Lächerliche Konsequenzen für Rasen

Trotzdem die Polizei anscheinend ein Herz für Raser hat und diesen vorsorglich mitteilt, wo sie gedenkt die gefahrenen Geschwindigkeiten zu messen, halten sich trotzdem an diesen Stellen etliche Menschen nicht an die Regeln.

Wir wollen Sie und Ihre Familien vor schweren Unfällen schützen!
… Mit diesen Worten weist die Polizei im Kreis Minden-Lübbecke auf die festgelegten Messstellen hin. Die Polizei misst die Geschwindigkeit in der Zeit vom …

Und die dann eintretenden Konsequenzen sind meiner Meinung nach mit „lächerlich“ ganz gut beschrieben. Bis zu 20 Km/h darf man zu schnell fahren und muss dafür nur alberne 35 Euro bezahlen. Das ist schon fast wie „Tut mir auch leid, dass ich Sie damit behelligen muss, eigentlich haben Sie ja nichts falsch gemacht!“. Tatsächlich wurde mir mal von einem „Ertappten“ erzählt, dass ihm genau das von einem Polizisten gesagt wurde. Allerdings bei knapp 40 in einer 30-Zone.

Polizei Mi-LÜ vom 01.09.2017: Geschwindigkeitskontrollen zum Schulanfang
… Auch der Schulweg bringt neue Erfahrungen mit sich, birgt aber auch für die Kinder sowie beispielsweise die Autofahrer Gefahren …

Gefahren für Autofahrer auf dem Schulweg? Liebe Polizei, ich bin ein bisschen begriffsstutzig. Welcher konkreten Gefahr setzt sich jemand in 1,6 Tonnen Stahl aus, wenn er auf ein sechsjähriges Kind trifft? Die Gefahr für das Kind ist mir klar … und der Autofahrende?

An insgesamt 20 Kontrollstellen … wurde die Geschwindigkeit von 1165 Verkehrsteilnehmern gemessen. Hierbei stellten die Verkehrsspezialisten 105 Geschwindigkeitsverstöße fest.

Also fahren knapp 10% aller Verkehrsteilnehmer zu schnell. Nur ein halbes Prozent war dabei so schnell, dass der Führerschein für einen Monat weg ist. Allerdings muss man dazu auch bereits mehr als 31 Km/h über dem erlaubten Limit sein. Da bevorzugt vor und um Schulen geblitzt wurde und dort i.d.R. überall Tempo-30 angeordnet ist (zumindest hier bei uns), sind diese Menschen alle mehr als doppelt so schnell als erlaubt unterwegs gewesen! Man muss schon mehr als 50 Km/h über dem Limit sein, damit der Führerschein für zwei Monate weg ist. Das ist doch lachhaft.

Wir brauchen dringend ein niedrigeres Tempolimit – 30 Km/h in Ortschaften – damit das insgesamt gefahrene Geschwindigkeitsniveau sinkt. Und dann bitte die Bußgelder deutlich erhöhen und eher Fahrverbote aussprechen. Was wir jetzt haben ist mehr sowas wie eine unverbindliche Selbstverpflichtung. Das klappt halt nicht. Auch sollte man den Sprachgebrauch anpassen: das sind halt nicht bloß kleine „Sünderlein“. Das ist egoistisches und gefährdendes Verhalten! Bei Radfahrenden sind es sofort Rowdies, Rambos und Rüpel …

Und vielleicht könnte sich die Polizei auch mal abgewöhnen, ihre Kontrollpunkte vorab anzukündigen. Dann hätte ich womöglich auch den Eindruck, sie könnte es mit den Kontrollen ernst meinen. Ansonsten scheint es mir immer so, als hätten Medien die vor Blitzern warnen „Ein Herz für Raser“. Das will doch keiner, oder?

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

1 Kommentar zu „Lächerliche Konsequenzen für Rasen

  1. Pauschal Tempo 30 innerorts ist gerade im zersiedelten Ostwestfalen ein echter Nachteil. Ein großer Teil der Überlandstrecken führt durch Ortschaften. Ortsumgehungen sind Mangelwahre und Schleichwege durch Siedlungen und an Schulen und Kindergärten werden dann auch wieder ziemlich attraktiv. Alternativen zu mittelweiten und langen Strecken gibt es gerade in den ländlichen Teilen der Region NICHT. Fahr mal aus Oeynhausen raus nach Hille, Petershagen usw. Das kostet dann je nach Fahrziel richtig Zeit.

    Ein echtes Manko der grünen Partei ist, dass sie zwar bei vielen berechtigten Punkten mahnet den Finger hebt, aber wenig Alternativen zu bieten hat und die viel naheliegenderen Möglichkeiten links liegen lässt. Daher mitunter auch das Image der Verbotspartei. Beim ausufernden KFZ-Verkehr sehe ich das Manko vor allem in dem viel zu hohen Anteil an Kurzstreckenfahrern. In Oeynhausen gab es da mal eine nette Erhebung, dass (mangels exakter Erinnerung geschätzt) 80 % der Fahrten kürzer als 5 Kilometer sind. An der Stelle könnte man ganz massiv ansetzten. Das wird pauschal Tempo 30 allerdings nicht schaffen. Warum? Weil die Kurzstreckenfahrer kaum Zeit dadurch verlieren. Und wer sehr weite Strecken fährt, der bleibt zwangsweise eh im Auto sitzen. Hinzu kommt das Hauptstraßen ihre Sammelfunktion zumindest teilweise einbüßen werden.

    Bestehende Möglichkeiten konsequent umsetzen. Gerne auch die international vergleichsweise geringen Strafen deutlich erhöhen. Alles okay. Aber diese Pauschalität kann ich echt nicht leiden.

    P.S. Besonders anschaulich ist das übrigens in Bielefeld bei verkehrspolitischen Diskussionen. Stadtbahn nach Heepen, Hochbahnstiege in Brackwede oder aktuell der Umbau des Jahnplatzes. Die konservativen Bielefelder Kräfte sind in den 1970er Jahren stehen geblieben. Und die SPD-Grünen-Piraten denken nur an Rückbau. Ein echtes ganzheitliches Verkehrs- und Stadtentwicklungskonzept existiert bei niemand. Nur Stückwerk und Ideologie. Schlicht abschreckend und für die Demokratie schädlich.

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