Wer was sagt, ist immer der Arsch
Mich ärgern die Geisterfahrer, welche mir jeden Tag entgegen kommen. Ständig. Das ist gefährlich, es ist lästig, es ist verboten. Ich hab’s hier im Blog schon desöfteren geschrieben. Es sind Schüler, denen es von ihren Eltern ganz offensichtlich nicht richtig erklärt wurde. Es sind die Eltern, die es womöglich nicht wissen. Es sind u.a. auch Verwaltungsmitarbeiter, die es definitiv wissen müssen, und die mir darauf angesprochen nur antworteten. „Ich bin doch ganz vorsichtig!“ … wichtig ist, dabei den Helm auf dem Kopf zu haben. Es sind aber auch die Senioren auf ihren Pedelecs, die gerne mal auf der verkehrten Seite um die Ecke geschossen kommen. Das war schon mehrfach ziemlich brenzlig. Ich habe sogar den Eindruck, dass es schlimmer wird.
Eigentlich sage ich dann auch jedesmal was. Ich kann meinen Mund nicht halten, wenn ich mitbekomme, wie jemand sich asozial verhält. Asozial im Sinne von „gegen die Gemeinschaft“. Es funktioniert nur dann, wenn sich alle an die Regeln halten und nicht einige meinen, sie könnten frei entscheiden, was für sie gilt und was nicht. Die Briten erleben das hoffentlich gerade auf einer etwas größeren Bühne.
Wie gesagt, ich gebe meistens Laut. Manchmal murmelnd und kopfschüttelnd, manchmal – wenn es knapp ist – auch etwas lauter und deutlicher. Vor ein paar Tagen war eine Situation auf der Eidinghausener Straße in Höhe eines der dortigen Friseurgeschäfte. Eine besonders schmale Stelle. Mir kam auf dem Nachhauseweg ein Teenager in der falschen Richtung entgegen. Ich habe nichts gesagt, bin aber auf dem Radweg angehalten, als abzusehen war, dass der Geisterfahrer nicht ausweichen wollte. Was sollte ich machen? In den Eingang des Friseurs fahren? Der Junge hielt auch an und schaute irritiert. Dann erst habe ich ihm *gesagt*, er fahre in die falsche Richtung. Er ist dann wortlos weiter. In dem Augenblick kam ein Mann aus dem Laden und fragte mich was das solle. Offensichtlich hat er mitbekommen, wie ich vor ein paar Tagen eine Vollbremsung an der gleichen Stelle machte, da eine Frau mit dem Auto ohne zu schauen auf den Radweg fuhr. Das fand ich nicht so lustig und habe das auch entsprechend kommentiert.
Jedenfalls meinte der Mann, ob ich die Polizei sei, was das solle und warum ich mich so aufrege. Tja, grundsätzlich wegen Menschen wie ihm, denen offensichtlich die Regeln auch nicht klar sind. Die sich in solchen Situationen auch nicht bewusst machen, wie gefährlich das Tun gerade ist und die sich dann aber darüber aufregen, dass „alle Radfahrer auf der falschen Seite“ fahren. Ich habe versucht ihm das zu erklären, interessierte ihn aber nicht und er verschwand über die Straße. Und ich habe wirklich lange daran geknabbert. Ist es wirklich hilfreich, wenn ich Leuten sage, wenn sie was verkehrt machen? Mir geht es auch manchmal auf den Sack, „der Böse“ zu sein. Andererseits ärgere ich mich sehr, wenn mich jemand bedrängt oder gefährdet und ich es einfach hinnehme. Und wenn niemand was sagt, dann ändert sich auch nichts. Auch das habe ich hier schon mehrfach geschrieben.
Jedenfalls war ich ein paar Tage echt unzufrieden. Ich habe nichts verkehrt gemacht, bin nicht laut geworden und trotzdem werde ich blöd angemacht und nicht derjenige, der sich gerade ziemlich gefährdend verhalten hat. Was soll das?
Ende letzter Woche hat mich dann auf dem Gehweg der Dr.-Neuhäusser-Straße, als ich gerade zum Bäcker meines Vertrauens ging, ein nicht mehr ganz junger Radfahrer fast gerammt und mir noch süffisant zugerufen, ich solle micht nicht bewegen. Und der hielt dann auch beim Bäcker und wollte dort einkaufen. Er schien mit den Damen gut bekannt und machte Scherzchen. Das hat es mir nochmal schwerer gemacht etwas zu sagen. Aber weil es nun gerade passiert war, in einer 30-Zone ein Radfahrer auf dem Gehweg nichts zu suchen hat und er auch noch einen Spruch gebracht hatte, habe ich ihm dann sehr höflich gesagt, dass das nicht in Ordnung war. Hat er überhaupt nicht eingesehen, hat gelacht, er mache das schon 14 Jahre so, was ich überhaupt wollte. Ich habe ihm dann weiter höflich – immerhin bin ich fast täglich bei dem Bäcker – erklärt, dass er sich dann schon 14 Jahre falsch verhält und es nicht zu spät zum Lernen sei. Interessiert ihn alles nicht. Die beiden Bäckereifachverkäuferinnen guckten in einer Mischung aus Interesse und Unwohlsein dem Treiben zu. Ich habe dann bezahlt und bin gegangen.
Gestern habe ich dort wieder ein Teilchen gekauft. Die Verkäuferin sprach mich beim Bezahlen an und bedankte sich, dass ich dem Mann gesagt habe, dass er sich falsch verhält! Er würde das immer so machen, es hätten sich bei ihr schon oft Kunden über das rücksichtslose Verhalten geäußert und er wäre halt schon nervig. Ehrlich gesagt hat mich das ein bisschen gefreut! Ganz offensichtlich habe ich doch keine so ungewöhnliche Einzelsicht der Dinge, ganz offensichtlich ärgern sich viele Menschen über rücksichtsloses Verhalten. Nur keiner sagt was! Das ist ja auch meine Vermutung gewesen. Leider ist man dann als Einzelner immer der Arsch.
Ich sage also weiterhin, was mir nicht passt.
Mich ärgern Radfahrende auf der „falschen“ Seite oder auf Fußwegen auf den sie nix zu suchen haben auch sehr. NOCH hat mich allerdings keiner gefährdet. Oft sage ich im „Vorbeifahren“ das sie auf der falschen Seite unterwegs sind.
Allerdings denke ich das solange Radfahrende und zu Fuss gehende auf Fahrbahnen ANGST haben wird sich das nicht ändern. Die KFZ werden immer größer (SUV) und sind viel zu schnell unterwegs. Dazu kommt das bei Überholen nicht 1,5 Meter bis 2,0 Meter zwischen Lenkerende und Außenspiegel eingehalten werden sondern oft nicht mal 15 cm. Wenn der Gesetzgeber das alles mit einem Lächeln quittiert anstatt mit einer merkbaren Strafe und dieses nicht überwacht werden wir in D noch lange neidisch auf unsere Nachbarn blicken.
Auch Deine bemerkte „Zunahme“ dieser Falschfahrten ist nachvollziehbar. Der Radverkehr nimmt zu während die Radinfrastruktur nur zögerlich erweitert wird. Für einen einfachen Radständer hat man vielleicht noch etwas Geld über. Aber für eine richtige Radwegeführung ist nix mehr da. Selbst bekannte hochgradig gefährdende Stellen werden NICHT umgearbeitet (z.B. Unterführung der Eidinghausener Str, an der Werre). Ein Trauerspiel ohne gleichen erst recht für ein Bad
Typische Situationen!
Kommen einem echt bekannt vor, wir Radfahrer sind immer die Schwächeren.
Heute morgen vor der Firma, habe ich den für Radfahrer freigegebenen Gehweg nicht benutzt und befuhr die Straße um links auf das Firmengelände einzubiegen.(am Anfang des Gehwegs befindet sich zur Zeit eine Baustelle und es sind keine 200 m bis zur Firma) Hinter mir ein Auto, welches viel später in die Straße eingebogen ist. Ich hatte Gegenverkehr, um links abbiegen zu können. Dies dauerte dem Fahrer des Wagens hinter mir, der inzwischen zu mir aufschließen konnte, zu lange. Als ich abgebogen war wurde ein Kommentar hinter mir hergerufen, den ich aber nicht verstanden habe, hätte mich aber auch gern revanchiert.
Wäre ich mit dem Auto gefahren und nicht mit dem Fahrrad, hätte mein Hintermann wahrscheinlich kein Problem mit mir gehabt.
Vor kurzer Zeit kam mir auf dem Radweg an der Werre zwischen Herford und Bad Salzuflen in einer unübersichtlichen kurve (Büsche machen die Stelle z.Zt noch enger und die waren nicht auf meiner Seite)ein Rollerfahrer in der Mitte des Weges mit höherer Geschwindigkeit entgegen.(war kein Mofaroller) Kopfschütteln meinerseits und Beschimpfungen seinerseits.
War ich schon wieder Schuld oder er?
Radfahrerschicksal!!!
Gemeinschaft? Welche Gemeinschaft?
Ich fahre übrigens an einer Stelle meines täglichen Radweges auch auf der falschen Seite. Es handelt sich um ein Stück mit einer an zwei Stellen abbiegenden Hauptstraße. Auf der richtigen Seite mit viel zu schmalem Radweg und um die Ecke donnernden Autos zu fahren, ist viel zu gefährlich.
Allerdings ist dieses Stück auf der „falschen Seite“ ziemlich breit, wenig befahren und ich weiche allem, was mir entgegenkommt zeitig und großräumig aus.
Ist ja auch egal, weil?
Merke! Die anderen haben immer recht!