhäuser, finanziert von der Gemeinschaft – also Dir und mir – für private Wirtschaftsunternehmen mit Gewinnmaximierungsabsichten, denen der Bau einer Tiefgarage auf eigene Kosten zu teuer ist und die damit einhergehende Flächenversiegelung und Verkehrsdichtensteigerung.

Ja, das ist nicht für alle möglich. Nein, man sollte das nicht kategorisch als Teilbeitrag ausschließen und eben nicht erwähnen. Und wenn nur 1/3 plötzlich nicht mehr mit dem KFZ kommt … dann haben wir auf einen Schlag 30% mehr freie KFZ-Stellplätze. Einfache Mathematik. Was wir dann allerdings in Bad Oeynhausen insgesamt tun müssen, ist uns verdammt nochmal endlich um den Alltagsradverkehr kümmern. Das Kirchturmdenken á la „Ich brauche hier im Dorf einen Radweg“ und ansonsten ist das Thema tabu, bringt niemanden weiter.

Das Problem sind nicht zuwenig Parkplätze, andersherum gedacht sind zuviele KFZ das Problem. Nicht nur was abstellen angeht, auch was die übrige Infrastruktur betrifft. Beliebtestes Smalltalkthema im Büro ist der morgendliche Stau … langweilig! Ich kann es nicht verstehen, dass man bei unter vier Kilometern Arbeitsweg ernsthaft Diskussionen über morgendlichen Stau auf dem Weg zur Arbeit führt. In diesem Jahr gab es bisher vier Tage, an denen es richtig geregnet hat, zusätzlich acht an denen ich von Niesel spreche. Davon war lediglich an einem Tag der Regen so stark, dass ich Beinlinge angezogen habe und einmal hatte ich eine nasse Hose, die ich zu Hause zum Trocknen ausgezogen habe.

Warum wird im Zusammenhang mit der Parkraumknappheit nicht endlich mal ernsthaft über das Fahrrad geredet? Wir haben keinen Parkdruck, wir haben einen KFZ-Druck!

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

5 Kommentare zu „Parkdruck? Nicht für das Fahrrad

  1. Neben dem Parkraumdruck gibt es ja auch noch Profitdruck und Machtdruck, die grassierende Dummheit in vielen Resthirnen verursacht auch Druck auf die Schädeldecke. Und dann sind da auch noch jede Menge Bretter vorm Kopf. Wenn man die Faulheit und Bequemlichkeit des Menschen noch hinzuzieht, hat man schon alle Zutaten, die den Kapitalismus so erfolgreich machen.
    Es wird wohl erst aufhören, wenn kein Material mehr da ist, um Autos zu bauen und kein Sprit, um die anzutreiben. Mit Vernunft kommt man da nicht weit. Siehe auch AFD, Identitäre, Trumpianer, Nazis und was da noch so auf der anti-humanen Welle schwimmt….

  2. Hallo Andreas,

    ich gebe Dir vollkommen recht. Als Mitarbeiter im HDZ sehe ich gerade im Winter viele Mitarbeiter die mit ihren Autos zur Arbeit fahren, meist alleine im Auto sitzen und auf dem Weg zur Arbeit nicht einmal das Eis von den Scheiben schmilzt.
    Es ist pure Bequemlichkeit!
    Meinen Parkplatz finde ich direkt vor dem Treppenhaus, alleine bei wärmeren Temperaturen entdecken einige Mitarbeiter das Fahrrad neu! Dann kann es mit Stellplätzen schon mal eng werden.
    Auf der Arbeit wird dann gejammert, dass die Kollegin, der Kollege nach Feierabend im ach so dunklen Dichterviertel umherirren muss um zum Parkplatz zu gelangen.

    • Ich muss noch mal darüber nachdenken, hier ein Bewertungssystem für Kommentare einzubauen, dann hätte ich einen „Daumen hoch“ geben können. Schön, dass auch Betroffene die Möglichkeit als Lösung sehen. Ansonsten bekommt man für solche Vorschläge nur auf den Deckel!

  3. Hallo Andreas,
    nur für den Fall, dass ich hier falsch verstanden wurde:
    Was Du hier schreibst finde ich in den allermeisten Fällen richtig und vernünftig. Nur leider scheint Vernunft kein ausreichendes Argument mehr gegen all die Ignoranz zu sein. Was Du und einige andere Blogger und Aktivisten tun, ist sicherlich wichtig und hat wahrscheinlich eine gewisse abmildernde Wirkung. Mit abmildernd meine ich, den alltäglichen Wahnsinn wenigstens ein bisschen im Zaum zu halten. Die Hoffnung auf wirksame Verbesserungen habe ich lange aufgegeben. Die niederen Instinkte des Menschen sind einfach nicht auszurotten (s.oben).
    In Deinem konkreten Falle heißt das: Der Großteil Leute werden nur auf das Fahrrad umsteigen, wenn sie durch wirksame (z.B. Kontrollen und Absperrungen) Verbote und sehr (!) hohe Kosten dazu gezwungen werden.

    Viele Grüße
    Atze

    • Alles gut! Ich habe das schon so aufgefasst und fühlte mich in keiner Weise angegriffen :-)

      Und die Möglichkeiten, einen Umstieg zu erreichen, sehe ich genauso. „Freiwillig“ und mit „Selbstverpflichtung“ geht nirgendwo etwas. Siehe Diesel, Raucher, Tempolimit, Kohlestrom, Atomenergie, Kriegswaffen … das kann man endlos so fortführen.

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