Erneut Unfall im Sültebuschtunnel

Wieder hat es im Tunnel unter der Mindener Straße gekracht. Eine schwerverletzte Radfahrerin musste mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden.

Einfahrt in den Tunnel unter der Mindener Straße aus dem Siel kommend
Einfahrt in den Tunnel unter der Mindener Straße aus dem Siel kommend
Jörg und ich hatten schon begonnen eine Mitteilung zu verfassen, allerdings war ich aufgrund der politischen Nebentätigkeit ein wenig eingespannt, so dass es doch länger als nur einen Tag dauerte. Am Montag rief mich dann ein Redakteur der Neuen Westfälischen an und fragte nach einem Statement zu dem Unfall mit zwei Radfahrenden im Tunnel unter der Mindener Straße. Was denn seit dem tödlichen Unfall vor 5 1/2 Jahren dort passiert sei, was wir uns als ADFC vorstellen, was dort geschehen soll und so weiter. Die Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation habe ich ihm genannt – stehen auch unten in der nun fertigen Pressemitteilung. Verbesserung der Sicht, Aufweitung der Tunnelein- und Ausfahrt, Beleuchtung im Tunnel verbessern.

Sehr irritiert war ich, als mir von meinem Gesprächspartner Schwellen in der Abfahrt zwischen Bahnunterführung und dem Tunnel der Mindener Straße vorgeschlagen wurden. Da musste ich echt etwas schlucken. Schwellen, um den Radverkehr zu verlangsamen … auf diesem abschüssigen Weg? Auf die entsprechenden Gefahren habe ich natürlich hingewiesen und strikt davon abgeraten. Ob denn in den Weg ragende Buchten kein probates Mittel wären, den Radverkehr auf dem Weg zu verlangsamen? Hm, ich kam ins Grübeln und wusste wirklich nicht, was das Ziel dieser Fragen sein sollte. Natürlich kann und sollte man auf so einer Strecke weder Schwellen noch Poller noch Einbuchtungen verbauen. Das macht es nicht sicherer, sondern deutlich gefährlicher!

Die Tragesäulen der Decken- und Lampenkonstruktion im Tunnel - mitten in Fahrtrichtung. Blick in Richtung Sültebusch.
Die Tragesäulen der Decken- und Lampenkonstruktion im Tunnel – mitten in Fahrtrichtung. Blick in Richtung Sültebusch.
Als dann noch der Brunnen oberhalb der anderen Unterführung (der Bahn und es ist der Tambararebrunnen, erklärte ich) zur Sprache kam und die Frage gestellt wurde, ob man diesen nicht dort abbauen sollte, habe ich dann meinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Fragen geäußert. Ich habe wirklich geglaubt, das seien Fangfragen und ich solle auf’s Glatteis gelockt werden. Aber es war wohl wirklich Ernst gemeint. Darum: nein, der Tambararebrunnen darf da ruhig bleiben! Sowohl von oben als auch von unten kommend ist er sehr gut zu sehen und ich habe bisher von noch keiner Konfrontation ausgelöst durch den Brunnen gehört. Wohl gehen oft Fußgänger auf dem Radweg in der Unterführung, das kann man aber wohl kaum dem Brunnen anlasten! Vielmehr sind die schnellen Taxen ein Problem für den Fuß- und Radverkehr, welche den verkehrsberuhigten Bereich an der Stelle ignorieren und dort mitunter sehr zügig fahren.

Wie dem auch sei, wir haben daraufhin unsere Pressemitteilung fertig getextet …
Erneut ereignete sich ein schwerer Unfall mit einer schwerverletzten Radfahrerin im Tunnel zwischen Siel und Sültebusch. Dieser Bereich wurde vom ADFC schon lange als gefährlicher Problemfall identifiziert und kommuniziert. Vor 5 ½ Jahren verstarb an der Stelle eine Radfahrende. “Als einzige Maßnahme wurde damals von der Verwaltung eine Reflektorfolie an einer der “im Weg” stehenden Stützen der Vordachkonstruktion der Unterführung angebracht” erinnert sich Andreas Edler, stellvertretender Spreches der Ortsgruppe des ADFC in Bad Oeynhausen. “Vor etwas mehr als einem Jahr wurde die abschüssige Zufahrt zum Tunnel zusätzlich mit einem Warnhinweis “gesichert”. Ganz offensichtlich untaugliche Maßnahmen.” ergänzt Ortsgruppensprecher Jörg Zander.

Vielfach hat der ADFC in Workshops und Besprechungen auf diese Stelle hingewiesen und Lösungsvorschläge genannt. Abbau der Vordachkonstruktion, Aufweitung der Zufahrt in den Tunnel um eine bessere Sicht auf die Streckenführung zu bekommen, Verbesserung der Lichtverhältnisse im Tunnel. Natürlich kostet das Geld, allerdings ist wohl offensichtlich, dass diese Gefahrenstelle der dringenden Überarbeitung bedarf! “Möchte man den Radverkehr ernsthaft fördern und als Alternative zum motorisierten Individualverkehr stärken, dann muss flüssiges, zügiges und sicheres Fahren möglich sein. Das schließt Schwellen, der Optik geschuldete Verschwenkungen und im Weg stehende Poller und Drängelgitter aus.” so Zander. “Auf dieser Hauptverbindung zwischen Werste und der Innenstadt und einer der wenigen Querungsmöglichkeiten der Mindener Straße ist man als Radfahrender so einfach nicht sicher unterwegs. Was muss denn noch passieren?” fragt er weiter.

Mehrfach hat der ADFC angeboten an Verkehrsschauen beratend teilzunehmen, bislang wurde dies jedoch von der Verwaltung jedesmal abgelehnt. Aufgrund des wiederholten Unfalls erneuert der ADFC seine Unterstützungsbereitschaft.

Und mit leichtem Schmunzeln habe ich heute beim Lesen der Zeitung zur Kenntnis genommen, dass ich Fahrradlobbyist bin :-)

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

2 Kommentare zu „Erneut Unfall im Sültebuschtunnel

  1. Hallo Andreas,
    leider ging aus der Unfallmeldung nicht hervor an welcher Stelle im Tunnel der Unfall passiert ist.
    Als Maßnahme zur Sicherung nur die Säulen und die fehlende Beleuchtung anzuführen ist m. E. zu kurz gedacht.
    Auf dem Radweg sollte auf der Fahrbahn eine deutliche Trennungsmarkierung erfolgen, die den Bergauffahrenden eindeutig zeigt, dass sie sich rechts halten sollen und den Bergabfahrenden ebenso deutliche Zeichen gibt. Von mir aus auch mit Pfeilmarkierungen.
    Die Entfernung der Säulen inkl. des Dachs wäre vermutlich das Optimum aber sicherlich ziemlich teuer??
    Vielleicht könnte man die Säulen zunächst in Lenkerhöhe verplanken und mit reflektierender Sicherheitsfolie bekleben.
    Wie auch immer, letztendlich muss man auch an die Eigenverantwortung der Radfahrer appellieren. Wenn mir eine Wegstrecke nicht geläufig ist, kann ich an diesen Stellen nicht im Schuss herunter“rasen“.
    Letztendlich lässt sich in diesem Bereich des Radweges keine hundertprozentige Sicherheit erreichen, solange der Mensch als Unsicherheitsfaktor fungiert.
    Darum finde ich die Frage nach Schwellen nicht wirklich abwegig. Was bei Autofahrern funktioniert könnte doch auch bei Radfahrern passen! ;o)
    Beste Grüße
    Martin

  2. Natürlich sind „Fahrbahnmarkierungen“ sinnvoll. Als ich die Fotos machte, habe ich zufällig einen Fachbereichsleiter der Verwaltung dort getroffen und ihm das gleiche gesagt. Und natürlich muss man dort angepasst fahren, auch das erwähnte ich gegenüber dem Redakteur der Neuen-Westfälischen. Da dies aber der Normalfall ist (Die meisten fahren dort gar nicht zu schnell, wie sich auch die meisten Verkehrsteilnehmer an die Verkehrsregeln halten!) macht es auch keinen Sinn, Hindernisse in ein stark abschüssiges Stück Weg zu bauen, welches dann die Unfallhäufigkeit nur erhöht – wenn auch aus anderem Grund.

    Die Säulen sind nur wegen der Optik zum Aqua-Magica dort angebracht worden. Ein Unding! An dieser ganz offensichtlichen Gefahrenquelle jetzt rumzudoktoren ist wenig sinnvoll.

    Der Aufruf an Verkehrsteilnehmer, sich an Regeln zu halten, ist immer und überall richtig. Löst aber leider nicht das Problem an dieser konkreten Stelle.

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