Mehr umeinander kümmern
Wir leben aneinander vorbei. Was anderen passiert ist uns egal. Ich sage Menschen, wenn sie etwas falsch machen – und werde dafür angemacht. Ich helfe manchmal anderen Menschen und ernte Unverständnis. „Du kennst die doch gar nicht …“ – „Wo nimmst Du die Zeit her?“. Leider ist das noch viel zu wenig.
Ich komme gerade von einer sehr traurigen Fahrt zurück. Vor knapp sieben Jahren hat jemand auf meinem Blog kommentiert. Wie das so ist, guckt man, ob derjenige auch bloggt, schiebt den RSS-Feed in seinen Reader. Liest mit, erfährt was über das Leben und die Gedanken von anderen. Dazu kommt Twitter, Google+ und Facebook. „Gucky“ – so nannte sich der Kommentator – hatte nicht nur Glück in seinem Leben, war aber trotzdem meist gut gelaunt. 2008 habe ich ihm meinen EeePC verkauft. Mit Ratenzahlung, weil es eben nicht alles einfach war. Hat prima geklappt und ich habe in letztlich gefragt, ob das Ding noch lebt und anscheinend war er tatsächlich noch manchmal in Benutzung.
Zuletzt hatte ich ihm geholfen sein gestohlenes und von der Polizei wieder gefundenes Quad aus Bünde zu holen. Sicher keine Heldentaten, einen PC abstottern lassen oder mal nach Bünde zu fahren. Und es ist tatsächlich zu wenig! Gucky lebte allein, war sehr krank – alles keine Geheimnisse, er schreibt das in seinem Blog, sonst würde ich es hier nicht breit treten – und auch nicht besonders mobil. Bis vor knapp zwei Wochen habe ich noch auf Twitter etwas von ihm gelesen und dann waren wir im Urlaub …
Vorgestern erreichte mich dann die Mail einer Leserin von Guckys Blog, er hätte schon so lange nichts mehr geschrieben, ich würde doch in der Nähe wohnen und ob ich was wüsste. Ich versprach, gestern vorbei zu schauen, was ich nicht geschafft habe. Das habe ich dann heute vormittag nachgeholt. Es hat niemand geöffnet und während ich noch mit einem Geschäftsinhaber in dem gleichen Haus sprach, kam ein weiterer Freund vorbei, der aus den gleichen Gründen nach dem rechten sehen wollte. In die Veranda kamen wir hinein, aber da niemand einen Schlüssel für die Wohnung hatte, haben wir letztendlich die Polizei verständigt. Die dann die Feuerwehr mit Rettungswagen und Notarzt … ich bin jedenfalls nicht mehr in die Wohnung gegangen. Gucky wird nichts mehr schreiben.
Wir leben alle viel zu sehr aneinander vorbei. Ich mache mir auch Gedanken, wie ich mitbekomme, wenn zu Hause was passiert. Ich rufe nicht jeden Tag meine Mutter oder Schwester an. Auch bei meiner Tante melde ich mich eher selten. Ich sehe ja auch die direkten Nachbarn nicht jeden Tag. Ich bin traurig, weil jemand gestorben ist, den ich nur über das Internet kannte und dessen Beiträge ich auch nicht täglich verfolgt habe.
Wir müssen uns mehr um unsere Mitmenschen kümmern. Mach’s gut, Gucky!
Lieber Andreas,
ich hoffe, dass dich meine Worte jetzt erreichen, der Blog meines Bruders Dirk, Gucky Plofre, hat meinen Kommentar, glaube ich, nicht angenommen. Ich hatte um Hilfe gebeten bei der Wahrung des Andenkens im Internet, da ich absolut keine Ahnung habe von diesen Dingen. Ich bitte herzlich um eine Antwort und DANKE für deine Freundlichkeit und Hilfe für meinen Bruder.
Heike
@ Heike
Wenn Du wirklich die Schwester von Gucky bist .. erfahren wir, wann und wo er bestattet wird? Was wird aus seinem/seinen Blogs? Ich schrieb Dir schon in Guckys Blog, vielleicht überlesen, deshalb versuche ich es hier … mein aufrichtiges Beileid auch an dieser Stelle.
Herzlichst
Diane
Lieber andreas, wir kennen uns nicht, aber ich kannte gucky virtuell seit jahren. ich bin sehr traurig. ja wir sollten uns mehr umeinander kümmern. jetzt ist es zu spät. Gucky möge in Frieden ruhen.
Lieben Gruss
Marianne B.
Lieber Andreas,
auch ich möchte Dir danken, dass Du bereit warst, hinzufahren! Das macht nicht jeder! Es ist so wahr – wir sollten uns mehr umeinander kümmern.
Heute denken die Menschen zu sehr an sich! Ich kannte Gucky noch einmal so lange wie Du aus dem Internet. Er war immer sehr hilfsbereit und hat mich viel über html und Webdesign gelehrt. Ohne seine Hilfe hätte ich wohl nie gebloggt.
Ich werde Gucky nie vergessen und ihm immer sehr dankbar sein! Und ich bete für ihn, dass er gut im Himmel aufgenommen wird, wie das sein Wunsch war:
Ciao
Diane
Lieber Andreas, ich kann dir nur voll zustimmen. Leider habe ich Gucky nie persönlich kennen gelernt. Die Welt ist um einen uns ans Herz gewachsenen Menschen ärmer geworden.
Liebe Grüße
Bärbel
Hallo Andreas,
ich habe es gerade erfahren, Marianne hat mich netterweise aufmerksam gemacht. Ja, was soll ich sagen, ich bin sehr schockiert und traurig! Auch ich kannte Gucky schon seit Jahren aus dem Internet und habe ihn immer als freundlichen, hilfsbereiten Menschen geschätzt. Ich danke dir, dass du ihm ein Freund warst, er hatte es sicher nicht immer leicht im Leben.
Herzliche Grüße,
Angela