Massengentests – Fehlversuche zählen nicht
Das Mindener-Tageblatt – eine kleine Klitsche im Vergleich zu den ‚meinungsbildenden‘ Druckerzeugnissen im Lande – setzt sich kritisch mit den Massengentests in den verschiedensten Mordfällen der letzten Zeit auseinander. Dass dabei die Unschuldsvermutung elegant beiseite gewischt wird und man in der Praxis gezwungen ist, seine Unschuld zu beweisen, wird dabei mitleidig lächelnd ignoriert und als Spinnerei abgetan. Mindener-Tageblatt vom 06.04.2013: DNA-Untersuchung im Mordfall Irma K. ohne Erfolg
… Wittop: „Wir haben den gesetzlichen Auftrag alles zu unternehmen, um den Mörder von Irma K. zu überführen.“ Dazu würden die Maßnahmen ergriffen, die zielführend sein könnten. Mit den richtigen Voraussetzungen seien Massengentests ein „wirkungsvolles Instrument zur Täterermittlung“ … Um einen Täter zu überführen ist der DNA-Test eine gute Möglichkeit – allerdings nicht, um ihn zu finden. Letzteres führt konsequenterweise dazu, dass unsere Geninformationen in Zukunft bei der Geburt ermittelt, in Datenbanken gespeichert und dann bei jeder Gelegenheit ausgewertet werden. Aufgrund der offensichtlich gesteigerten Frequenz und dem gestiegenen Umfang – jedenfalls lässt mich das die Presseberichterstattung vermuten – sind wir auf dem besten Wege dahin. Massengentests werden nämlich nicht zum Überführen, sondern zum Auffinden eingesetzt. Alles was die Polizei in den letzten medienwirksamen Mordfällen hatte, um die Zielgruppe einzuschränken, sind Vermutungen, Annahmen und bloßes Bauchgefühl. Zumindest ist es das, was uns öffentlich erzählt wird. Hätte man mehr, hätte man ja auch einen deutlich engeren Täterkreis.
Was liegt da näher, als die Geninformationen von Anfang an zu speichern. Aufklärungsarbeit ist dann nur noch ein Mausklick und warten. Der feuchte Traum der Ermittler. Für was das dann alles eingesetzt werden wird, mag ich mir gar nicht ausdenken. Mordfälle werden dabei jedenfalls zahlenmäßig im Promillebreich angesiedelt sein. Schöne neue Welt. Umso größer ist es einem Lokalblatt anzurechnen, dass so ein Thema aufgegriffen wird und umso schlimmer ist es, dass große Medien keinen Arsch in der Buxe haben!
Ich habe hier im Blog darüber schon desöfteren geschrieben, das Schlagwort DNA hilft weiter.
Via: Oeyni und Sven Brandhorst
Was immer gerne übersehen wird, ist die mangelhafte Aussagefähigkeit dieser Methode. Man erinnere sich nur daran, wie in Süddeutschland jaherelang nach dem „Phantom“ gefahdet wurde, welches für mehrere (Polizisten-)Morde verantwortlich gemacht wurde. Sogar die DNA der „Täterin“ war bekannt. Es war die DNA einer Mitarbeiterin aus der Wattestäbchen-Firma …
Wer diese Methodik einsetzt, muss folgendes sicherstellen:
a) eigene Fachkenntnis,
b) saubere fachkundige Arbeit auf allen Ebenen des Prozesses (von der Herstellung bis weit über die Beweissicherung hinaus),
c) die ausgewertete DNA kann _nur_ vom Täter stammen.
Zumindest c) lässt sich naturgemäß nie sicher ausschließen, weswegen die ganze Chose kriminalistisch eher von wenigem Nutzen ist, aber die massenhafte Speicherung der DNA ein großes politisches Konflikts- und Missbrauchspotential aufweist.