Wer nichts zu verbergen hat …

In einem Mordfall werden – weil die Polizei nicht weiter weiß – wahllos DNA-Proben von Männern genommen, die im Umkreis des Tatortes wohnen. Und wenn dabei nichts gefunden wird – na, dann vergrößern wir eben den Suchradius. Warum sollte man da nicht freiwillig seine Spucke abgeben? Gut, wir haben eigentlich eine Unschuldsvermutung und nicht umgekehrt. Außerdem gibt es keine Garantie, dass die DNA auch wirklich gelöscht wird, aber wenn man nichts zu verbergen hat … und überhaupt, Du bist doch nur ein Querulant, dass Du gegen solche Speichelproben wetterst.

Bei einer Demo werden wahllos die Handydaten im Umkreis der Demonstration gespeichert. Wer wann wo anwesend war, mit wem telefoniert oder gesimst hat und so weiter. Ist doch nicht schlimm! Da kommen in ein paar Jahren zwar Millionen Datensätze zusammen und man kann diese sogar mit anderen Delikten in Verbindung bringen. Andere geht es auch nichts an, wo ich mich so rumtreibe, aber hey, wenn man nichts zu verbergen hat … und überhaupt, warum redest Du gegen so eine Speicherung? Hast Du Dreck am Stecken?

Die Polizei soll Trojaner auf privaten Rechnern installieren dürfen, damit sie im Intimsten rumschnüffeln kann, was man als Bürger so hat. Wird auch garantiert nur bei ganz, ganz schweren Verbrechen eingesetzt. Marihuana rauchen oder sowas. Vielleicht noch bei Prügelspielen auf dem Rechner oder wenn man Lieder runter geladen hat. Datenschutzrechtlich gibt es da gar keine Bedenken. Die Nacktbilder von Mutti interessieren die schon nicht. Ist schon OK, wir haben doch nichts zu verbergen … und überhaupt, warum verschlüsselst Du eigentlich Deinen Rechner?

Bei Fahrradunfällen werden leider immer noch zu viele Menschen getötet. Bei Abbiegeunfällen, wenn KFZ und LKW-Fahrer nicht über die Schulter blicken. Weil Radfahrer auf abseitige Wege gezwungen werden und aus dem Gesichsfeld der stärkeren Verkehrsteilnehmer verschwinden. Dann sollen sie doch gefälligst einen Helm aufsetzen! Dann kann einem nichts mehr passieren. Der verhindert zwar keine Unfälle, aber wir müssen uns dann nicht um die Unfallursachen kümmern. Und was fällt Dir eigentlich ein, die Funktion in Frage zu stellen?

Manche Verkehrsunfälle sind schwer aufzuklären, weil man gewisse Daten mühsam rekonstruieren oder schätzen muss. In vielen Bereichen werden diese Daten bereits jetzt durch Automatismen aufgezeichnet. Im Auto könnte man so einen „Fahrtenschreiber“ auch installieren und hätte dann im Fall der Fälle eine Möglichkeit, genauer zu wissen was passiert ist. Ja seit ihr denn wahnsinnig? Es geht doch keinen was an, wie schnell ich wo fahre, das fällt alles unter den Datenschutz. Nachher kann das noch jeder auslesen. Wollt ihr mich etwa unter Generalverdacht stellen? Muss ich jetzt schon beweisen, dass ich nicht am Unfall Schuld bin? Außerdem verhindert das Ding doch gar keine Unfälle … und überhaupt, warum findest ausgerechnet Du so ein Ding gut?

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

2 Kommentare zu „Wer nichts zu verbergen hat …

  1. Im Rettungsdienst sind seit ca. 15 Jahren anstelle von Fahrtenschreibern sogenannte Unfalldatenschreiber (UDS) üblich. Sie zeichnen alle Daten der letzten 30 Sekunden vor einem Unfall auf.
    Es gibt so etwas bereits, und es ist sinnvoll.

    Von all Deinen genannten Beispielen ist das das einzige, was ich ebenfalls nicht ablehne sondern als Pflicht befürworte.

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