Qualitätsjournalismus

Ich gucke eben auf meinen Kontoauszug und sehe eine Abbuchung über 16,50 Euro. Die Neue Westfälische hat den monatlichen Obolus für meine Berechtigung zum Lesen ihrer Zeitung im PDF-Format eingezogen. Nicht viel möchte man meinen. Allerdings interessiert mich eigentlich auch nur der Lokalteil. Alles was im überregionalen oder gar internationalen Teil steht, ist eh veraltet und ich habe die Infos meist bereits in den Tagen und Stunden vorher ausführlicher und verlinkter online gesehen und gelesen. Sei es über Facebook, Twitter, den Google-Reader oder schlicht durch andere Blogs. Den Sportteil lese ich auch nicht. Naja, fast nicht. Neuerdings gucke ich immer, wie der HCE in der Landesliga gespielt hat und ob sich meine völlig laienhafte Meinung zum Spiel mit dem der Redakteure deckt.

Bleibt also der Lokalteil. Einige Dinge erfährt man wirklich erst aus der Zeitung. Bei manchen Sachen habe ich vielleicht mehr Hintergrundwissen und ganz, ganz selten bin ich sogar selbst mal drin ;-) So auch vergangenen Samstag. Banales Thema, 10 Jahre Euro und wie’s so ist. Wir haben ein wenig mit einem Redakteur gesprochen, der hat Fotos gemacht (sogar eins auf dem ich nicht ganz blöde gucke), hat sich Namen notiert und dann war’s auch schon vorbei. Die Notiererei hat aber nicht soviel gebracht, denn seit Samstag fliegt mir vor Lachen jedesmal der Draht aus der Mütze, wenn mich wieder mal jemand mit „Herr Otto“ anspricht oder fragt, wieviele Elefanten ich denn heute schon gezeichnet habe. Denn genauso war das Bild auf dem NW-Titel unterschrieben: Andreas Otto. Vielen Dank liebe NW. Dass die Zitate im Artikel dann den falschen Personen in den Mund gelegt wurden, ist nur eine weitere Marginalie – auch wenn es mir ein Kopfschütteln abringt. Warum werden sich denn mit spitzem Stift Namen und Zitate notiert?

In anderen Fällen ist das nicht ganz so witzig, wenn es z.B. am 30.12. im Artikel über den Bruch der FDP mit der Viererkoalition heisst, die Grünen würden in einer Dreierkoalition mit SPD und UW weitermachen. Das hat niemand jemals gesagt und es ist auch sicher in keinem Gespräch so zu verstehen gewesen.

Mir sind solche groben Schnitzer bei einigen Themen – zu denen ich halt mehr weiß oder bei denen ich mich zufällig auskenne – schon desöfteren aufgefallen. Dinge die so nicht sein können, schlicht falsch extrem vereinfachend und dann letztendlich unrichtig erklärt werden. Oder die unsäglichen Berichte über Verkehrsunfälle, die wortwörtlich aus dem Polizeiticker übernommen werden und bei denen niemals auch nur ansatzweise daran gedacht wird, redaktionell Aufklärungsarbeit zu leisten.

Nun bin ich ja nur ein kleines Licht und weiß nicht viel, trotzdem fallen mir regelmäßig solche Dinge auf. Andere Leute wissen sicher viel mehr und in anderen Bereichen, rein statistisch müssen denen ja auch Dinge auffallen, die ich einfach so glaube. Das lässt die eben abgebuchten 16,50 Euro plötzlich gar nicht mehr so günstig erscheinen.

Ist das der Qualitätsjournalismus, von dem man so viel liest und der den Bach runter geht, wenn man nicht mehr für die Inhalte zahlt und sich kostenlos im Netz informiert? 16,50 Euro …

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

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