E-Bike-Wahn

Ich bin wirklich sehr angetan von den elektrisch unterstützten Fahrrädern. Sie erlauben älteren und/oder schwächeren Menschen die Nutzung eines durch und durch umwelt- und gesundheitsfreundlichem Verkehrsmittels. Ohne diese Unterstützung wären diese Menschen u.U. immobil oder auf andere angewiesen bzw.könnten sich nicht auf längere und anstrengendere Radtouren wagen. Insofern habe ich überhaupt nichts gegen „E-Bikes“ – außer dem Namen, Elektro-Fahrrad finde ich viel besser, denn „Bike“ ist ja nun wirklich kein deutsches Wort und steht noch nicht einmal eindeutig für „Fahrrad“.

Was mich aber nervt ist der Umgang damit. An jeder Ecke nur noch E-Bike, E-Bike. Die Tourismusverbände springen auf den Zug auf und plappern nach. In vielen Orten kümmert man sich noch nicht einmal um unmotorisierte Radler (ich kenne da einen Ort im Weserknick …) aber es wird eine Movelo-Region ausgerufen. NW-News: Mit dem E-Fahrrad durchs Weserbergland
… „Außerdem gilt es bei einigen Strecken, bis zu 480 Höhenmeter zu überwinden – diese anspruchsvollen Routen sind mit dem E-Bike doch deutlich leichter zu meistern.“ …
480 Höhenmeter auf einer 20 oder 30 Kilometerrunde sind nun wahrlich kein Hexenwerk. Und wenn man beginnt, so etwas als unüberwindbar zu kommunizieren, dann schafft man damit genau eines: immer mehr energieverbrauchende Räder auf die Straße zu schicken – auch bei denjenigen, die es eigentlich gar nicht brauchen. Es gibt doch jetzt schon Mountainbikes mit E-Motoren, damit man noch leichter durch den Wald brettern kann, das Wild verschreckt und die Natur zerstört.

Auf dem Weserradweg hatte ich schon zwei Situationen, bei denen Senioren mit den 25 Km/h ihres Elektro-Rades nicht zurecht kamen und nicht wussten, was sie machen sollten, als ich ihnen mit mehr als 30 Km/h entgegen kam. Das ging beide Male gerade noch einmal gut, weil ich in die Botanik auswich. Am Zebrastreifen der Bahnhofstraße beobachtete ich einen Herrn, der mit allem was das mototisierte Rad hergab, über den Gehweg der Portastraße bretterte, um dann ungebremst über den Zebrastreifen zu fahren.

Wie gesagt, ich finde es sehr gut, dass es sowas gibt, aber die Hurra-Berichterstattung ist mir zu unkritisch. Wo fahren die motorisierten Räder im Normalverkehr? Ein Mofa muss auf die Fahrbahn und ist im Zweifel sogar langsamer. Wird lustig, wenn genug Leute mit dem Elektrorad die meist erbärmlichen benutzungspflichtigen Radwege benutzen. Natürlich in beide Richtungen. Ich freue mich schon!

Über

Ich schreibe hier über Fahrrad(politik), Politik an sich, Technik, unsere Familie und alles was mich sonst so bewegt.

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