Radschnellweg auf Eis

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Zwischen Minden Porta-Westfalica und Bielefeld Herford sollte ein Radschnellweg geplant werden (keine „Autobahn für Fahrräder“!) – so zumindest der Wunsch der an dieser Trasse liegenden Kommunen. Daher hat man sich an einem Planungswettbewerb beteiligt, den das Land ausgeschrieben hatte und als Gewinn die Planungskosten übernehmen wollte. Tatsächlich hat der aus Porta, Bad Oeynhausen, Löhne und Herford eingereichte Vorschlag gewonnen und die aktiven Radfahrer der Region freuten sich, dass geplant würde. Insgesamt war das Echo auf diese Maßnahme eher verhalten. Na klar, die meisten Menschen fahren Auto und können sich nicht vorstellen, wozu man eine Trasse für schnellen Alltagsradverkehr benötigt.

„Kein Mensch fährt mit dem Rad von Porta-Westfalica nach Herford! Wozu ist dann die Trasse da?“ – kein Mensch fährt auch immer in Gohfeld auf die Autobahn und erst in Holland wieder ab, nur weil die Bahn bis dahin führt. Es werden nur Teilstücke benutzt, macht man mit dem Auto ganz selbstverständlich auch so, für das Fahrrad scheint das unverständlich. Gerade für Bad Oeynhausen wäre die Planung einer solchen Trasse wichtig, ist doch der präferierte Routenverlauf direkt entland der Mindener- und Kanalstraße, die in wenigen Jahren aufgrund der Nordumgehung von der Hälfte des Verkehrs entlastet werden und sowieso überplant werden müssen. Will man endgültig keinen Schleichverkehr durch die Innenstadt haben, dann kann und darf die Mindener nicht so bleiben wie sie ist! Ideal wäre also, wenn in einem Rutsch mit der Radschnellwegplanung auch die restliche Infrastruktur überdacht wird. Genau das war der Gedanke!

Nun liegt das alles auf Eis. Das Land hat kein Geld und die Planungskosten können nicht gezahlt werden. Die anliegenden Kommunen sind noch klammer als das Land und die knapp 100.000 Euro zusätzlich zum bisherigen Eigenanteil scheinen utopisch. Aber gerade für Bad Oeynhausen sollte man genau überlegen, ob das nicht vielleicht doch gut angelegtes Geld wäre. Immerhin geht es in unserer Stadt nicht nur um einen von vielen Menschen für völig unnötig gehaltenen Radweg, sondern grundsätzlich um die Umgestaltung unseres Zentrums zwischen Sielpark und Werrepark. Leider wird da vielfach nur auf Stammtichniveau diskutiert. Änderungen werden immer nur verlangt, aber wenn man welche vorschlägt, wird dagegen gewettert.

Bad Oeynhausen sollte ganz genau überlegen, ob man diese Planung wirklich auf Eis legen sollte, oder ob es angesichts der anstehenden Änderungen nicht doch sinnvoll ist in Vorleistung zu treten. Dabei sollte man nicht denken, man finanziere den anderen Kommunen einen Weg, sondern daran, dass man endlich die greifbare Chance hat eine jahrzehntealte Katastrophe mitten durch die Stadt zu korrigieren! Wir geben hier bei uns soviel mehr für Dinge aus, die keine solch weitreichenden Auswirkungen haben – wenn ich nur an die hunderttausende für das Märchenmuseum denke! – dass die Planungskosten echt das geringste Übel wären!

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

6 Kommentare zu „Radschnellweg auf Eis

  1. Für B.O. mit seiner Kanal- und Mindener Straße ist die Entscheidung ein herber Rückschlag. Bei der angedachten Überplanung muss man die Möglichkeit allerdings weiter im Auge behalten. Das unterm Strich teuerste was passieren könnte wäre, wenn die Kanalstraße ohne Vorleistungen gerade seit 3 bis 6 Jahren fertig gestellt ist und dann doch der Schnellweg kommen sollte. Zumal diese Vorleistung immer noch einen sofortigen Nutzenbringen würde: Endlich ein Anschluss der Innenstadt an den Weserradweg und eine Verbindung von Ost (Rheme etc.) nach West (Gohfeld/Löhne) ohne die schmalen Werrewege.

    Abseits dieser eigentlich nur aufwertbaren Abschnitte stand ich dem Schnellweg allerdings dennoch mit einer gewissen Skepsis gegenüber. Vieles darin (gerade auch im Löhner und Herforder Raum) hat wenig mit dem niederländischen Vorbild zu tun und ist ehr eine Art Radweg 2.0. Da hatte ich mir anderes von versprochen. Ein Grundsatzkonzept für die nächsten Jahrzehnte „Radwege nur noch da wo wirklich erforderlich und diese dann endlich mal den gesetzlichen Anforderungen entsprechend nach niederländischem Vorbild“. Das würde vermutlich für das gleiche Geld mehr bringen, als so mancher Abschnitt des Schnellweges.

    So gesehen tut die aktuelle Entwicklung Bad Oeynhausen mit Abstand am meisten weh.

  2. P.S. Ein Um- bzw. Rückbau der Kanal- bzw. Mindener Straße halte ich auch für sinnvoll. Aber man darf sich keinen Illusionen hingeben. Die dort prognostizierte Verkehrsbelastung kann man sich ziemlich genau heute schon im Mennighüffener Ortskern anschauen. Das ist schon hart an der Belastungsgrenze für Straßen mit einem Fahrstreifen pro Richtung. Und auch ein Kreisel an der Ecke zur Eidinghauser Straße wird nicht so ganz ohne sein. Der in Eidinghausen selbst zeigt ja wie es ausschaut, wenn die Kapazitätsgrenzen für Kreisel erreicht werden.

    Er ist sinnvoll, aber ganz ohne ist der Rückbau nicht. Daher Vorsicht, wenn es um Detailfragen geht. Ist nicht böse gemeint, aber in technischen Details verheddern sich Kommunalpolitiker meiner Erfahrung schnell mal und treffen dann nicht immer die besten Entscheidungen.

    • Wenn bisher 40.000 KFZ am Tag (inkl. dem Schwerlastverkehr) auf der Mindener unterwegs sind und davon bis zu 80% (die Schätzungen gehen hier weit auseinander) reiner Durchgangsverkehr sind, dann sind meine im Post erwähnten 50% schon sehr wohlwollend und bedeuten 20.000 KFZ am Tag. Ich denke, es könnten sogar weniger sein. Je nach Kreuzung.
      Auf der Eidinghausener haben wir z.Z. ca. 17.000 KFZ am Tag und ich sehe den Kreisel in Eidinghausen gar nicht an der Leistungsgrenze. Meistens ist der in einem Rutsch zu durchfahren. Das drängt sich da nur zu wenigen Zeiten.
      Und auf der Mindener möchte man es in Zukunft ja gerade „unkomfortabel“ haben, um niemanden zum Durchrauschen zu animieren.

    • Und was das Verheddern angeht: der Rücbau wurde von einem Ingenieurbüro vorgeschlagen, inkl. vorhergehender Verkehrszählung und entsprechenden Berechnungen ;-) Dass mir das nach der Mütze ist … nunja, umso besser.

    • Nach den Prognosen von Straßen NRW werden auf der entlasteten Mindener Straßen ca. 18.000 Fahrzeuge täglich erwartet. Das lässt sich zweifelsfrei auf zwei Fahrstreifen abwickeln. Ich bin also bei den Verkehrszahlen und den grundsätzlichen Rückbauabsichten absolut bei Dir. Nur mache ich halt auch darauf aufmerksam, was solche Zahlen auch bedeuten. Vergleichbare Straßen (Eidinghauser Straße in BO oder Lübbecker Straße in Löhne) sind nun nicht gerade ein Mekka für Rad- oder auch Fußgängerverkehr. Und an der Kreuzung zwischen Mindener und Eidinghauser Straße treffen nun auch noch die 17.000 Fahrzeuge aus den anderen Richtungen auf diesen Verkehrsstrom. Deswegen ist die Verkehrsqualität einer Ampelkreuzung an dieser Stelle auch etwas besser bewertet worden, als die eines Kreisels. Man mag es kaum glauben, aber gerade bei hohen Belastungen sind Ampelkreuzungen mitunter robuster als Kreisel. Und der Kreisel in Eidinghausen ist ein schönes Beispiel. Da steht man zu gewissen Uhrzeiten schon jenseits der Eduard-Kiel-Straße und die Belastung durch die Seitenstraßen ist dort geringer.

      Lange Rede kurzer Sinn: Ich bin Deiner Meinung, mahne aber nur in den Details zur Vorsicht.

      Das mit den Politikern ist nicht gegen Dich gerichtet, aber ich kenne Entscheidungen von Lokalpolitikern die die Verwaltung in echte Zwickmühlen bringen. Befolge ich die Gesetze oder höre ich auf meinen Chef, der sich anschickt den Bundestag zu überstimmen. ;)

  3. Meinem Verständnis nach bedeutet die Haushaltssperre nur eine „Pause“ für das Projekt. Nach Aufhebung der Sperre wird fortgeführt!?
    Allerdings glaube ich nicht wirklich an den Bau. Neben dem Land sind ja auch die Gemeinden finanziell beteiligt wenn wirklich die Bagger anrücken sollten.
    Das Geld und das Wissen reicht hier nicht mal zur Umsetzung der (geänderten) STVO. Die Unterstützung des Radverkehrs durch die meisten Lokalpolitiker sind reine Lippenbekenntnisse und keinesfalls ernst gemeint.
    Die wirtschaftlichen Faktoren die Radfahrer bringen (könnten) werden seit Jahren ignoriert. Die Radtouristen auf dem Weserradweg erinnern sich an Bad Oeynhausen nur durch Hindernisse direkt auf dem Radweg und an einen viel zu schmalen Fahrstreifen.
    U.s.w., u.s.w., ………..

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