Fahrradfahrer leben gefährlich
Nach dem Tenor einiger Veröffentlichungen der letzten tage zu schließen, begibt man sich auf dem Rad jeden Tag in Lebensgefahr. Gut, dass macht man mit anderen Verkehrsmitteln auch, aber auf dem Rad muss es besonders schlimm sein. Zumindest wird versucht, dass trotz gegenteiliger Zahlenlage irgendwie hin zu drehen. Der Westen: Weniger Gefahren für Radfahrer im Revier
… in den meisten Revierstädten ist die Zahl der verunglückten Fahrradfahrer überdurchschnittlich stark zurückgegangen. Gleichwohl verunglücken noch immer verhältnismäßig viele Radler im Straßenverkehr. Dies hat der Städte-Check 2011 durch den Verkehrsclub Deutschland (VCD) ergeben.
„Die Radfahrer sind nach wie vor die am stärksten gefährdeten Verkehrsteilnehmer“, sagte VCD-Bundesgeschäftsführerin Kerstin Haarmann. Rund 1000 Personen täglich haben einen Unfall im Verkehr, darunter 192 Biker … „Verhältnismäßig viele“ trotzdem die Unfallzahlen „überdurchschnittlich stark“ zurück gegangen sind – wie geht das zusammen? Ich verstehe auch den VCD bei der Berechnung nicht, dass 1,92% 19,2% die am stärksten gefährdete Verkehrsteilnehmergruppe darstellen. Wobei das natürlich so auch nicht aus dem Artikel hervorgeht. Aber wenn die am stärksten gefährdete Gruppe mit nicht einmal 2% am Unfallgeschehen beteiligt ist, dann ist diese Klientel ganz offensichtlich über-überdurchschnittlich vorsichtig.
Die TAZ veröffentlicht ebenfalls einen Artikel zum Thema, hat allerdings einen irgendwie anders gelagerten Tenor. Radfahrer verünglücken hier ebenfalls häufiger als andere Verkehrsteilnehmer, sind aber meist selbst Schuld. TAZ.de: Radfahrer leben wild und gefährlich
… Ergebnis: Im Durchschnitt sank die Zahl der verunglückten Radler im Fünfjahresmittel um 2,5 Prozent. Dennoch verunglückten Radler im Schnitt 2,3-mal so häufig, wie es ihrem Anteil am Verkehrsaufkommen entsprochen hätte …
Die Ursachen für Radunfälle sind vielfältig, häufig sind Auto- oder Lkw-Fahrer schuld. Je nach Stadt werden aber auch 40 bis 50 Prozent der Radunfälle von den Radlern selbst verursacht; darin sind die Alleinunfälle enthalten, wenn also ein Radler einfach stürzt oder gegen einen Baum fährt …
Bei den Radunfällen, die von Autofahrern verursacht werden, waren die Hauptursachen Fehler beim Abbiegen, Vorfahrtsfehler und zu schnelles Fahren. Bei den Radunfällen, die von Radlern verursacht wurden, war die Hauptursache die falsche Fahrbahnbenutzung, gefolgt von Abbiege- und Vorfahrtfehlern sowie Fahren unter Alkoholeinfluss … Wenn ich eines aus den Artikeln der letzten Tage herauslesen kann, dann ist das, dass jeder sich die Zahlen dreht wie er möchte. 2 20% Unfallanteil ist nicht „der größte Brocken“. 40% – 50% Alleinunfälle senken diesen Wert noch einmal. Überhaupt „Alleinunfall“, wenn ich mir z.B. den Radweg an der Eidinghausener Straße vorstelle, dann weiß ich, wodurch so ein Alleinunfall zustande kommen kann. Das ist eine gewaltige Holperstrecke!
Festzuhalten ist, dass Autofahrer durch Missachtung der Regeln – und da sie den höheren Verkehrsanteil haben, passiert dies auch häufiger – wesentlich mehr Schaden anrichten, als Radfahrer. Ja, auch diese mißachten die Regeln. Aus Eigeninteresse allerdings mit deutlich geringeren Folgen. Ich will damit keine Rotlichtverstöße oder Vorfahrtdelikte schön reden – ganz im Gegenteil – aber das machen nicht nur Radfahrer. Und bei Autos ist es potenziert gefährlicher!
Radfahren ist mit das Sicherste, was ich mir auf der Straße vorstellen kann. Und die Unfallzahlen geben mir ja auch Recht. Alles andere ist viel heiße Luft!
Ich komme bei den VCD-Zahlen auf 19,2 Prozent. Das ist immerhin eine Größenordnung mehr als bei Deiner Rechnung.
Ein Fünftel der Verunfallten ist auch eine nicht unerhebliche Zahl. Wobei natürlich immer noch interessant zu wissen wäre, auf welche Fortbewegungsmittel sich der Rest verteilt und die entsprechenden Anteile am allgemeinen Verkehr sind.
Du hast Recht, da habe ich blind eine Kommastelle verrutschen lassen. Allerdings sind diese 20% inkl. aller Alleinunfälle. Daraus ein besonderes Risiko abzleiten, finde ich ganz merkwürdig. Tatsächlich haben wir in 2009 die Unfallstatistiken der vorhergehenden 3 Jahre mit der Polizei verglichen, und da schien mir das Unfallaufkommen hier in Bad Oeynhausen doch deutlich anders gelagert. Interessant war, dass so gut wie alle unverschuldeten Unfälle im Zusammenhang mit Radwegen standen.
Der Anteil der Radfahrer am Gesamtverkehrsaufkommen dürfte tatsächlich unter 20% liegen. Ob er tatsächlich nur bei knapp über 8% liegt weiß ich nicht.