Auf dem Arbeitsweg – falsch parken und Vorfahrt nehmen

Heute morgen nahm mir ein Autofahrer an einer Einmündung die Vorfahrt, da er nach links auf die Eidinghausener einbiegen wollte und dort absehbarerweise reichlich Verkehr unterwegs war. Trotzdem er mich von weitem sehen musste, blieb er quer über dem Radweg stehen und hatte als ich schließlich neben ihm anhalten musste, auch nicht mehr die Möglichkeit zurückzusetzen, da dort bereites ein Hermes-Lieferwagen stand. Also wartete ich leicht meinen Kopf schüttelnd.

Was den Mann veranlasste das Fahrerfenster herunter zu lassen und mir zu erklären, ich müsse halt die Augen aufmachen! Öhm, ja? Als ich ihm ruhig sagte, dass ich doch halte und einfach abwarte wie er mir die Vorfahrt nimmt, sagte er mir lachend, wie ich darauf käme, er würde dort parken? Öhm, wie bitte? Ich habe das Wort „parken“ gar nicht benutzt, nicht mal „halten“ oder „stehen“. Außerdem wäre er auch im ADFC (lesen konnte er den Schriftzug auf meiner Jacke offensichtlich). Leider bringt mir das nichts, wenn er quer vor mir steht und nicht weg kann, weil immer noch Querverkehr war. Dieses Gespräch veranlasste übrigens den Fahrer des Hermes-Lieferwagens dazu, wie bekloppt zu hupen und mich anzupöbeln. Als wenn ich ihm irgendwas versperren würde, ich habe den Autofahrer nicht mal aufgehalten … der konnte einfach nicht fahren. Ich war sehr verwirrt.

Falschparker an der Mindener Straße
Falschparker an der Mindener Straße
Auf dem Nachhauseweg fuhr mir, während ich an der Ampel zur Querung der Mindener Straße wartete, direkt vor dem Vorderrad ein Mercedesfahrer her, um danach sofort auf den Radweg zu fahren und sich dort hinter den anderen Falschparkern einzureihen. Nun stehen dort immer Autos falsch und ich zucke nur mit den Schultern. Wenn ich den Fahrer aber schon ansprechen kann, dann tue ich das auch. Er erklärte mir dann aber leicht väterlich, dass das Parkschild es ihm erlaube, auf dem Radweg zu stehen. Komisch, dass immer die Autofahrer uns Radfahrenden vorwerfen die Regeln nicht zu kennen und falls doch, uns nicht dran zu halten.

Ein paar hundert Meter weiter nahm mir eine ältere Dame an der Einmündung einer Straße in die Eidinghausener die Vorfahrt und fuhr nicht zurück, bis ich vor ihr anhalten musste. Dann ließ sie das Fahrerfenster runter und erklärte mir, sie habe sich informiert und sie müsse nicht zurücksetzen. Würde sie jetzt aber trotzdem machen und ich solle einfach fahren. Sagt mal echt jetzt: sind alle verrückt geworden? Ja, es gibt ein paar sehr merkwürdige Richterentscheidungen, die genau das, was die Frau sagte, stützen. War gerade Thema in einer ADFC-Diskussions-Gruppe. Aber das würde weitergedacht auch bedeuten, dass man als Autofahrer beim Linksabbiegen ruhig mal den Verkehr welcher von links kommt blockieren darf indem man sich mit dem Auto quer auf die rechte Fahrspur stellt und dann wartet, bis von rechts frei ist. Kann ja mal jemand probieren. Das entsprechende Urteil, auf welches die Frau abstellte, ist allerdings auch schon aus 1978 (OLG Düsseldorf, Az. 2 Ss 283/78 I) … seitdem ist schon ein bisschen Wasser die Weser herunter geflossen und ein bisschen was hat sich geändert. Sehr merkwürdig auch, dass Autofahrer in solchen Situationen die Nadel im Heuhaufen finden können, während sie ansonsten völlig unbeleckt irgendwelcher Regeln, den Radverkehr betreffend, unterwegs sind.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

7 Kommentare zu „Auf dem Arbeitsweg – falsch parken und Vorfahrt nehmen

  1. ..nur das das Urteil des OLG Dü sich auf Fahrzeuge bezieht die – ich zitiere – „auf einem neben der Fahrbahn verlaufenden *verkehrsfreien* Radweg warten“, nicht auf solche die erstmal auf dne Radweg auffahren und dort dann den Verkehr blockieren. Das düncht mich doch als kleiner Unterschied.

    Nicht das das die „Dame“ ohne persönliche Betroffenheit, sprich Bußgeldbescheid und warscheinlich nachfolgende Gerichtsverhandlung, irgendwie interessieren würde.

    • Nene, das Bild zeigt das Fahrzeug des Herrn, welcher sich zwecks Verzehr einer Bratwurst auf den Radweg zum Parken stellte. Die Dame, die zum Abbiegen quer über den Radweg stand (und da passt das Urteil dann) habe ich nicht fotografiert. Das war an der Einmündung der Werrestraße in die Eidinghausener.
      Aber eben alles heute.

  2. Ich hatte ein interessantes Phänomen am Sonntag:

    Zur Krausen Buche gibt es diese steile Straße, die Sonn- und Feiertags nicht befahren werden darf. Hinderte ein älteres Ehepaar nicht daran, dies trotzdem zu tun. Sie parkten dann oben an der „Aussichtshütte“ (als Kind konnte man da wirklich mal eine Aussicht genießen…). Ich sprach sie an, die Antworten:
    -> Das machen wir immer so!
    -> Es gibt Ausnahmen, meinem Mann geht es gesundheitlich nicht gut!
    -> Wo soll man denn sonst spazieren gehen? Im Kurpark??
    Ich erwähnte, dass „wir machen das immer so!“ es nicht besser macht – wenn man gesundheitlich etwas nicht schafft, dass man deswegen Verbote nicht einfach umgehen darf und der Kurpark sehr schön ist (das mit den dort fahrenden Autos habe ich mir verkniffen).
    Fazit: Die blieben da stehen und waren erheblich schneller beim Wilden Schmied als wir (gesundheitlich angeschlagen? haha…).

    Mich nervt so etwas dermaßen…

  3. Was regt Ihr Euch alle auf? Wir leben im postfaktischen Zeitalter und da hat der Stärkere nun mal recht.
    Seid doch froh, dass Ihr nicht verprügelt, angeschossen oder einfach über den Haufen gefahren wurdet. Ihr müsst da einfach ‚mal positiv denken….

  4. @Andreas:
    ja, ich bezog mich auf die „Dame“. Ich verstand Deinen Text so das sie – ohne vorher zu kontrollieren ob da ein Radfahrer (Du) kommt erst mal bis an den Fahrbahnrand vorgebrochen ist.

    @Alexander:
    Smartphone zücken und schön sichtbar Photo des Wagens machen (mit Nummernschild). Man glaubt gar nicht wie sehr das gerade Personen stört die das „immer so machen“.

    • Hallo Andreas,
      wenn man jeden Tag mit offenen Augen im Straßenverkehr unterwegs ist, reift – zumindest bei mir – allmählich die Erkenntnis, das es mit autonom fahrenden „Auto“-Mobilen (die verdienen den Namen dann wirklich) eigentlich nur besser werden kann.
      Ansonsten fällt einem bei solchen Gelegenheiten nur der Einstein-Spruch zur Unendlichkeit ein…

  5. Das tägliche Drama. Lieferanten die komplett den Radweg, zwei Ampeln, den Fußgängerweg zur Kita und Grundschule so zustellen das alle auf der stark befahrenen Straße laufen müssen.
    Die Stadtverwaltung ignoriert das, der Fahrer droht mit Gewalt.
    Alles wie immer und überall. :-(

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