Interesse
Vorgestern habe ich an einem Workshop zur Förderung des Radverkehrs in Bad Oeynhausen teilgenommen. Das ganze ist ein Teil einer übergeordneten Projektreihe, welche von der Verwaltung initiiert und vom Rat abgenickt wurde. Zusammen mit einer Planersocietät wurden „Engstellen“ und Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt und erarbeitet. Das lief erfreulich flott und erstaunlich konfliktfrei, da sich alle Anwesenden weitgehend einig waren. Womit wir beim Knackpunkt angelangt sind: es waren ganz erstaunlich wenige der eingeladenen Teilnehmer erschienen. Und damit meine ich nicht Mitarbeiter der Verwaltung, sondern Bürger und Vertreter der Interessengemeinschaften (ich war für den ADFC vor Ort). Das finde ich extrem schade!
Gestern war die dritte Stadtkonferenz zum „Integrierten städtbaulichen Entwicklungskonzept für Bad Oeynhausen“ in der Wandelhalle. Eine öffentliche Veranstaltung mit Diskussionsteil, die auch in der Presse angekündigt wurde. Trotzdem fand ich auch hier die Besucherzahl überschaubar. Neben vielen Ratsmitgliedern – die die vorgestellten Dinge bereits weitgehend kannten – waren einige Kaufleute anwesend, ein paar Bürger und viele leere Stühle. Auch das finde ich schade.
Als vor Jahren die Verwaltung einmal den durchaus sinvollen und begrüßenswerten Gedanken in die Tat umsetzte, den geplanten Haushalt den Bürgern vorzustellen und dafür eigens das Rehmer Bürgerhaus bemühte, war es fast eine Ratssitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit – kaum ein interessierter Bürger war anwesend. Ich war sehr ernüchtert, weil ich ernsthaft damit gerechnet hatte, es würde voll werden.
Und dann wurde gestern harsche Kritik am Rat geäußert, dieser sei langweilig und nicht mitreissend. Nun, dem stimme ich zu, manche Themen sind arg trocken. Ich sehe mich allerdings auch nicht als Alleinunterhalter für Einzelne, sondern ich möchte Dinge mitgestalten und versuchen in die richtige (natürlich aus meiner Sicht ;-) Richtung zu lenken oder überhaupt erst mal auf den Weg bringen. Und das kostet mitunter viel Zeit und Nerven. Man kann ja gerne mal die Frau oder die Söhne fragen. Die geäußerte Kritik kann ich in der Form daher auch nicht ganz nachvollziehen. Wenn man etwas ändern möchte, kann man sich doch beteiligen und den vermeintlich langweiligen Leuten sagen, was man möchte – dankenswerterweise hat genau das dann gestern auch ein anderer Bürger deutlich gesagt!
Wenn ich die Beteiligung an öffentlichen politischen Veranstaltungen sehe, vermisse ich dieses Mitmachen allerdings! Von daher: immer her mit den Vorschlägen oder der Kritik.
Das ist doch normal. Viele Leute beschweren sich über etwas, aber sich aufzuraffen und etwas unternehmen wird dann doch nicht gemacht:
„Hatte keine Zeit“, „keine Lust“, „so schlimm ist es dann doch nicht“
Beschweren und meckern ist halt sehr einfach.
Und ich will mich da nicht mit rausnehmen.
Dazu kommt dann noch, dass Politik eher als trocken und langweilig angesehen wird. Wer will sich dann wirklich damit beschäftigen?