Wofür eigentlich Radrouten?

Christine schreibt es auf „Radfahren in Stuttgart“: Radrouten bremsen Radler aus Warum kriegen wir Radfahrenden immer die winkligen Strecken mit Z-Übergängen angeboten? Das bremst uns jedes Mal total aus.

Und genau das gleiche denke ich auch immer, wenn ich an ein „Radroutennetz“ denke. In unserer Stadt gibt es eine Verkehrsinfrastruktur. Diese verbindet die Stadtteile miteinander, erschließt Wohngebiete und Gewerbezentren. Die Orte, die man so als Mensch aufsuchen möchte – abseits von Freizeitvergnügen, wenn man vielleicht mal nur in die Botanik fahren möchte, um den Wald anzusehen.

Logo: Fahrrad

Diese vorhandene Infrastruktur ist zum Teil gewachsen, zum Teil geplant, aber den Einheimischen in jedem Fall bekannt. Wenn ich mich ins Auto setze, überlege ich nicht groß, wie ich in Bad Oeynhausen von A nach B komme, ich fahre einfach die Strecke. Warum sollte es da einen Unterschied zum Fahrrad geben? Die Straßen sind in aller Regel entweder schon die direkte Verbinung, oder aber die am besten ausgebaute. Wenn wir hier dann von „Radroutennetz“ sprechen, sind das meist Routen über Nebenstraßen, durch wenig befahrene Autostraßen oder gar per Umweg durch Parks. Natürlich gibt es auch „Abkürzungen“ über Wege, die vom motorisierten Verkehr nicht genutzt werden dürfen. Diese sind in der Regel aber auch nicht für alle Fahrradfahrenden kürzer, sondern nur für diejenigen auf deren jeweils benötigten Weg sie sowieso liegen. Wenn ich die Fahrradstraße Im Leingarten nutzen möchte, um zur Arbeit zu gelangen, muss ich einen Umweg von 1,5 Kilometern abzeptieren. Das mache ich sogar manchmal, wenn ich Lust habe durch den Sielpark zu fahren.

Aber in aller Regel ist ein Radroutenentz mit Umwegen und Schnörkeln verbunden! Deswegen bin ich auch kein ausgewiesener Freund solcher Netze. Sie zementieren zum Einen einen Sonderstatus, den ich für das Fahrrad gar nicht haben möchte, zum Anderen zwingen sie mir Mehrwege auf, auf die ich ebenfalls verzichten kann.

Meine Lösung ist deutlich pragmatischer und ich äußere diese in Gesprächen im Privaten, im Rat und Ausschüssen auch: unsere Infrastruktur in Bad Oeynhausen ist dicht genug und abseits einiger Hauptverkehrsadern sogar mehrheitlich mit Tempo-30 ausgeschildert. Da kann man ausgezeichnet Fahrrad fahren. Wir brauchen kein besonderes Radroutennetz. Wir brauchen ganz dringend mehr Akzeptanz des Radverkehrs auf allen Straßen. Problem gelöst. Klingt zu einfach? Ist aber so.

Das ist übrigens in anderen Städten nicht anders. Wenn ich dort auf Radreisen unterwegs bin, nervt mich eine z-förmige-Route über Nebenstraßen genauso wie hier – wenn es eine direkte Verbindung in Form einer Geraden gibt.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

1 Kommentar zu „Wofür eigentlich Radrouten?

  1. Volle Zustimmung.

    Ein weiterr zunehmend beliebter Fallstrick dieses ‚Radwegenetzes‘:
    immer öfter landet man auf dem ’normalen‘ Wegenetz unverhofft vor einem Verkehrsschild „Für Radfahrende Durchfahrt verboten“ (Z.254).
    Irgendwelche Hinweise auf Alternativrouten, die noch fürs Fahrrad freigegeben sind fehlen regelmässig.
    Wozu auch: „Rad braucht Radweg“ lautet die neue Devise, und Radfahrende können sich ja schliesslich auf den eigens für sie gepauten ‚Rad-wegenetzen‘ bewegen, dürfen sportliche Umwege vollführen und erhalten noch einen kostenlosen Belastungstest für ihre Gelenke wegen der ganzen Schlaglöcher, Baumwurzelaufbrüche, Tannenzapfen und Frostschäden auf dem ‚Radwegenezt‘.
    Beschwerden über Unpassierbarkeit von matschigen Waldwegen des ‚Rad-Wegenetzes‘ im dunklen November kommen eh nur von ‚Intensivradlern‘, vernünftige Menschen fahren vermutlich nur bei schönem Wetter im Hellen Fahrrad, und nehmen ansonsten gefälligst ihr Auto, …
    Charakteristisch auch die meist erfolglose Sucherei als Ausärtiger im Dunkeln nach diesen kleinen roten Schilderchen des ‚Rad-Wegenetzes‘, während parallel die gut sichtbaren gelb reflektierenden Schilder mit schwarzer Schrift auf dem regulären „Wegenetz“ immer öfter nur noch für den Autoverkehr konzipiert scheinen, da prinzipiell nicht auf Abschnitte mit Radfahrsperrung hingewiesen wird.
    Einen Vorteil haben diese ‚Rad-Wegenetze‘ aber immerhin: die Flüssigkeit des Autoverkehrs auf den bestens ausgebauten „Wege-Netzen“ wird nicht gestört.

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