Es ist genug jetzt

Ich bin ja wirklich langmütig. Und geduldig. Ich lasse mir auch viele Dinge gefallen und andere Leute tun und lassen was sie wollen. So fange ich z.B. auch keine Diskussionen über Religion an. Nicht dass ich darüber nicht diskutieren würde – ich habe durchaus Jehovas Zeugen schon ’ne Stunde an der Haustür beschäftigt – ich habe aber kein Interesse daran, andere zu missionieren. Wenn mich jemand anspricht, sage ich jedoch auch meine Meinung.

So langsam habe ich aber echt die Schnauze voll! Gestrichen. Heute sind im Namen irgendeines Gottes 12 Menschen kaltblütig umgebracht worden. Von irgendwelchen Arschlöchern, die meinen, sich über andere erheben zu können. Gleichzeitig marschieren anderswo Tausende auf den Straßen, weil sie ebenfalls meinen sich über andere erheben zu können und behaupten, ihr Glauben sei richtiger als der der anderen Arschlöcher. Ich bin zutiefst erschüttert!

Wenn ich auf den Stihl-Kalender mit den nackten Frauen neben mir gucke, stelle ich fest, wir haben 2015. Die Menschheit war auf dem Mond und auf dem Boden des Mariannengrabens. Wir können Jahrtausende in die Vergangenheit schauen, wenn Hubble mal richtig funktioniert und die ersten von Menschenhand gebauten Fahrzeuge verlassen gerade unser Sonnensystem. Und dann möchte *irgendjemand* mir erzählen, es sitzt ein bärtiger Mann auf einer Wolke und hat das alles aus ’nem Klumpen Lehm gebaut, vor 10.000 Jahren? Und es gibt *ernsthaft* Menschen, die sich und andere umbringen, weil sie in lächerlichen Details eine andere abstruse Geschichte über diesen bärtigen Mann glauben? Mir platzt der Arsch!

Religion ist der Anfang allen Übels! Glauben ist schon gefährlich, denn daraus wird Religion … und Kirche ist dann die Vollendung der Religion in der Weltlichkeit. Ich habe lange gebraucht, um aus der Kirche auszutreten. Ich tat das nicht leichtfertig, es hat Jahrzehnte gedauert, weil die in frühester Kindheit beginnende Indoktrination nicht einfach so abzuschütteln ist. Und seitdem fühle ich mich besser. Vernunft, Sanftmut, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft sind keine Tugenden einer Religion, sondern die normalste Form des Lebens. Guckt euch ein Kleinkind an, das kommt erstmal freundlich auf die Welt. Der Rest wird gemacht. Und wer hat zu entscheiden wie es gemacht wird? Es ist doch absoluter Zufall, ob man Moslem, Evangele, Kathole, Jude oder Buddist wird.

Und da erdreistet sich irgendjemand zu sagen, er habe mehr Recht? Wir leben in einem christlichen Land? Das ich nicht lache! Der Islam ist die bessere Religion? Bullshit! Jede Religion ist der Anfang allen Übels. Und nein, ich will darüber nicht diskutieren. Ich kann nicht erst nehmen, wenn jemand ernsthaft glaubt, wir würden hier auf welche Art auch immer von wem auch immer von oben gelenkt. Das ist Quatsch.

Ihr habt doch auch alle überlegt, wie man dem Nachwuchs klar macht, dass es den Weihnachtsmann und den Osterhasen nicht gibt. Aber an einen Gott glauben? Liebe Leute, wir haben 2015 … wird dürfen endlich aufwachen und erkennen, dass wir alle einfach Menschen sind – alle gleich!

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

7 Kommentare zu „Es ist genug jetzt

  1. Jeden Tag verhungern locker Tausend mal mehr Menschen auf dieser Welt, was wesentlich qualvoller ist. Darüber redet niemand. Wären diese Menschen in einem anderen Land aus Armut verhungert, hier würde sich jeder mehr für die neuste Haarspange des Handtaschenhundes von einem Promi interessieren als für diese Menschen.

    Die ganze Bestürzung aus einem Land, wo wir uns völlig selbstverständlich teure Autos, Fernseher, Häuser, Urlaube, Smartphones usw. leisten, während woanders Menschen sterben, weil 20 Cent für ein Brot fehlen, dass ist einfach nur Scheinheilig.

    Wir alle entscheiden uns doch täglich aufs Neue, dass unser Luxus wichtiger ist als das Leben anderer Menschen.

  2. Hallo Andreas,
    starker Tobak.
    Ich gebe Dir in einigen Dingen Recht. Da wo Religion oder Glaube zu Fanatismus wird läuft etwas schief.
    Da wo Menschen im Namen der Religion andere Menschen umbringen, egal ob Christen, Muslime oder andere Religionen kehrt sich der „bärtige Mann“ mit grausen ab.
    Religion und Glaube aber mit Quatsch abzutun wird den Menschen, die sich mit Engagement ihrem Glauben widmen nicht gerecht.
    Natürlich gibt es auch „Ungläubige“ die mit ganzem Herzen Mensch sind und da helfen, wo es nötig ist.
    Genauso gibt es aber auch „Ungläubige“ die augrund von Gier, Hass oder aus welchen bescheuerten Gründen auch immer Menschen töten.
    Das hat mit Religion nichts zu tun.
    Dann müsste man alle Menschen verdammen!
    Es stimmt zuversichtlich, dass von Seiten der Muslime viele Stimmen zu vernehmen sind, die sich vom Treiben der Fanatikern deutlich distanzieren.
    Beste Grüße
    Martin

    • Ich stimme Dir in fast allem zu … und natürlich ist „Quatsch“ provokativ. Aber andersherum ist es genau das, was mir auch von nicht militanten Gläubigen über meinen „Glauben“ gesagt wird. Allgemein scheint das in Ordnung, wenn ich es über andere sage nicht.

      Du hast völlig Recht: gefährlich sind die Extremisten. Ich hatte diese Diskussion vor nicht ganz zwei Stunden an einer Theke bereits. Aber – und genau das schrieb ich – der Anfang ist die Religion. Daraus wird extremisiert. Von atheistischen Anschlägen habe ich noch nicht gehört.
      Andersherum ist es bei Fußballfans ja nicht anders – auch dort gibt es wenige sehr gewaltbereite Arschlöcher, die dafür sorgen, dass die breite Masse Nachteile in Kauf nehmen muss und im schlimmsten Fall sogar verletzt wird.

      Ja, es ist immer der Fanatismus und die Extreme, die zu solchen Ausschreitungen führen. Bei Religionen ist es meiner Sicht der Dinge nach halt am Schlimmsten.

      Und ja, ich halte die Vorstellung eines irgendwo sitzenden Lenkers für abstrus. Und das darf ich auch – und glücklicherweise darf ich es auch sagen. Damit werte ich auch kein soziales Engagement ab. Das ist nämlich etwas ganz anderes.

    • Und ich habe tatsächlich überlegt, ob ich „Quatsch“ schreibe, denn natürlich muss ich dann mit der Reaktion:

      > Religion und Glaube aber mit Quatsch abzutun
      > wird den Menschen, die sich mit Engagement
      > ihrem Glauben widmen nicht gerecht.

      rechnen. Aber genauso wie diese Menschen sich mit Engagement ihrem Glauben widmen, tue ich das auch. Mit dem Unterschied, dass ich das ganz selten sage – weil es keinen was angeht! Nun ist die Situation aber die, dass eben genau das, was ich seit Jahrzehnten glaube, immer schlimmer zu Tage tritt. Warum sollte ich mir dann auf die Zunge beißen?

      Der Glaube an das Gute im Menschen ist wichtig! Nicht an eine Götze!

    • Durch Deinen aktuellen Kommentar zum Thema bin ich zu diesem Ausgangsartikel gekommen und finde die Argumentation und die Gedankenführung auch ganz bestechend, zumal ich da selber auch eine lange Abnabelungsgeschichte von „der Religion“ hinter mir habe.
      Aber ich muss mich doch Horst Schulze anschließen, dass nicht die Religion der eigentliche Ausgangspunkt für Aggression und Gewalt ist. Du hast ja auch schon darauf hingeweisen, dass es andere Fanatiker gibt, deren Handeln man nicht ohne Weiteres auf eine Religion im engeren Sinne zurückführen kann. Ich persönlich setze politische Ideologien, die einen Anspruch auf „die Wahrheit“ erheben, mit Religionen in Deinem Sinne gleich.
      Aber wir kommen erst dann wirklich weiter, wenn wir akzeptieren lernen, dass jeder Mensch prinzipiell auch einen aggressiven Anteil in sich hat, der Recht haben will und auch über andere herrschen, zur Not mit Gewalt. Wenn man das nicht zugeben kann und sich selbst nur für gut, friedlich und sensibel hält, hat man das Problem noch nicht richtig verstanden und damit auch nicht gelöst.
      Aufgabe jeder menschlichen Gesellschaft ist es deshalb, das Durchbrechen der Aggression durch Erziehung, Bildung und Aufklärung und vor allem auch menschlichenverträgliche Lebensbedingungen (Mindeststandards für alle!)zu verhindern oder wenigstens in erträgliche Bahnen zu lenken.
      Wofür ich gerne weiter arbeiten möchte, das sind klare Kriterien, nach denen entschieden werden kann, wo die Grenze zum Fanatismus ist und daraus einen gesellschaftlichen Konsens abzuleiten nach dem Motto:
      Wenn die, die und die Kriteren erfüllt sind, dann entzieht die Gesellschaft dieser Gruppe oder diesen Menschen jede weitere Unterstützung. Ein Codex wie die allgemeinen Menschenrechte, der aber echt verbindlich wird. Dafür brauchten wir unbestechliche Menschen, die den Auftrag erhalten, die Einhaltung dieser Regeln zu kontrollieren und zu sanktionieren…
      Ja, ja, das ist sehr idealistisch und scheint sehr wirklichkeitsfern, aber gerade in solchen Situationen wie dieser vermisse ich extrem eine Art von Weisen in der Gesellschaft, die
      dannqualifiziert Stellung nehmen und auf deren Wort auch gehört wird.
      Und das soll eben nicht der Pfarrer Gauck sein, der zufällig gerade auch Bundespräsident ist. Da wird es ja schon schief, wenn der und unverständlicherweise auch der Papst gleich das Wort Krieg in den Mund nehmen… Auf die können wir uns nicht verlassen!
      Also: Zivilgesellschaftliche Vertreter der Menschenrechte an einflussreiche Stellen setzen, auf die gehört werden muss, das halte ich für nötig! Volksabstimmungen bringen in solche Fragen nichts, weil immer emotional aufgehetzt wird…
      Soweitmal an dieser Stelle.

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