Absolute Mehrheit

Seit Wochen wird darüber geredet und gestern war’s dann soweit. Stefan Raab startete auf Pro7 seinen Polittalk mit direkter Rückmeldung des Publikums an die Diskutanten. Ich fand das Konzept sehr gut. Denn bei MaischillJauWill sitzen doch die Gäste, reden völlig ungehemmt und freuen sich nach der Sendung an ihren eigenen Weisheiten. Was der Rezipient davon hält bekommt er nicht mit – und es interessiert wahrscheinlich noch nicht einmal. Genau dieses Manko eliminiert „Absolute Mehrheit“ – theoretisch.

Praktisch war die Sendung noch ein bisschen holprig. Raab rutschte anfangs noch ein bisschen ins Zotige, fing sich aber alsbald. Routine ist das, was ihm in der eher seriösen Sendung noch fehlt. Wenn er ernst bleiben soll – was nicht bissig oder flapsig ausschließen muss – kommt er ins Trudeln. Unterhaltsamer als der Schwiegersohn Jauch ist er aber allemal. Letzterer ist auch nicht immer im Thema, verpackt das nur eloquenter. Mir gefiel das schon ganz gut, hat aber noch viel Potential nach oben.

So sollte man z.B. die Zwischenstände weglassen. Das bietet je Thema ca. 10 Minuten mehr Redezeit und stoppt nicht den Diskussionsfluss. Bei so einer Sendung sollte es nicht darum gehen, dass der Sender an den SMS und Anrufen Geld verdient und darum noch „Ruf mich an“-Pausen einbaut. Wenn man die Schiene Politik etwas ernsthaft angehen möchte, dann sollte man sich das verkneifen.
Weiterhin müssen die Leute, die rausgewählt werden, den Mund halten. Punkt. Sonst macht das Ganze echt keinen Sinn. Fuchs redete und redete, obwohl er gar nicht mehr gewählt werden durfte und nahm dadurch den anderen Zeit weg. Genauso Frau Delius beim letzten Thema. Ja, das ist unter Umständen ungerecht, wenn man in seiner Paradedisziplin nicht mehr dabei ist, aber so ist das. Das Leben ist kein Ponyhof.

Ich glaube „Absolute Mehrheit“ kann was werden. Wenn nicht nach 3 Sendungen die Flinte ins Korn geworfen wird und die Gäste aus den anderen Talkshows kommen. Denn genau die will man bei so einem Konzept als Zuschauer sehen!