Mein Auto ist mir heilig
So titelt Zeit-Online in einem Artikel, welcher lustigerweise in der Rubrik „Christ & Welt“ erschienen ist. Den Extraseiten für Glaube, Geist und Gesellschaft. Da passt Radverkehr natürlich genau rein. Neben dem schon leicht dösigen Titel gibt es im Inhalt des Textes die üblichen Beschimpfungen, was Radfahrende alles falsch machen. Und dann den Teil Wer die Umwelt nicht verpestet, wird deshalb nicht uneingeschränkt zum besseren Menschen. Ganz im Gegenteil. Ihr nutzt eure Wehrlosigkeit oft aus. Radfahrende nutzen ihre Wehrlosigkeit aus? Ich muss brechen.
Danach schreibt die Autorin allerhand verbrämten Unsinn über die Ästhetik des Autofahrens, wie schön man dabei die Welt kennenlernt und am Wechsel der Vegetation entlang der Autobahn die bald benötigten Grußformeln der eingeborenen Bevölkerung ableiten kann. Ich habe wirklich selten einen so doofen halben Artikel gelesen. Die zweite Hälfte ist kostenlos nicht zugänglich … und das ist vielleicht auch wirklich gut so.
Kommentierende dürfen natürlich Ihre eigene Meinung äußern:
„…Fahrräder retten die Umwelt, das Kraftfahrzeug zerstört sie. Die Rollen sind klar verteilt. Es treten Heilige gegen Sünder an. Fahrradfahrer wissen das. Sie wissen es so sehr, dass sie in ihrem unerträglichen moralischen Überlegenheitsgehabe das Recht beugen, dauernd, in jeder deutschen Großstadt. Sie fahren kreuz und quer, sie rasen über rote Ampeln, sie kommen einem stoisch in Einbahnstraßen entgegen. Sie hopsen vom Bürgersteig auf die Fahrbahn und zurück. Sie zirkeln an anfahrenden Autos vorbei, sie überholen von allen Seiten. Das lebensrettende Prinzip rechts vor links, es scheint für Fahrradfahrer nicht zu gelten, sie brettern über jede Kreuzung, ganz gleich, ob von rechts ein Auto kommt, dessen Fahrer gerade eine Vollbremsung hinlegen muss. Das Radfahren mag ethisch hochwertig sein, zwangsläufig sozial ist es nicht.“ (Ich habe so viel zitiert, da ohne Anmeldung nur der erste Satz zu lesen ist.)
Da sind natürlich die von ihr hochgelobten Autofahrenden von einem ganz anderen Schlag. Die fahren ja nie und niemals nicht zu schnell oder vielleicht sogar bei Rot, und parken tun sie natürlich auch nur da, wo’s erlaubt ist.
Wie schön schwarz-weiss die Welt doch sein kann.
Eigentlich gehört so ein Beitrag in die Rubrik „Satire“.
Einen entspannten Tag mit ausschließlich vorbildlichen Autofahrenden wünscht
Frank
„Radfahrende nutzen ihre Wehrlosigkeit aus? Ich muss brechen.“
ymmd
besser könnte ich es auch nicht auf den Punkt bringen.
Danke für den Lacher.