Immer die gleichen Unfälle

Auch mit Unfallberichten und deren Kommentierung habe ich mich lange rar gemacht. Einfach zu viel um die Ohren. Aber wie schon bei den Gehwegparkern gesagt … ist nicht so, dass nichts passiert. Der Einfachheit halber nehme ich mal nur die Meldungen vom 30.10.2012!

Beginnen wir mal mit etwas atypischem. Hier kommt mal nicht das Auto aus der Einfahrt: NW-News 30.10.2012: Kind bei Unfall leicht verletzt
… mit seinem Seat Leon den Zedernweg, der als verkehrsberuhigter Bereich ausgeschildert ist. Von einer Grundstücksausfahrt fuhr ein fünfjähriger Junge mit seinem Fahrrad auf die Fahrbahn …
Wenn ich das richtig im Kopf habe, gibt es in verkehrsberuhigten Bereichen keine Fahrbahn. Das ist zwar nur Rosinen zählen, aber ohne Dinge richtig zu benennen, lernt auch keiner was. Außerdem muss man dort extrem langsam fahren. Mir gelingt es auch nicht immer, mich an die vorgegebene Geschwindigkeit zu halten (musste ich am Wochenende bei mir selbst nach ca. einem Jahrzehnt leider mal wieder erleben :-) ), aber in einem verkehrsberuhigten Bereich sollte man schon richtig vorsichtig unterwegs sein.

Polizei Mi-Lü 30.10.2012: Kind nach Schulende in Unfall verwickelt
… Der Schüler war … auf dem Gehweg der Straße Kirchbreite in westlicher Richtung unterwegs. Als er … den dortigen Fußgängerüberweg fahrend überqueren wollte, kam es zur Kollision mit dem Pkw einer 55-Jährigen, die ebenfalls in Richtung Westen fuhr …
Die Polizei erwähnt hier garantiert nicht unbewusst, dass der Schüler den Zebrastreifen „fahrend“ überquerte. Damit wird mal wieder allen Autofahrern suggeriert, man dürfe das auch nicht. Letztendlich ist genau das auch in Diskussionen immer wieder zu hören. Es wird nur nicht richtiger. Natürlich darf ich über einen Zebrastreifen fahren, ich habe dann nur keinen Vorrang wie die Fußgänger. Natürlich müssen das Radfahrer lernen. Aber selbst wenn man keinen Vorrang hat, bedeutet das nicht, dass man umgefahren werden darf! Die Kirchbreite ist reichlich mit 30-Schildern versehen, der Zebrastreifen ist extra markiert, es sind dort mehrere Schulen ansässig. Da soll mir mal ein Autofahrer erklären, wie so ein Unfall passieren kann – wenn man hinter dem Steuer nur halbwegs darauf achtet wo und wie man unterwegs ist. Als ich das letzte Mal dort mit meiner Spielzeugblitzpistole gestanden habe, fuhr in der Kirchbreite übrigens nicht ein einziges Fahrzeug langsamer als die maximal zulässige Höchstgeschwindigkeit. Man mag überlegen, warum dort Unfälle passieren …

Pol. Mi-Lü 30.10.2012: 11-jähriges Mädchen bei Verkehrsunfall leicht verletzt worden
Das Kind war … mit seinem Fahrrad auf dem nördlichen Geh- und Radweg entlang der Bohlenstraße in westlicher Richtung unterwegs. Als das Mädchen … an einer Querungshilfe die Bundesstraße überqueren wollte, kam es zur Kollision mit dem Pkw eines 48-Jährigen, der in Richtung Blasheim fuhr …
Eine Querungshilfe ohne Furt und ohne Ampel. Mithin das, was ich immer als schlechteste Lösung bei Querungshilfen benenne. Die Kinder wissen vielfach nicht, dass Autofahrer dort eben nicht halten müssen. Manche tun dies fälschlicherweise trotzdem, die Kinder merken sich das … und zack. Ob es hier so war, lässt sich aus dem Bericht natürlich nicht schließen.

Pol. Mi-Lü 30.10.2012: Kind bei Fahrradunfall leicht verletzt
… Ein 70-jähriger Autofahrer wollte … von einem Firmengrundstück nach rechts auf die Königstraße einbiegen. Eine Autofahrerin auf der Königstraße stoppte ihren Wagen und gab dem Mann per Handzeichen die Möglichkeit auf die Straße einzubiegen. Als dieser anfuhr, kam es zum Zusammenstoß mit dem Fahrrad des 11-Jährigen, der sich in diesem Moment aus Sicht des 70-Jährigen von rechts auf dem kombinierten Geh- und Radweg näherte …
Typisch, auf alles geachtet, nur nicht auf den Radweg. Aus den Augen aus dem Sinn. Autofahrer denken nicht an Radfahrer und wenn ihnen dann auch noch dämlicherweise jemand ohne Grund die Vorfahrt gewährt, wird los gefahren. Ich ärgere mich jedesmal über die jovialen Gesten, mit denen vermeintlich nette Verkehrsteilnehmer auf die Regeln verzichten und lieber selbst den Verkehr lenken wollen. Was dann passieren kann, sieht man hier. Und Kopfschütteln ist dann noch das Netteste, was ich ernte, wenn ich dann nicht los fahre, sondern bedeute, dass ich lieber warte.

Pol. Mi-Lü 30.10.2012: Radfahrer wird leicht verletzt
… war ein 52-Jähriger mit seinem Pkw gegen 11.20 Uhr innerhalb der Ortschaft auf dem Nachtigallenweg in Richtung Westruper Straße unterwegs und wollte diese geradeaus überqueren. Dabei kam es zur Kollision mit dem Fahrradfahrer, welcher auf der Vorfahrtsstraße fuhr und gerade den Kreuzungsbereich passierten wollte …
Wieder ein Radwegunfall, wieder hat der Autofahrer nicht auf den Radverkehr geachtet. Aber Radwege sind ja so sicher! Da kann einem wirklich gar nichts passieren!

Pol. Mi-Lü 30.10.2012: Radfahrer am Morgen von Auto erfasst
… bog ein 63-jähriger Mann mit seinem Pkw gegen 6.50 Uhr von der Auffahrtrampe der Ringstraße kommend nach links auf die Marienstraße in Richtung Petershagen ab. Dabei kam es im Kreuzungsbereich auf der Radfurt zur Kollision mit dem aus Sicht des 63-Jährigen von links querenden Fahrradfahrer …
Abbiegeunfall in Verbindung mit einem Radweg. Klassiker. Autofahrer hat wieder mal gepennt. Ich kann mich nur wiederholen: Leute, benutzt Radwege, das ist totsicher!

Pol. Mi-Lü 30.10.2012: Schülerin wird bei Unfall leicht verletzt
… fuhr ein 39-jähriger Autofahrer gegen 7.40 Uhr auf der Straße Stellerloh in Richtung Weher Straße (K 57). Als er an der Einmündung nach rechts auf die Kreisstraße einbiegen wollte, erkannte er nach eigener Aussage die aus seiner Sicht von rechts kommende Fahrradfahrerin und bremste. Die 13-Jährige war zu diesem Zeitpunkt auf dem Geh- und Radweg entlang der Vorfahrtsstraße unterwegs. Zwar kam es offenbar zu keiner Berührung zwischen dem Auto und dem Fahrrad, dennoch verlor die Schülerin das Gleichgewicht und stürzte in Höhe des Pkw auf die Fahrbahn …
Kenne ich! Passiert ab der Eidinghausener auch regelmäßig. Der Autofahrer denkt er hat alles richtig gemacht, wenn er abrupt und 30 Zentimeter vor dem Radweg mit heftig in die Stoßdämpfer gehendem Auto knapp vor mir zum Stehen kommt. Ich bin sicher etwas erfahrener und gelassener als eine 13jährige Schülerin – aber auch mir geht bei solchen Aktionen regelmäßig der Puls nach oben. Natürlich hat der Autofahrer in diesem Beispiel völlig korrekt gehandelt, ist langsam an den Weg herangefahren und hat sinnig gebremst. Das Mädchen ist wahrscheinlich einfach so umgefallen.

Alles an einem Tag passiert. In jedem Fall behaupte ich, dass mit etwas mehr Umsicht bei den Autofahrern nichts passiert wäre. Aber meine Sicht ist ja auch subjektiv eingefärbt, ich weiß. Ich bin ein Klugscheißer und habe keine Ahnung … jaja.

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

8 Kommentare zu „Immer die gleichen Unfälle

  1. Hallo Andreas,

    danke für die Übersicht und die Kommentare dazu. Ich kann zu der Sache ‚Radweg=böse‘ und ‚Rad-auf-Fahrbahn=weniger-gefährlich‘ nicht wirklich etwas sagen. Aber was mir an Deinen Zeilen besonders aufgefallen ist, ist der Passus:

    (…)Als ich das letzte Mal dort mit meiner Spielzeugblitzpistole gestanden habe, fuhr in der Kirchbreite übrigens nicht ein einziges Fahrzeug langsamer als die maximal zulässige Höchstgeschwindigkeit. Man mag überlegen, warum dort Unfälle passieren …(…)

    Da kam mir in den Sinn: Warum auch?!

    Bitte nicht falsch verstehen, als Familienvater bin ich auch besorgt um die Sicherheit der Kleinen. Aber erwartest Du von den Autofahrern, dass sie die gesamte Kirchbreite die erlaubten 30 km/h noch unterschreiten? Vielleicht sogar freiwillig? Die Kirchbreite zur Spielstraße zu machen, ist ja wohl etwas weltfremd bzw. mindestens ein Novum für eine Kreisstraße.

    Ich weiß, Radfahrer sind die besseren Verkehrsteilnehmer, aber denkt auch einmal an die, die nicht mit dem Rad zur Arbeit (oder wo auch immer hin…) fahren können oder wollen.

    Und nun: Feuer frei ;-)

  2. Nö, nix Feuer frei. Ich kann mir nur gerade nicht vorstellen, warum jemand meinen könnte, geltende Regeln und Gesetze würden für ihn nicht gelten. Da bin ich tatsächlich gerade konsterniert.
    Um Deine Frage zu beantworten: Ja selbstverständlich erwarte ich von Verkehrsteilnehmern, dass sie sich an die Regeln halten. Dazu gehört es, dass man die maximal zulässige Höchstgeschwindigkeit nicht übertschreitet. Punkt.
    Und 30 ist keine Spielstraße – die im übrigen „verkehrsberuhigter Bereich“ heißt.
    Auch das mit den „Radfahrer sind die besseren Verkehrsteilnehmer“ ist Bullshit. Das ist immer das Totschlagargument um eine sachliche Diskussion abzuwürgen. Mir kommen jeden Morgen Horden von Honks entgegen, die nicht wissen, auf welcher Seite man bei uns fährt. Und auch ich werde wohl demnächst einen Punkt bekommen und ordentlich Geld zahlen. Ich weiß aber auch warum und ärgere mich sehr.
    Allerdings wüsste ich keinen Grund, warum man als Autofahrer nicht zur Arbeit kommt, wenn man auf der Kirchbreite oder im Dörgen oder der Hahnenkampstraße oder der Triftenstraße nicht schneller als 30 fährt. Mir gelingt das mit dem Auto regelmäßig und ich lebe noch.

  3. Nun, da sind wir uns natürlich einig: Geltendes Recht ist zu beachten und 30 km/h auf der Kirchbreite sind ohne Frage sinnvoll!

    Ich bin nur an der Stelle in Deinem Artikel hängengeblieben, an der Du Dich darüber wunderst, dass bei Deinen Messungen niemand langsamer als die erlaubten 30 km/h fuhr.

    Ich bin der Meinung, dass 30 km/h auf einer (soweit ich weiß) Vorfahrtstraße selbst in Schulnähe OK sind. Die Straße ist gut ausgebaut und gut zu überschauen… meine ich zumindest.

    Ich habe Deinen Text so gedeutet, dass Du es für durchaus angemessen ansähst, wenn in der Kirchbreite weniger als 30 km/h erlaubt wären. Das wäre dann also ein (wie ich nun gelernt habe) ein verkehrsberuhigter Bereich. Das halte ich wie gesagt für übertrieben.

    Und wenn 30 km/h erlaubt sind, dann fahre ich die auch. Gerade auf der Kirchbreite.

  4. Wenn 30 Km/h als maximale Geschwindigkeit zulässig sind, dann heißt das für mich, dass ich auch durchaus mal 25 fahre, wenn ich an einer Einmündung ein Kind sehe. Ich möchte aus der Kirchbreite keinen verkehrsberuhigten Bereich machen, das wäre ziemlicher Quatsch ;-) Aber ich wundere mich schon, warum bei *maximal* 30 niemand langsamer unterwegs ist. Und ja, das bedeutet, dass man eigentlich etwas langsamer fährt, denn man darf ja nicht schneller als eben 30. Und 30 sind nicht 35, 40 oder 45. Und schon lange nicht 55 oder 60. Bei einer Messung der Verwaltung/Polizei vor einigen Jahren lag die durchschnittliche Geschwindigkeit bei etwas über 50. Durchschnitt! Das meine ich.

  5. OK, auch da sind wir uns einig! Und ja: Bei dem (von Dir erst jetzt erwähnten) Kind muss man die Geschwindigkeit sicherlich auch reduzieren!

    Aber ich gebe zu: Wenn die Verkehrslage und Situation es hergeben, lasse ich bei erlaubter V_max von 30 meine Tachonadel auch die 35 erreichen und nutze dann die erlaubten realen 30 km/h auch aus.

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