Wie ist es richtig?

In den letzten Tagen bin ich – klar, es regnet nicht! – wieder fast ausschließlich mit dem Rad zur Arbeit gefahren. Und ich habe mich wirklich zurückgehalten hier. Nicht erwähnt, dass täglich jeder der mit einem Auto aus einer Einmündung kommt und meinen Weg quert, mir die Vorfahrt nimmt. Und nein liebe Autofahrer, wenn ich abbremsen muss und ihr gemächlich jovial lächelnd zurück setzt, dann ist das nicht in Ordnung. Das ist trotzdem „Vorfahrt nehmen“. Wenn das einer mit euch in eurer Kiste machen würde, dann hättet ihr sofort das Handy am Ohr und würdet die Polizei anrufen. Wenn ich als Radfahrer in so einer Situation mit dem Kopf schüttle und nicht vor Dank für das großzügige Vorbeiwinken auf die Knie falle, dann werde ich auch noch wild angehupt und mir werden obszöne Gesten gezeigt. Ganz tolle Wurst.

Auch die Dame, die mir auf meiner Seite auf dem leider benutzungspflichtigen Radweg an der Eidinghausener Straße auf dem Rad entgegenkam und ganz erstaunt war, dass ich nicht auf den Gehweg ausgewichen bin sondern vorsichtig anhielt, habe ich nicht erwähnt. Die hat mich dann beschimpft, ich solle gefälligst rechts fahren. Und überhaupt, warum ich so uneinsichtig und bockig sei. Warum denken die Leute eigentlich, nur weil sie etwas falsch machen, muss ich mich zwingend anschließen? Ich darf nicht auf dem verdammten Gehweg fahren und ich tue es auch nicht. Punkt. Wenn so ein merkfreier Geisterfahrer eh schon im Gegenverkehr unterwegs ist, dann macht es den Braten auch nicht mehr fett, wenn er zusätzlich verbotenerweise den Gehweg nutzt.

Erwähnen möchte ich aber die Frau, die mich heute morgen in der Dr.-Neuhäußer-Straße überholen wollte, als ich gerade an den dort überall am rechten Fahrbanrand parkenden Fahrzeugen vorbei fuhr. Da war halt kein Platz mehr für ein Auto zwischen mir und dem linken Bordstein – jedenfalls nicht ausreichend, als dass der hinter mir fahrende Polo hätte durch gequetscht werden können. Man kann dann einfach gelassen bleiben und die 100 Meter hinter mir abwarten, man kann mich aber auch blöde anhupen, einen Vogel zeigen und mit der Stoßstange 20 Zentimeter neben meinem Hinterrad fahren. Beim zweiten Hupen habe ich dann angehalten und wollte fragen, was Sache sei. Da hat sie dann die Türen verriegelt und mir wieder mehrfach Gesten gezeigt, die eigentlich recht teuer sind.

Ich habe es schon mehrfach geschrieben, ich habe mir abgewöhnt frech zu sein, wilde Gesten zu machen oder auf Autos zu tatschen. Ich halte an und/oder spreche die Leute höflich an. Man wird dann aber *immer* angepöbelt. Selbst wenn ich gar nichts mache und nur warte. Was bilden die sich ein? Mir wird zu solchen Situationen oft von wohlmeinenden Menschen geraten, ich solle doch Rücksicht nehmen. Auf wen? Und warum? Andere Menschen benehmen sich falsch, behindern oder gefährden mich im schlimmsten Fall und ich soll Rücksicht nehmen? Auf was? Auf deren Befindlichkeiten? Wer nimmt Rücksicht auf mich?

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

2 Kommentare zu „Wie ist es richtig?

  1. Hallo Andreas,
    vielleicht machst Du es wie das LKA und nimmst die Panzer aus der Google Anzeige rechts vom Beitrag und „Sprnge ……….!“ ;o)
    “ Mach kaputt, was Dich kaputt macht.“
    Freundlichkeit ist was für Weicheier!

    Nee, im Ernst, ich habe auch kein Patentrezept. Die Entwicklung im Straßenverkehr ist bedenklich und je mehr Blech um die Fahrer/ innen herum ist, desto dreister werden die.
    Hat vielleicht auch etwas mit der gesellschaftlichen Entwicklung zu tun?
    Leider werden solche „Kavaliersdelikte“ nicht geahndet, bzw zu selten zur Anzeige gebracht.
    Vermutlich hätte man damit (Anzeige) auch schlechte Karten?
    Aber ich kann verstehen, daß Dir solche rücksichtslosen Rüpel den Tag versauen.
    Vielleicht ist Gewalt doch ´ne Lösung?? ;o)

    Gruß
    Martin

  2. Hallo Andreas,

    über die Jahre bin ich zum regelmäßigen Fahrradpendler geworden und lege so Jahr für Jahr mehrere tausend Kilometer auf dem Weg zur Arbeit zurück. Ich habe den Eindruck, daß kein Tag vergeht an dem ich nicht in meinen Rechten als Fahrradfahrer beschnitten werde: Überholen ohne ausreichenden Abstand, Versperren des Fahrradstreifens, Vorfahrt nehmen, …
    Anhupen und Anpöbeln kommt bei mir so gut wie nie vor. Wenn ich jedoch die Autofahrer bei einer geeigneten Gelegenheit an der Ampel anspreche, gibt auch hier absolut Uneinsichtige.

    Aber eben nicht nur! Immer wieder habe ich den Eindruck, daß bei manchem Fahrer dann doch der Groschen gefallen ist. Zudem gibt es auch die Fahrer, die einen extra großen Bogen machen, den blockierten Fahrradstreifen wieder freimachen, einen vorbei lassen, wenn es eng wird oder mich nicht mehr kurz vor der gelben Ampel noch mit Vollgas zu überholen versuchen.

    Und dann merke ich, daß ich selbst auch nicht immer ganz korrekt die StVO einhalte. Kurz vor der roten Ampel auf den Fußweg ausweichen um rechts abbiegen zu können, ohne auf die Grünphase warten zu müssen. Den ein oder anderen Fußgänger oder Fahrradfahrer zu schnell und in zu engem Abstand überholen, weil man es ja eilig hat und nicht abwarten kann oder will.

    Martins „Gewaltphantasien“ sind auch mir nicht fremd. Aber am Ende muß ich seinem (hoffentlich) ironischem Resümee jedoch klar widersprechen. Gewalt ist KEINE Lösung.

    Eine schnelle Lösung habe ich auch nicht für uns. Aber ich möchte Dich in Deinem Entschluß bekräftigen, bestimmt und freundlich zu bleiben. Zudem das eigene Verhalten als Verkehrsteilnehmer (Auto/ Fahrrad/ Fußgänger) kritisch im Blick zu behalten und für alle nicht akut gesundheitsgefährdenden Ereignisse gilt: halbe Lunge und den Ball flach halten. Denn warum fahren wir noch Fahrrad? Weil allen Widrigkeiten zum Trotz die positive Seite doch überwiegt!

    Zum Schluß möchte ich diejenigen Deiner Leser, die sie noch nicht kennr die 10 Gebote des sicheren Radfahrens (http://bernd.sluka.de/Radfahren/10Gebote.pdf) hier verlinken. Sie haben sich in meinem Pendleralltag absolut bewährt. Vielleicht findet auch ihr hier noch den ein bisschen Rückhalt oder einen Tipp, das Fahrradfahren sicherer zu gestalten.

    Allzeit gute Fahrt!
    Norbert

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