Radverkehrsführung an der Detmolder Straße

Wir hatten als Grüne vor einiger Zeit einen Antrag auf Einrichtung eines „aufgeweiteten Radaufstellstreifens“ (siehe ERA 2010, Kap. 4.4.2) bei der Verwaltung eingereicht, der dann letzte Woche auch im Ausschuss für Stadtentwicklung vorgestellt wurde. Allerdings nur als Kenntnisnahme, denn die Verwaltung sieht es nicht so, dass dort ein solcher Aufstellbereich eingerichtet werden kann. Die Begründung dazu liest sich für mich nicht besonders flüssig: Aufgrund der Erkundung der Verkehrssicherheit am 07.07.2009 „Weserstraße“ (Bereisung) des Arbeitskreises „Fahrradfreundliches Bad Oeynhausen“, AG 2, und des Fraktionsantrages der Grünen vom 29.03.2013 wurden verschiedene Möglichkeiten der Verkehrsführung in der Detmolder Straße erarbeitet.

Die Einrichtung eines Aufstellstreifens für die Fahrradfahrer wird der Situation der Radfahrer an der Detmolder Straße/ Weserstraße – Bahnübergang – nicht gerecht. Es konnte beobachtet werden, dass bedingt durch die geringe Breite des Radwege und der schlechten Radverkehrsführung am Bahnübergang die Verkehrsführung nicht eindeutig ist und die Verkehrsteilnehmer teilweise ungeordnet kreuzen.

Die Planung konzentriert sich daher auf eine umfassendere Radverkehrsführung in diesem Bereich unter Einbeziehung einer sogenannten „Fahrradschleuse“. Diese Planungen sind mit dem Straßenbaulastträger Straßen.NRW und der Deutschen Bahn AG abzustimmen.

Der derzeitige Stand der Planungen wird in der Sitzung vorgestellt.
Genau weil aktuell ungeordnet gekreuzt wird, soll ja ein solcher Aufstellbereich eingerichtet werden, der durch eine Führung erreicht werden kann. Diese Maßnahme dient ja gerade der Ordnung. Und die Verwaltung schreibt, weil dort ungeordnet gekreuzt wird, ist ein Aufstellbereich nicht sinnvoll? Da fehlt mir der entscheidende Klick, damit der Groschen fällt.


Der Aufstellbereich wird idealerweise natürlich auch vor der Linksabbiegspur
fortgeführt. Noch idealer wäre, wenn die Linksabbiegespur ganz entfällt und die
Radverkehrsführung dafür breiter würde!

Und dann wird die „Fahrradschleuse“ ins Spiel gebracht, in einem Satz mit „umfassendere Radverkehrsführung“. Hätte man mir nur die „umfassendere Planung“ als Grund für eine Verschiebung des Tagesordnungspunktes genannt, ich hätte nichts gesagt. Aber eine Fahrradschleuse ist nichts anderes, als ein aufgeweiteter Aufstellstreifen nur ohne den aufgeweiteten Aufstellstreifen. Man hat also quasi einen Schutzstreifen, der neben den KFZ ein bisschen vorgezogen wird. Das kann man einbauen, wenn man Platz hat. Weil man bei einer Linksabbiegespur nämlich zwei dieser Streifen benötigt. Sonst würde man als linksabbiegender Radfahrer rechts neben den rechtsabbiegenden KFZ stehen. Wäre sehr sinnvoll, oder? Als eine mögliche Lösung der Verwaltung per Beamer an die Wand geworfen wurde, konnte ich wirklich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Drei oder vier aufgeweitete Radaufstellstreifen auf der schmalen Fläche. Die Zufahrten können bei dem Platz höchstens 30 Zentimeter breit gewesen sein. Wenn dies der „Stand der Planungen“ ist, dann viel Glück Bad Oeynhausen.

Genau dazu habe ich dann gesagt, dass dafür doch gar kein Platz ist. Die NW macht daraus in der Berichterstattung heute: „Fahrradschleuse“ an der Südbahn gefordert
… werden immer wieder Forderungen nach sogenannten Aufstellflächen für Fahrradfahrer laut. „Für die haben wir dort aber keinen Platz“, erklärte Arnold Reeker, Fachbereichsleiter Bauen bei der Stadt, im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss
Herr Reeker hat mir zugestimmt, als ich sagte, dass dort wenig Platz ist. Für *einen* *sinnvollen* Aufstellbereich ist dort genug Platz – aber nicht für die Lösung der Stadt. Jedenfalls nicht die, die dort beispielhaft gezeigt wurde. Und eine Fahrradschleuse macht an der Stelle überhaupt keinen Sinn. Im Gegenteil, ich halte das dort sogar für gefährlich.

Herr Freudenberg vom Seniorenbeirat hat Recht, wenn er sagt: „Wenn die [Fahrradfahrer] alle auf die Straße sollen, dann muss aber ein massiver Umerziehungsprozess stattfinden“, gab er zu bedenken. Völlig richtig und der kausale Dreh- und Angelpunkt. Wir haben die Probleme, weil in der Vergangenheit auf Teufel komm raus der Radverkehr vom motorisierten Verkehr getrennt wurde und das mit solch ungeeigneten Lösungen, wie sie an der Detmolder Straße aktuell noch zu sehen sind. Viel zu schmale „Radwege“, die massive Probleme mit Fußgängern und dem Parkverkehr haben.

Möchte man mehr Fläche für Fahrräder, muss man diese irgendwo abknapsen oder zusammenführen. Da bleiben nur die Fahrbahnen – wie in der Straßenverkehrsordnung seit 1997 verankert und aktuell noch einmal explizit verdeutlicht! Sicherheit vor Flüssigkeit ist dort seit diesem Jahr festgeschrieben. Und damit ist der motorisierte Verkehr gemeint.

Ich würde das Erfordernis dann nicht „Umerziehung“ nennen, „Umdenken“ passt wesentlich besser. Ich habe Hernn Freudenberg vor dem Ausschuss auf Nachfrage auch erklärt, wie ich das auf der Detmolder löse. Der Seniorenbeirat fordert dort seit langem eine Geschwindigkeitsbegrenzung, ich habe das im Ausschuss ebenfalls schon vertreten. Das wird von der Verwaltung aber regelmäßig mit Verweis auf übergeordnete Stellen abgelehnt (Was im übrigen Quatsch ist, anderswo sind Ortsdurchfahrten auf Bundesstraßen auch Tempo-30-Zonen). Diese Limitierung des Tempos bekommt man ganz jedoch ganz einfach und ohne Schilder hin, indem man langsamere Verkehrsarten selbstverständlich auf die Fahrbahn verlagert. Da passiert auch nichts, weil Autofahrer keine Mörder und weitgehend vernünftig sind. Und die wenigen Unvernünftigen … nun, vielleicht kommen die auch noch zur Einsicht.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

2 Kommentare zu „Radverkehrsführung an der Detmolder Straße

  1. Wie sollen denn irgendwelche Verkehrsteilnehmer zur Einsicht kommen, wenn dies nicht einmal die hauptberuflichen Kräfte in den Rathäusern schaffen? Letztlich ist es doch in 95% der Amtsstuben der gleiche Mist. Eigentlich hilft da nur der zivile Ungehorsam, indem man die schlimmsten Radwege ignoriert. Ich unterstelle rgelmäig die Nichtigkeit von Blauschildern. So würde ich z.B. nie den Radweg an der Eidinghauser Straße benutzen. Der widerspricht allem, was die StVO und die VwVStVO so hergeben, spätestens seit die Flutmuldenbrücke für den Schwerlastverkehr gesperrt ist.

  2. Ich fahre auf der Eidinghausener auch oft auf der Fahrbahn – und wurde dabei schon mehrfach von der Polizei überholt, ohne dass es da zu irgendwelchen Kontakten gekommen wäre. Es ist ja auch nicht einzusehen, dass diese ab Kreisel bis Mindener benutzungspflichtige Radwege hat und zwischen Kreisel und Autobahn nicht. Noch dazu – Du schreibst es – die Wege nichts entsprechen, was man irgendwo nachlesen kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*