Exkursion auf dem Radschnellweg

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Gestern war zu einer Befahrung der geplanten Trasse des „Radschnellweg OWL“ geladen. Die Bezeichnung ist den Beteiligten auch durchaus wichtig, den es handelt sich mitnichten um eine „Autobahn für Fahrräder“, wie es die Redakteurin einer Lokalzeitung offensichtlich in Unkenntnis der Intention und Auswirkungen formuliert hat. Ich habe über den Weg hier schon ein paar Mal berichtet. Ich hatte zunächst keine Einladung, nachdem Organisation wie der ADFC schon eine solche bekommen hatten und wir überlegten, wie ich darüber mitfahren könnte. In der Ratspost war aber dann doch noch eine Info an die Mitglieder des Ausschuss für Stadtentwicklung und natürlich fahre ich dann auch mit. Insgesamt habe ich auf der Fahrt inkl. mir nur vier Mitglieder der Bad Oeynhausener politischen Gremien gezählt. Finde ich ehrlich gesagt ein bisschen mau.

Eine Hälfte der Gruppe startete in Minden, die andere in Herford um sich dann in Bad Oeynhausen am New Orleans zu treffen und dort einen Abschlussimbiss einzunehmen. Ich bin direkt vom Bürgermeisterwahlkampfstand mit der Bahn nach Minden gefahren und war dort erstaunt, wie viele Teilnehmer schon warteten. Zum ersten Mal habe ich auch den Bürgermeisterkandidaten der CDU auf und mit einem Fahrrad gesehen ;-) Die Tour begann um 13 Uhr, sollte ca. 3 Stunden dauern und an neuraligischen Stellen Halt machen, um dort Erklärungen zu bekommen und kurz zu diskutieren. Das Wetter spielte … nunja … halbwegs mit.

Zwischenstopp an der Rehmer Insel
Zwischenstopp an der Rehmer Insel
War sehr interessant und während der Fahrt gab es einige Gespräche zum Trassenverlauf und der Planung. Unsere Gruppe war fast 30 Fahrer „stark“, das zeigt schon das vorhandene Interesse an dem Radschnellweg. Es bleiben ansonsten wenige Möglichkeiten, Nahmobilität sinnvoll zu fördern. Wir werden auf Dauer den Flächenverbrauch eines KFZ mit 10m² gegenüber einem Fahrrad mit 1m² nicht mehr vernünftig finanzieren können. Von den anderen Folgen für die Umwelt mal ganz abgesehen. Natürlich ist das nicht einfach und Deutschland steht was Umdenken angeht auch hier ganz hinten an. Andere Länder machen vor, wie es funktionieren kann.

Am für Bad Oeynhausen wichtigsten Stück, der Mindener Straße, sorgten wir als Verband dann noch für ein paar große Augen, als wir den katastrophalen Radweg entland der Bundesstraße ignorierten und auf der rechten Fahrbahn fuhren. Machte allerdings auch nur bis kurz hinter dem Werrepark „Spaß“, weil die Autos uns einfach zu sehr ausbremsten und nur noch Stau war. Auch das ich zm Linkabbiegen in die Kaiserstraße die Linksabbiegerspur benutzte, hat für Hupen und Irritationen gesorgt. Undenkbar, dass man sich als Radfahrer regelkonform verhält und dann auch noch Rechte hat. Damit kommen Autofahrer oft nicht klar. Machten dann auch noch andere nach – was soll man dort auch anderes tun. Es gibt keine Radverkehrsführung von der Mindener Straße in die Innenstadt. Man steht da plötzlich auf dem Gehweg und darf nicht weiter. Am New Orleans sind dann beide Gruppen zeitgleich und mehr oder weniger trocken angekommen. Das abschließende Essen im New Orleans für ca. 60 Fahrradfahrende war dann sehr lecker und reichlich. Dank an die Organisatoren! Schöne, informative und gut geplante Tour.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

1 Kommentar zu „Exkursion auf dem Radschnellweg

  1. Ich habe die „Tour“ auf der schon soweit bekannten Routenführung des RadSchnellWegs zwischen Herford und Bad Oeynhausen mit vielen Vertretern der Kommunen, Planern, Presse und politisch Verantwortlichen erradelt.
    Ich hatte mich im Vorfeld ja schon für eine andere Routenführung von MI nach BO ausgesprochen. Auch mit der Routenführung zwischen HF und BO bin ich überhaupt nicht einverstanden. Ich fürchte sogar, dass im Nachhinein dem Radfahrenden erklärt wird, dass man ja etwas für den Radverkehr getan hat und es jetzt erstmal gut ist. Der Vertreter der NW konnte meiner Argumentation nicht folgen, dass ein RadSCHNELLweg auf zukünftige Geschwindigkeiten, die mit dem Rad erreicht werden, geplant werden müsse. Schon heute reden wir selbst bei antriebslosen Rädern von annähernd 40 km/h mit einem einigermaßen trainierten Radler auf einer guten Gahrbahn. Selbst Freizeitradfahrer auf (S)Pedelecs schaffen das heute ebenfalls. Da sind Kurven, Kreuzungen, Grundstücksein-, und ausfahrten, Fußgänger, KFZ ein großes Problem.
    Total geschockt hat mich die Führung des durchaus 4 Meter breiten, geteerten RSW durch Naturschutzgebiet(e) und landwirtschaftliche Nutzflächen. Dass wir mit dem Flächenverbrauch und Versiegeln von Flächen so nicht weitermachen können, hat wohl ein Großteil der Planer und Verantwortlichen nicht begriffen.
    Engstellen, die es im RSW nicht geben soll, sind für die Planer unumgänglich und selbstverständlich. Immerhin darf der RSW möglichst kein Geld kosten. Da werden Brücken eben nicht ausgebaut oder der RSW führt durch Wohnstraßen, obwohl sich parallel eine (zurückzubauende) mehrspurige KFZ Straße (Kanalstr. in B.O.) befindet. Da wird die Zufahrt wegen LKW Verkehr zum Gewerbegebiet für zu teuer erklärt.
    Für mich gehört der RSW von HF nach Löhne komplett auf die L965 = Herforder Str.. Falls die Straßenbreite für KFZ und RSW nicht ausreicht bzw. nicht erweitert werden kann, könnte der KFZ Verkehr von HF über die B239 = Herforder Str. und L782 = Bünder Str. nach Löhne geführt werden.
    Neben dem fehlenden Platz und Finanzierungsproblemen dürfte eine eigene Radinfrastruktur neben der KFZ-, und Fußgängerinfrastruktur generell nicht machbar sein. So bleibt nur dem KFZ Vekehr zu nehmen, um dem Radverkehr zu geben. Um dafür mehr Akzeptanz zu bekommen, müssen mehr Autofahrer auf das Rad umsteigen. Das erreicht man auch wenn in die örtliche Radinfrastruktur investiert wird. Wenn es vernünftige Wege, gute Abstellanlagen und bevorzugte Radführung gibt, werden auch mehr Autofahrer auf das Rad umsteigen und daraus erwächst dann ohne große Wiederstände die Forderung nach RSW und die Bereitschaft dem KFZ Verkehr auch Straßen zu nehmen.
    Sehr skeptisch stehe ich auch der Vorstellung gegenüber, StraßenNRW den Bau sowie den Unterhalt von Radwegen und Anlagen zuzuschreiben. Dort kann man KFZ, aber das Verständnis für das Fahrrad und Fußgänger fehlt total. Belegbar wird das z.B. am nördlichen Fuß-/Radweg direkt unter der neuen A30 Werrebrücke.

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