Wieder mal ignoriert die Polizei Unfallursachen und kontrolliert Radfahrende
Die Polizei im Kreis hat sich am Donnerstag wieder einmal aufgemacht, die Radfahrenden zu überprüfen, weil die ja so häufig in Unfälle verwickelt sind. Dabei ist ihnen einiges „ins Netz gegangen“, aber schauen wir uns das mal an, was an den 20 Kontrollstellen innerhalb von 7 Stunden aufgefallen ist. Danach erhoben die Einsatzkräfte 26 Verwarnungsgelder, da Radfahrer den falschen Radweg benutzten. Neu Mal schritten die Beamten ein, da während der Fahrt das Handy benutzt wurde. Zudem wurden 13 Verstöße geahndet, da verbotswidrig der Gehweg benutzt wurde. Darüber hinaus wurden 10 Radfahrer gestoppt, da sie auf beiden Ohren Hörstöpsel trugen. Radweg in die falsche Richtung benutzen finde ich scheiße! Gut, dass das geahndet wird, passiert leider viel zu selten. Allerdings: es wird den Radfahrenden ja auch ganz oft so vorgeschrieben. Autofahrer wissen gar nicht, ob man dort nun gerade in die Richtung fahren darf oder sogar muss. Und Vorfahrt habe ich auch auf der falschen Straßenseite – insofern ist das eher für die ebenfalls den Radweg benutzenden Fahrradfahrenden interessant.
Handy am Lenker ist auch blöd. Punkt. Und dann kommen wieder die Kopfhörer. Liebe Polizei, ich darf mir in jedes Ohr einen Stöpsel stecken. Was ihr nicht dürft, ist euch eigene Regeln ausdenken.
Insgesamt ist für die Dauer und die Anzahl der Kontrollpunkte also recht wenig passiert. Das schreibt denn auch die Polizei: Wir konnten feststellen, dass sich viele Radfahrer ordnungsgemäß verhielten. Um dann aber festzustellen, dass von knapp über 1.000 Unfällen im letzten Jahr ca. 30% mit Radfahrerbeteiligung waren. Und sie sieht die Schuld ganz offensichtlich ausschließlich bei den Radlern: Dass das nicht immer so ist, zeigt ein Blick auf die Verkehrsunfallstatistik des Mühlenkreises. Nun ist es so, dass bei Unfällen zwischen KFZ und Fahrrad ca. 60% der Unfälle durch motorisierte Fahrzeuge verursacht werden. Ich hatte der Polizei dazu sogar schon mal einen Brief geschrieben, was dort natürlich niemanden interessiert.
Was passiert denn tatsächlich? Zum Beispiel das hier am Tag vorher: Polizei Mi-Lü: Radfahrerin (53) von Sattelzug erfasst
… Der 59-jährige Fahrer des tonnenschweren Lkw war auf der Königstraße in Richtung stadtauswärts unterwegs und bog laut Polizei gegen 13.15 Uhr nach rechts auf den Petershäger Weg ab. Dabei kam es zum Zusammenstoß mit der Pedelec-Fahrerin, die ebenfalls auf der Königstraße fuhr und an der Kreuzung den Petershäger Weg geradeaus in Richtung Hartum überqueren wollte … LKW-Fahrer pennt und ignoriert beim Abbiegen die Vorfahrt der Radfahrerin. Da kann die Polizei die Frau noch so viel kontrollieren, die hat alles richtig gemacht.
Ein paar Tage vorher das hier: Polizei Mi-Lü: Unfallverursacher drücken dem Opfer Geld in die Hand
… Der 17-Jährige befuhr gegen 12 Uhr auf dem Radweg entlang der Kaiserstraße stadtauswärts. Als er bei Grünlicht die Hausberger Straße passieren wollte, bog ein ebenfalls die Kaiserstraße fahrender Kleinwagen nach rechts in die Hausberger Straße ab. Dabei kollidierte der türkisfarbene Wagen mit dem Radfahrer … Standard. Autofahrer ignoriert Vorfahrt des Radfahrenden. Und die Polizei ist sich nicht zu blöd, als Bildunterschrift „An dieser Kreuzung ereignete sich der ungewöhnliche Unfall.“, weil hier der unfallverursachende Autofahrer besonders dreist war und seine Fahrerflucht vermeintlich erkauft hat!
Und auch das hier hat nichts mit den Kontrollen der Polizei zu tun: Polizei Mi-Lü: Nach Kollision zwischen Auto und Kind: Polizei bittet Eltern um Anruf
… Dort berichtete der Mann, dass er gegen 7.35 Uhr von der Lessingstraße nach rechts auf die Gehlenbecker Straße habe abbiegen wollen. Dabei sei es zum Zusammenstoß mit dem Kind gekommen, welches sich aus seiner Sicht von rechts auf der Gehlenbecker Straße der Einmündung genähert hatte … Auch hier ignorierte der Autofahrer die Vorfahrt des Kindes. Schreibt die Polizei aber nicht.
Schon einen Monat alt, aber die gleiche Chose: Polizei Mi-Lü: Junge (13) bei Unfall leicht verletzt
… Der Junge war gegen 15 Uhr auf dem Radweg in südlicher Richtung unterwegs. Als er sich in Höhe einer Tankstelle an der Einmündung „Buschwiese“ befand, beabsichtigte eine 62-jährige Autofahrerin von der Eidinghausener Straße nach rechts auf das Tankstellengelände abzubiegen. Um eine drohende Kollision mit dem Pkw zu verhindern, bremste der 13-Jährige stark ab. Dabei verlor er das Gleichgewicht und stürzte zu Boden … Standard an der Stelle. Passiert mir regelmäßig, dass Autofahrer dort ohne zu gucken einfach über den benutzungspflichtigen Radweg der Eidinghausener Straße abbiegen. An jeder dort zahlreichen Einmündungen. Da hilft auch keine Kontrolle der Radfahrenden, liebe Polizei!
Man kann das beliebig fortsetzen: Polizei Mi-Lü: Radfahrer (69) bei Kollision mit Auto leicht verletzt
… Eine 18-jährige Autofahrerin aus Espelkamp war gegen 14.50 Uhr auf der Präses-Ernst-Wilm-Straße in südlicher Richtung unterwegs. Als die junge Frau in den Kreisverkehr einbiegen wollte, kam es laut Polizei zur Kollision mit dem aus ihrer Sicht von links kommenden Radfahrer … Bei Einfahrt in den Kreisel missachtet die Autofahrerin die Vorfahrt des im Kreisel fahrenden Radfahrers. Auch das ist Standard, zum Beispiel am Kreisel in Eidinghausen.
Allen Berichten gemein ist, dass die Verursachen *nicht* die Radfahrenden waren und dass die Autofahrer Vorfahrten missachten haben. Entweder bewusst oder aus Doofheit. Das steht *nie* so deutlich – wenn überhaupt – in den Berichten der Polizei. Im Gegenteil, sie ergeht sich teilweise in absurd-umständlichen Darstellungen des Geschehens, bis man wirklich nicht mehr auf den ersten Blick erlesen kann, was da wirklich passiert ist. Wenn ein Radfahrer sich nicht an etwas hält, dann steht das da in einem kurzen, knackigen Satz, damit es auch BILD-Leser verstehen können.
Liebe Polizei, ihr macht das wirklich nicht gut. Gar nicht.
Eine typische Phrase in vielen Polizeiberichten ist ja „der Autofahrer hat …. übersehen“ Da ist ja dann unterschwellig gleich ein „ist ja nicht so schlimm“ „kann ja jedem mal passieren“ dabei.
Auch wenn es sich dabei z.B. um eine rote Ampel handelt, wo dann bei nicht autofahrenden Unfallversursachern regelmäßig ein „mißachtet“ steht
„Übersehen“ hat ja auch so viele Bedeutungen:
– Übersehen, d.h. hingesehen aber irgendwie nicht registriert
– Whatsapp war wichtiger
– Optimierte Kurvengeschwindigkeit war wichtiger als Schuterblick (Wasndas?).
– Der wird schon halten.
– Das past noch.
– Ich habs eilig.
– Der Verkehr(TM) hat Vorfahrt (ned lachen, schon erlebt).
all das wird dann spätestens nach der „Beratung“ durch einen guten Anwalt zu – Übersehen.
Und alle sind glücklich.
Besonders spannend wird es wenn der KFZ-Führer Fahrerflucht begeht, die Polizei oder die Presse aber mittels Glaskugel trotzdem weiß das der Radfahrer „übersehen“ wurde: http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Unfallflucht-Radfahrer-uebersehen-_arid,10682823_toid,185.html, https://www.hna.de/kassel/wesertor-ort123033/fahrerflucht-radfahrer-unfall-verletzt-6753770.html.
Diese Kopfhörer Nummer geht mir sowas von auf den S…. Wieso können Gehörlose einen Führerschein bekommen wenn das rechtlich korrekt wäre. Ich radel jetzt schon häufig mit ZWEI InEar Hörern rum (obwohl ich das eigentlich gar nicht mag) um endlich mal deswegen ein „Ticket“ zu provozieren.
Ein Hammer war heute auch ein Tweet der Polizei NRW mit dem Hinweis wie Gefährlich zu geringer Abstand zum Radfahrenden für diesen ist. Gerade Do. Mittag wurde ich auf der Niederbechsener Str. von einem Polizei-KFZ mit <40 cm überholt. Für viel mehr war ja auch kein Platz.