Kirchenaustritte

Ja, der Limburger Bischoff hat mit seiner Protzerei einiges an Porzellan zerschlagen. Sein Benehmen rund um diese Monströsität zeigt deutlich die Züge einer Kirche, welche man als Kritiker der Organisation erwartet. Ich glaube (sigh!) aber wirklich, dass nicht alle in „der Kirche“ so sind. Nun mehren sich die Austritte und Superintent Andreas Huneke macht unter anderem die Medien dafür verantwortlich: NW vom 01.11.2014: Vom Gotteshaus direkt ins Amtsgericht
… Der evangelische Geistliche vom Kirchenkreis Vlotho kritisiert die mangelhafte Differenzierung in der Berichterstattung. „Viele Menschen nehmen den Unterschied zwischen katholischer und evangelischer Kirche nicht wahr“, sagt Huneke …
Das ist zu einfach gedacht und beleidigt diejenigen, welche der Kirche nun den Rücken kehren. Herr Huneke spricht Ihnen ab, die Gründe für den Austritt genau überlegt zu haben. Ich bin vor vielen Jahren bereits aus der Kirche ausgetreten und es waren weder Missbrauchsfälle noch die Kirchensteuer, die mich zu diesem Schritt bewogen haben. Ein Schritt, den ich im Übrigen viele, viele Jahre überlegt habe.

Vielleicht ist es schwer vorstellbar, aber mag es auch ganz einfach sein, dass der eigentliche und einzig wahre Grund für den Verbleib in der Kirche weggefallen ist? Der Glaube an Gott? Wieviele Karteileichen mag es in den großen Religionsorganisationen geben? Wenn ich mir die Quantität der Besucher in den Gottesdiensten (zugegeben, sehr wenige werden von mir besucht) ansehe, dann können nicht mehr viele Gläubige da draußen rumlaufen. Natürlich kann man glauben, ohne die Kirche zu besuchen, natürlich darf man dann auch in der Organisation verbleiben, aber ich habe damals gelernt, dass der Gottesdienst nicht unwesentlich mit dem Glauben einhergeht. Mag inzwischen falsch sein, ein klein wenig lässt es aber Rückschlüsse zu.

Ich denke, dass die Limburger Geschichte tatsächlich bei vielen Leuten das Tröpfchen war, welches den Austritt initiierte. Allerdings wird das bei den meisten nicht der alleinige Grund sein. Wahrscheinlich sehen die Menschen – auch ältere – wirklich etwas klarer und lassen sich nicht mehr von Religion und Götter-Glauben die Sinne vernebeln. Mein Vater hatte ein christliches Begräbnis, er wollte aber ganz bewusst kein Kreuz und kein anderes christlich-religiöses Symbol auf seinem Grabstein. Wir haben darüber sehr oft geredet. Den letzten Schritt, den ich vor ein paar Jahren getan habe und den nun viele, viele andere auch tun, hat er nicht vollzogen.

Herr Huneke liegt mit seiner Einschätzung völlig daneben. Es ist nicht die „unklare Berichterstattung“, es ist der Glaube der fehlt. Limburg ist nur der Anstoß, den Hintern hoch zu bekommen.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

6 Kommentare zu „Kirchenaustritte

  1. Es ist nicht der Glaube der fehlt, sondern die Unzufriedenheit mit dem „Bodenpersonal“…
    Ich kann auch an Gott glauben ohne in der katholischen oder evangelischen Kirche zu sein.
    Insofern ist dein Austritt nur ein logische Konsequenz.

    • Hast Du gelesen, was ich schrieb? Es ist eben doch der Glaube. Das man glauben kann – und auch gerne darf – ohne in die Kirche zu gehen, oder in einer Kirche zu sein, steht doch oben. *Mein* Austritt hat überhaupt nichts mit dem Bodenpersonal zu tun. Ich bin der Meinung, dass es soetwas wie „einen Gott“ nicht gibt. Insofern ist alles irdische, was darum herum aufgebaut wird, obsolet. Und ich bin der festen Überzeugung, dass es anderen exakt so geht. Wahrscheinlich sogar den meisten. Das „Bodenpersonal“ ist da eben wirklich nur der kleine Stein, welches den Vorgang des Austritts in Gang bringt. Es glauben beileibe nicht so viele Menschen an irgendeinen Gott, wie die Kirche denkt.

  2. Auch ich habe schon an einen Austritt gedacht. Bis jetzt konnte ich mich noch nicht dazu durchringen. Die Kirche hat auch gute Seiten.
    Mein Problem ist die Kälte der Gesellschaft die unaufhörlich wächst.Vieleicht ist die Kirche ein „verein“ der das ein wenig abschwächen kann.

    • „Aber die Kirche tut doch auch so viel Gutes!“ ist immer das Argument, wenn man von seinem Austritt spricht. Ja, es gibt gute Einrichtungen. Was spricht dagegen, diese auch weiter zu unterstützen? Ich muss nicht an einen Gott glauben, um menschlich und hilfsbereit zu sein – vielleicht geht es sogar besser ohne! Wenn ich mich in der Welt umschaue, scheint das nicht ganz abwegig.

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