Klimastreik versus Unterrichtsausfall
Es gibt Menschen, die regen sich aktuell darüber auf, dass Schüler an einem Tag der Woche für eine Wende in der Umwelt-und Klimapolitik streiten und streiken. Unter #FridaysForFuture finden sich genügend Tweets zum Thema. Nun hat es so ein Streik ja an sich, dass ein Ablauf dadurch gestört wird und man deshalb zum Einlenken gezwungen werden soll. „Man“ ist in diesem Fall „wir“, denn offensichtlich kriegen wir es nicht geregelt, unsere Umwelt stabil zu halten.
Ich kann absolut nachvollziehen, dass sich Teenager darum sorgen, ob sie in Zukunft noch eine solche Umwelt vorfinden, wie wir sie jetzt noch haben, oder aber die Schreckensszenarien zutreffen und Wetterkatastophen uns das (Über)Leben immer schwerer machen. Inzwischen glaube ich sogar, dass ich selbst noch einige schlimme Auswirkungen unseres Raubbaus an der Natur miterleben werde. Und damit meine ich nicht nur heiße Sommer und 20°C im Februar. Insofern: natürlich macht ein Streik bei Schülern nur dann Sinn, wenn er während der Schulzeit stattfindet. Die Berichterstattung zeigt, dass es so ist. Würden die nämlich „streiken“, wenn nachmittags frei ist, dann wäre es maximal ein Zweizeiler im Hintertupfinger Anzeiger – falls überhaupt.
Und mal zum dadurch stattfindenden Unterrichtsausfall: Tim hatte am IKG in der letzten Woche summiert ungefähr einen ganzen Schultag Unterrichtsausfall, weil Lehrer (aus welchen Gründen auch immer) nicht anwesend waren. Zwanzig Prozent des Unterrichts finden eh nicht statt. Am Freitag waren das schonmal zwei Schulstunden. Meist heisst es aber nicht Entfall, weil es nur dann ein „Entfall“ ist, wenn er überraschend eintritt und/oder aber der Lehrer keine Aufgaben gestellt hat. Hat er das, nennt sich der „Entfall“ plötzlich „EVA“ – eigenverantwortliches Arbeiten – und schlägt nicht als Unterrichtsaufall in der Statistik zu Buche.
Die Schüler sollen dann die gestellten Aufgaben lösen – wobei Nachwuchs 1.0 nach Einführung dieser Regelung freudestrahlend nach Hause kam und verkündete, dass die Lehrer den Schülern erklärt hatten, dass es ihnen ganz egal ist, wo „EVA“ stattfindet. Sie könnten dann auch nach Hause, Hauptsache die Aufgaben sind erledigt. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie das pubertierende Schüler umsetzen. Das ist nicht Sinn der Sache, aber leider die Praxis.
Großzügig ein Fünftel des Unterrichts findet nicht statt – kein Aufschrei, kein Zeter, kein Mordio und kein Untergang des Abendlandes, wenn die Schüler dann in den nächsten Supermarkt verschwinden oder zu Hause abhängen. Aber wehe sie gehen wegen ihrer Zukunft, welche wir gerade vor die Wand fahren, auf die Straße!
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