Taxen in Bad Oeynhausen

Taxi – Symbolbild
Ein Taxiunternehmen aus Bad Oeynhausen kündigt an, unter der Woche keine Nachtfahrten mehr vorzunehmen. Das Geschäft ist in der Regel verlustbringend und die anderen ca. 10 Taxiunternehmen aus Bad Oeynhausen haben diesen Schritt schon vor längerer Zeit getan. Die Neue Westfälische berichtet dazu Taxi: Die letzten im Nachtgeschäft
… Eigentlich müssen Taxen immer fahren. „Es gibt für uns Unternehmer eine sogenannte Betriebspflicht“, erklärt Borm. Diese lege die ständige Verfügbarkeit fest. Normalerweise verteile die sich auf alle angemeldeten Taxi-Unternehmen. „Früher gab es von Seiten des Straßenverkehrsamtes Minden Dienstpläne, welches Unternehmen wann und mit wie viel Fahrern zu fahren hat.“ …

Also müssten diese Fahrten eigentlich angeboten werden, die meisten Unternehmen taten dies nicht mehr, weil es i.d.R. zu diesen Zeiten besonders teuer ist und letztendlich ist es an einem einzigen Unternehmen hängen geblieben. Eine privatwirtschaftliche Sache und verständlich, dass dann irgendwann auch dem letzten das Geschäft zu teuer wird.

Kundentransport
Auf Facebook wird dazu nun diskutiert und die üblichen „Früher war alles besser.“, „Wann merkt die Stadt endlich mal was?“, „Aber neue Mülleimer aufstellen …“ etc. Kommentare kommen haufenweise. Einige wenige kommentierten richtigerweise, dass „die Stadt“ (ob damit Politik oder Verwaltung gemeint ist, bleibt offen) überhaupt gar nichts daran drehen kann. Privatunternehmen! Es wird doch immer gefordert, dass Kommunen, Land oder Bund sich nicht in deren Betrieb einmischen sollen. Nur wenn es dann nicht mehr klappt, wird gezetert – wohlgemerkt, nicht vom Taxiunternehmen! Der Bericht in der NW ist recht sachlich.

Ich habe auch dazu geschrieben Wieso ist „die Stadt“ daran Schuld, wenn Privatunternehmen aus Gewinnoptimierungsgründen die Betriebszeiten einschränken? Warum wird auf „die Stadt“ geschimpft und nicht auf die anderen 10 Taxiunternehmer, die sich in der Vergangenheit nicht mehr an der Versorgung beteiligt haben und damit dem einen Unternehmen die Arbeit „aufgebrummt“ haben? Woraufhin der Einwand kam, die Stadt könne die Standgebühren (41,66 € pro Taxi und Monat für das erste Fahrzeug) senken. Warunm sollte sie das tun? Die Gebühren fallen für den Platz rund um die Uhr an, man könnte da dann höchsten prozentual die Nachtstunden raus rechnen. Aber ganz ehrlich, bei rund 40 Euro von „dick abkassieren“ zu sprechen, entbehrt für mich jeder Grundlage.

Meine Erwiderung Wenn alle die sich zurückgezogen haben, sich den Nachtdienst aufteilen, dann wäre es – laut Presseartikel und dem Zitat des Taxiunternehmers – ja kein Problem. Insofern haben die anderen – auch wieder ein Zitat hier aus dem Thread – Rosinenpickerei betrieben. Soll die Stadt also aus den Geldern der Allgemeinheit (anderes hat sie nicht) die Rosinenpickerei von Privatunternehmen finanzieren? An welcher Stelle zieht man dann die Grenze? Wem soll noch das Geschäftsmodell finanziert werden? wurde damit gekontert, dass es für die Taxiunternehmen nunmal zu teuer ist. Auf das eigentliche Problem, dass sie die allermeisten der eigentlich verpflichteten Unternehmen aus dem Geschäft zurückgezogen haben und dass der Nachtbetrieb recht problemlos möglich wäre, wenn sich wieder 11 statt 1 Unternehmen denn Nachtdienst aufteilen, wurde gar nicht eingegangen.

Auf Der Taxistand am Bahnhof ist ein „Treffpunkt“. Augenscheinlich starten weder die meisten Fahrten dort, noch enden sie dort. Hier stehen alle und warten und werden dann auch mal woanders hin bestellt. So hat es mir ein Taxifahrer bestätigt und so sieht es auch aus, wenn man dort mal ein wenig steht.

Stellt sich also die Frage, warum man als Unternehmer so viel Geld für den Standort zahlen „muss“? Andersherum: warum sollte die Allgemeinheit den Privatunternehmen Infrastruktur zur Verfügung stellen? Andere Unternehmer müssen ihre Betriebsgelände auch kaufen/pachten/mieten. Schau mal in der doch etwas größeren Stadt Herford, wieviele Taxen dort direkt vor dem Bahnhof stehen. Da ist offensichtlich nicht so viel Stellfläche.
wurde dann noch geantwortet, dass die Raxiunternehmen für die Allgemeinheit unterwegs sind. Nun, wenn man „Allgemeinheit“ mit „Kunden“ übersetzt, dann trifft das auf alle Dienstleister und sogar viele produktiv tätige Unternehmen zu. Sollen die dann auch alle von unseren Steuern das Geschäftsmodell finanziert bekommen?

Die Lösung sehr, sehr vieler Facebook-Kommentatoren zu den verschiedensten Themen ist: „Die sind schuld!“ und „Die müssen sich etwas einfallen lassen.“ bzw. „Die kümmern sich um nichts!“. Dass man vielleicht selbst auch was machen muss, wird vielfach vergessen. Wenn in der Nacht bei Taxiunternehmen – wie im NW-Artikel beschrieben – nur 33 Euro Umsatz gemacht werden, liegt das nicht daran, dass die Stadt zu hohe Standgebühren nimmt, sondern dass niemand die Dienste des Taxi in Anspruch nimmt! Soll die Stadt jetzt verpflichtend festlegen, dass jeder Bürger einmal im Monat mit dem Taxi fährt?

Gedränge vor dem Bahnhof

Ich habe den Standplatz der Taxen in dem Umfang am Bahnhof nie verstanden. Meiner Beobachtung nach steigen dort gar nicht in dem Umfang Gäste ein und aus. Und warum soll die Stadt dann an der Stelle einen so großen Treffpunkt finanzieren? Da können sich die Taxiunternehmer auch auf der „grünen Wiese“ einen (viel günstigeren) Platz mieten und dort warten, bis ein Auftrag kommt. Am Bahnhof warten dann wirklich nur 3 bis 4 Fahrzeuge und nicht ein Dutzend … die sind dann mit den Bahngästen wahrscheinlich immer noch nicht ausgelastet.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

6 Kommentare zu „Taxen in Bad Oeynhausen

  1. Verstehe ich es richtig, dass ein jeder Taxi-Lizenz-Nehmer (die Erlaubnis erteilt die Stadt?!) verpflichtet ist, den Dienst ganztägig anzubieten? Wenn sich ein Großteil der Lizenznehmer nicht an den Vertrag halten und nachts einfach nicht mehr fahren, müsste die Stadt dann nicht reagieren und die Lizenz entziehen?

    • Da stecke ich nicht drin. Aber ich habe es so verstanden, dass es für die Nachtstunden eine Bereitsschaft geben muss (sollte?), die dann vom Kreis überwacht(?) wird. Die Meldungen hatte ich so verstanden, dass es nicht Sache der Stadt ist – jedenfalls diese Bereitschaftskontrolle. Wer die Lizenzen mit welchen Auflagen verteilt, weiß ich auch nicht.

      Ist für die „Schuldzuweisung“ aber auch unerheblich. Dass es diese Pflichtleistung gibt, scheint ja unbestritten.

  2. Ich meine nur, dass Stadt (oder eben der Kreis) das Problem in den Griff bekommen könnten, wenn nur die Unternehmen Ihre Lizenz behalten, die auch die dazugehörige nächtliche Bereitschaft bereitstellen.

    • Achos, ja. Den Gedanken hatte ich auch schon. Das stimmt. Was das dann wieder für ein Geschrei gäbe! Die Stadt zwingt Unternehmen dazu, Verluste zu machen.

  3. Ich würde das eher unter dem Aspekt ‚die Stadt / der Kreis lässt sich nicht auf der Nase herumtanzen‘ sehen.

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