Selbstverständliche Nutzung von Radwegen

Am letzten Mittwoch wurde die Brücke über die Werre im Verlauf der Eidinghausener Straße einseitig gesperrt und man darf mit dem Auto nur noch von der Mindener Straße kommend Richtung Eidinghausen fahren. In Gegenrichtung ist die Fahrbahn per Ampelschaltung ausschließlich für den Linienbusverkehr freigegeben. Klappt natürlich nicht und die Autofahrer fahren trotzdem an dem „Durchfahrt verboten“-Schild vorbei. Mindestens am Mittwoch war das noch neu und auch noch nicht alle Seitenstraßen beschildert, so dass Polizei und Ordnungsamt in Höhe Schwarzer Weg standen und die „versehentlich“ bis vor das Schild gefahrenen Autofahrer auf die neue Situation hinwiesen.


Ich hatte etwas früher Feierabend gemacht, bin an der Stelle auf dem Radweg Richtung Eidinghausen vorbei gefahren und wunderte mich über das Polizeiauto, welches mit einer Spur auf dem Radweg stand. Leider habe ich nicht sofort angehalten und gefragt. Das wurmte mich den ganzen Weg bis nach Hause. Dort habe ich dann während des Mittagessens solange gegrübelt, bis ich zurück gefahren bin und den Polizisten auf die Situation angesprochen habe. Hätte mich sonst geärgert ;-)

Der war auch sehr freundlich, wenn auch zunächst sichtlich irritiert, dass jemand sich darüber mokiert, er stünde auf dem Radweg. Sonderregeln der Polizei im Einsatz wurden angeführt, zu wenig Platz für den Verkehr, wenn er 20 Zentimeter weiter auf der Fahrbahn stehen würde, Sichtbarkeit für die aus Richtung Eidinghausen kommenden KFZ sei besser gegeben, wenn er auf dem Radweg stünde. Alles Dinge, die ich auch bei etwas darüber Nachdenken nicht als stichhaltig ansah und immer noch ansehe. Ich glaube, da wurde einfach nicht an den Radweg gedacht.

Wie dem auch sei, das Gespräch war recht angenehm, auch mit dem Mitarbeiter der Verwaltung. Passenderweise stimmte mir der Polizist in Gegenwart der Verwaltung auch zu, dass die Radwege entlang der Eidinghausener Straße eine Katastrophe seien und er dort auch das Fahren mit dem Rad auf der Fahrbahn präferieren würde. Schade, dass das nicht im Rahmen eine entsprechenden Begehung gesagt wurde. So geht es wieder unter.

Zwei Tage später beobachtete ich auf dem Nachhauseweg, wie die Polizei erneut Autofahrer an die Seite winkte, welche verbotenerweise die Werrebrücke Richtung Mindener Straße überquerten. Diesmal wurden die PKW-Fahrer in die Straße Hinter’m Gradierwerk gewunken. Die beiden Beamten hatten reichlich zu tun. Und nach wenigen Minuten konnten mindestens drei KFZ einfach ihren Weg fortsetzen – nachdem sie bereits angehalten worden waren – weil es schlicht nicht möglich war, alle Falschfahrer zu „bearbeiten“. Sehr schön konnte ich das Schulterzucken der beiden Polizeibeamten sehen :-) Keine Ahnung, ob die noch Verstärkung angefordert haben.

Am Wochenende war dann in der Lokalpresse zu lesen, dass die Busfahrer sich beschwerten, weil sie aufgrund der Falschfahrer ihre Fahrpläne nicht einhalten könnten und Passagiere ihre Anschlussbusse verpassen. Sehr schön, liebe Autofahrer, gut gemacht!

Gestern morgen wurde wieder kontrolliert. Diesmal direkt vor La Scala. Die Polizei stand mit Blaulicht auf dem Parkstreifen, dahinter ein Auto und ein Fahrzeug hatten sie quer über den Radweg gewunken, so dass man wirklich nur mit Zirkeln daran vorbei kam. Im Vorbeifahren habe ich den Beamten das auch gesagt und darauf hingewiesen, dass Hinter’m Gardierwerk nur 5 Meter entfernt ist. „Wissen wir.“ war die Antwort. Tja, warum wird das Wissen dann nicht genutzt?

Ich vermute jedenfalls nicht aus böser Absicht. Man möchte nicht den Radverkehr bewusst behindern. Aber – und ich weiß nicht, ob das besser ist – man denkt auch einfach nicht daran, dass er nicht behindert wird. Die sollen dann eben mal absteigen oder aufpassen. Platz da, wir sind im Einsatz. Und warum der Einsatz? Weil Autofahrer sich nicht an die Regeln halten. Radfahrer werden also auf unzureichende und gefährliche Radwege geschickt, weil der motorisierte Verkehr flüssig gehalten werden soll (aus keinem anderen gibt es Radwege – wurde ja auch versehentlich mal in einem Interview gesagt) und wenn sich der flüssige motorisierte Verkehr nicht an die Regeln hält, wird der Radfahrer noch mal weiter behindert. Das ist der Status Quo in Bad Oeynhausen.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

1 Kommentar zu „Selbstverständliche Nutzung von Radwegen

  1. Aber wehe Du wärst auf der Fahrbahn am blockierten Radweg vorbei gefahren. Dann wäre die Kontrolle sicher zügig zur Radler-Kontrolle geworden. Umgekehrt wäre das verbotene Ausweichen auf den Gehweg mit Sicherheit folgenlos geblieben.

    Warum der Polizist bei der ersten Kontrolle nach solchen Ausreden sucht ist mir auche in Rätsel. Selber wollen sie doch auch keine hören, selbst wenn man die passenden §§ der StVO dazu zitiert … eigentlich ist man spätestens dann ganz unten durch. Eigentlich hätte er den Wagen einfach direkt vor die Absperrung stellen können. Da kann er niemanden im Weg sein und zu gucken gibt es auch nichts. Es ist ja gesperrt und die Busse haben eine Ampel.

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