Warum dürfen manche mehr als andere?

Ein Zentimeter Neuschnee! Ich befürchtete schon den Untergang des Abendlandes, habe aber selbstverständlich trotzdem das Rad für den Weg zur Arbeit benutzt. Ich komme mir meist doof dabei vor, für die Strecke das Auto zu nehmen – mir fällt außer Regen einfach kein Grund dafür ein. Gut, der Schnee hatte heute eine Konsistenz hart an der Grenze zum Regen, trotzdem war das Fahren wie immer sehr erfrischend und hat Spaß gemacht … also fast immer.

Als der Handwerker-Van im Dörgen an mir vorbei zog und mit leicht ausbrechendem Heck – Hinterradantrieb sei Dank – vor mir einscherte, fand ich das mittelgut. Immerhin hat es der Fahrer mit sich vereinbaren können, hinter mir zu bleiben, solange ich die rechts parkenden Autos passierte. Das gelingt nicht jeder Soccer-Mom. Zwanzig Meter weiter musste er übrigens an der Einmündung zur Eidinghausener warten und ich war wieder vor ihm – was ihn dann dazu animierte, mehrfach den Motor aufheulen zu lassen. Naja, haben wir noch ein paar Nettigkeiten ;-) ausgetauscht und sind weiter.

Der nächste, der meinte mehr zu dürfen als andere, war der Siemens-Techniker, der mit seinem Van komplett auf dem Rad-/Gehweg der Eidinghausener Straße parkte. Genau vor der Ampelquerung in der Abbiegung zur Werster Straße. Natürlich unbeleuchtet. Sehr schön. Darauf angesprochen raunzte er mich an, er würde Wartung machen. Nun, in dem Augenblick machte er offensichtlich Siesta … 10 Meter weiter hätte er den Weg nicht blockiert – sei’s drum. Warum meint er das zu dürfen?

An der Einmündung Hinterm‘ Gradierwerk, auf dem stark abschüssigen Stück der Eidinghausener Straße, kam mir wie so oft ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung schneebedingt schlidderig in der verkehrten Richtung mit dem Fahrrad entgegen. Erstmal „Respekt“ für das Radfahren bei dem Wetter! Trotzdem verstehe ich nicht warum gerade Mitarbeiter der Stadt meinen, sich nicht an Regeln halten zu müssen. Habe ihn heute das erste Mal direkt mit Namen auf die verkehrte Richtung angesprochen und aus den als Antwort gebrummelten Silben war deutlich das gedachte „Geh mir doch weg mit dem Scheiß!“ zu erkennen. Leave it, love it or change it. Ich schiebe, wenn ich in eine Richtung nicht fahren darf. Warum darf der mehr?

Habe ich den Autoteilezulieferer erwähnt, der an der Königstraße den Gehweg zum Parken benutzte? Und den Taxibus-Fahrer, der mich auf der Königstraße mit deutlichem Geschwindigkeitsüberschuss und deutlich zu wenig Sicherheitsabstand überholte, während ich mich schon zum Linksabbiegevorgang zur Mitte der Fahrbahn hin orientierte? Warum dürfen die das?

Und schon Ende letzter Woche beobachtete ich ein weiteres „Warum darf der das?“. Vor der Post wird mit Begeisterung in zweiter Reihe, mit nur einer Hälfte in der Parkbucht oder gleich direkt auf dem Gehweg geparkt, weil man ja nur „schnell einen Brief einwerfen“ muss. Die dürfen das übrigens alle nicht sagen die Parkverbotsschilder an der Straße und deshalb ist dort angeblich (gesehen habe ich’s noch nicht) ganz, ganz selten auch mal ein/e Ordnungsamtmitarbeiter/in dort zu sehen, die/der Tickets verteilt. Allerdings kann ich nicht nachollziehen, warum dann ausgerechnet die Mitarbeiter der Stadtverwaltung sich nicht an die Regeln halten und mit den Firmenfahrzeugen ebenfalls in zweiter Reihe direkt vor dem Eingang parken, um die Briefe der Stadt zur Post zu bringen. Da würde ich mich als Ticketempfänger aber wundern. Tatsächlich weiß ich gar nicht, ob das erlaubt ist. Denn direkt vor der Post stehen tatsächlich keine Parkverbotsschilder auf der nördlichen Seiten der Dr.-Neuhäußer-Straße. In dem Bereich neben der Post schon und auf der südlichen Seite druchgängig. Da hat sich also jemand etwas gedacht – hoffe ich. Mal bei der Verwaltung nachfragen.

Und als Nachtsatz: ich bitte zu beachten, dass ich in diesem Beitrag auch Fehlverhalten von Radfahrern anprangere ;-) Weil mir ja immer vorgeworfen wird, ich sei zu einseitig. Und um mich selbst zu reflektieren … ja, bei den oben erwähnten Nettigkeiten war auch von meiner Seite nicht alles nötig. Allerdings – zur Entschuldigung – war das auch nur Reaktion und nicht Aktion und ich habe ziemlich gegrinst dabei. Manchmal kann ich einfach nicht mehr die mir eigene Ruhe behalten *g*

Übrigens wird sich an den ganzen Sachen nichts ändern, solange nur ich darauf hinweise, dass gerade falsch ist, was gemacht wird. Betrifft alles, worüber sich aufgeregt wird. Im Lenkungskreis Innenstadt habe ich wieder gehört, dass es alle doof finden, dass die Innenstadt voller Kaugummi und Zigarettenkippen ist. Ja dann sagt es den Leuten doch, wenn ihr seht wie sie den Müll in die Gegend werfen. Sagt jemandem wenn er falsch parkt. Sagt dass man nicht an die Viktoriapassage pinkelt. Sagt meinetwegen, dass man nicht im Kurpark Fahrrad fahren darf (das muss man dann halt erlauben ;-). Da waren noch andere Dinge, die vielen in der Innenstadt nicht passten. Weiter gedacht, sagt auch, dass man jemanden nicht verkloppt, anrempeln oder beklauen soll und helft. Immer nur aufregen, wenn alles vorbei und der Verursacher weg ist, bringt gar nichts. Es geht bei Kleinigkeiten los … kriegt den Arsch hoch!

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

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